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Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)

Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)

Titel: Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello , Sarah Girrell
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sah Farbe aufblitzen, genau bevor ich unterging. Ich wachte am Strand auf, da waren nur er und ich. Und weißt du, was er zu mir gesagt?
Das war eine wirklich dumme Sache, die du da getan hast.

    »Das ist ein bisschen heftig.«
    »Nein, ist es nicht«, sagte Kenny darauf. »Es war eine ehrliche, liebevolle Reaktion. Seine Art, dieses Trauma für mich etwas abzuschwächen. Er war nicht gemein oder ängstlich; er sagte nur, wie es war. Und außerdem hatte er ja recht. Meine Mutter hatte mir schließlich gesagt, dass ich nicht ins Wasser gehen sollte. Und vielleicht hätte ich sauer auf ihn sein sollen, aber ich war es nicht. Ich war ihm dankbar. Niemand hatte jemals zuvor so deutlich mit mir gesprochen. Ich glaube, es war das erste Mal, dass ich mich erwachsen fühlte.«
    »Niemand hat jemals mit mir so gesprochen. Na ja, außer dir, nehme ich an.«
    Er quittierte das mit einem schiefen Grinsen, bevor er weitersprach. »Am nächsten Tag ging mein Dad mit mir am Strand laufen. Ich glaube, er wusste, wie erschrocken ich war. Danach gingen wir Kajak fahren. Dann schwimmen. Und als ich ihm sagte, dass ich Angst hätte, sagte er:
Kannst du auch haben, wenn du willst. Und manchmal solltest du sie auch haben. Aber niemals
musst
du sie haben.
Das gefiel mir. Es bedeutete, dass ich die Wahl hatte.«
    »Hört sich an, als wäre er ein großartiger Typ«, sagte ich.
    »Ist er auch«, antwortete Kenny. »Ich glaube, du würdest ihn mögen. Lustig ist er auch. Heute ist er viel direkter als jemals zuvor. Und wenn er glaubt, dich erwischt zu haben, und du auch nur daran denkst, rot zu werden, dann macht er weiter, bis du am Boden liegst. Macht meine Mutter wahnsinnig, aber es ist alles nur gut gemeinter Spaß.«
    »Irgendwelche Brüder oder Schwestern?«
    »Nee«, sagte er, »einer war mehr als genug für meine Eltern. Dafür sorgte ich schon.«
    Es war schwer sich vorzustellen, dass Kenny irgendwelchen Ärger machte – selbst als ängstlicher Teenager –, und ich fragte mich, wie wohl seine Familie aussah, wie sie sich anfühlte, was sie am Weihnachtsabend machte, wie viele Jubiläen und Geburtstage sie zusammen verbracht hatte. Ich liebte es, in meiner Vorstellung Bilder von Familien anderer Leute zu sammeln, die ich dann im Kopf zusammensetzte, so als könnte ich herausbekommen, wie meine eigene möglicherweise ausgesehen hätte.
    Der Sprühregen schlug uns ins Gesicht. Ich schaute ihn nur für eine Sekunde an und trotzdem, in dieser Sekunde wurde ich auf magische Weise von seiner Aura angezogen und die spülte mich davon wie eine der Wellen. Ich widerstand dem Drang, ihm seine nassen Strähnen zur Seite zu streichen, mit meinem Ärmel das Wasser aus seinem Gesicht zu wischen, meine Hand um seinen Hals zu legen, ihn an mich zu ziehen und ihn zu küssen.
    »Ich muss los«, sagte Kenny, stand auf und riss mich aus meiner Sekundenbruchteil-Trance. »Ich überlasse dich deinen Gedanken. Worüber hast du eigentlich nachgedacht, bevor ich dich unterbrochen habe, wenn ich fragen darf?«
    »Dunkle Schokolade mit Meersalz, Mandeln und Lavendel.«
    Er schmatzte genüsslich. »Absolut nicht das, was ich erwartet hatte. Aber ich hab mich gefreut, dass wir uns heute gesehen haben.«
    »Ja, ich mich auch«, sagte ich und fühlte zum ersten Mal die kalte Feuchtigkeit des Sandes unter mir.
    »Geh aber nicht ins Wasser, okay?«, zog er mich auf. »Ich habe niemanden sonst hier gesehen.«
    »Ich muss sowieso bald bei der Arbeit sein«, sagte ich, als er sich umdrehte.
    »Wir sehen uns!«, rief ich und sah seine Schultern mit jedem sandigen Schritt auf und ab wippen. Ich hoffte, dass ich damit recht hatte.

    Später war ich froh über diese Verschnaufpause am Morgen; das war vielleicht das Einzige, was mich im Grounds bei gesundem Verstand blieben ließ, wo die Schlange niemals endete, die Kekse verbrannten, die Vorräte knapp wurden und ich zu meinen Gästen kaum mehr als Hallo sagen konnte.
    In den letzten zwei Wochen hatte Norman sich seinen Humor für die Gäste bewahrt, sein Lächeln für Samurai – und seinen Business Talk für mich. Währenddessen hatten Scott und ich uns weiterhin zurückgehalten. Ich setzte alles daran, ihm gegenüber so gleichgültig zu sein, wie ich es immer gewesen war, nicht zu lange an seinem Tisch zu bleiben, um mit ihm zu reden, nicht in seine Richtung zu schauen, all diese Sachen eben. Er machte es genauso, bestellte beiläufig an der Theke und setzte sich an einen Tisch in der Nähe der Frontscheibe,

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