Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
die ich jemals erlebt habe. Eine Nonne zu sein, hat seine Hochs und Tiefs, vor allem angesichts all der Skandale der Kirche. Ich habe oft überlegt, die Berufung wieder zu lösen. Lily und ich haben kürzlich dank Facebook wieder Kontakt aufgenommen. Sie hat einen Mann geheiratet in dem Versuch, ihren Eltern zu gefallen, wurde aber vor ein paar Jahren geschieden. Mit unseren Eltern, die mittlerweile alt sind und den Zeiten, die toleranter sind, könnte es für uns vielleicht endlich an der Zeit sein, das Leben zu leben, das wir immer wollten. Ich bin mir nicht sicher. Ich liebe meine Gemeinde und die Menschen in ihr und ich liebe auch meine Familie im Grounds. Und ich liebe immer noch meinen Gott. Ich will mein Versprechen an sie nicht brechen.
Ich bete um Antworten für diesen nächsten Schritt in meinem Leben. Ich hoffe, dass Du auch für mich betest, so wie ich für Dich, Kenny, Scott, Minerva und Norman gebetet habe und all die anderen,die nach der Liebe ihres Lebens suchen. Vergiss nicht, die Liebe kommt in vielen Formen. Gib niemals auf und denke daran, was einer kaputt gemacht hat, kann ein anderer wieder heilen.
Vor allem aber, die Liebe, die Du wirklich willst, ist in
Dir,
Eva. Jag nicht nach Regenbogen. Mach einfach nur die Augen auf und bewundere die allgegenwärtige Schönheit.
Deine Beulah
Ich brauchte eine Weile, um zu kapieren, dass Beulah
Schwester
Beulah war. Niemals in meinem Leben hatte ich einen so wunderschönen, so gedankenvollen und sorgfältig geschriebenen und überbrachten Brief bekommen. Ich meine, sie hätte ihn mir ja auch einfach geben können und bitten, ihn für mich alleine zu lesen, oder etwas erwähnen können, als wir noch alle zusammengesessen hatten, während Jan ihre Geschichte erzählte. Sie hätte eine E-Mail schreiben oder eine Karte bei Hallmark kaufen können. Aber nein. Das war wie ein Geheimnis zwischen Mutter und Tochter oder zwischen Schwestern. Sie wollte, dass es etwas ganz Besonderes sein sollte, bis hin zu der LOVE-Briefmarke auf dem Umschlag.
Minerva und ich hatten einmal spekuliert, ob Schwester Beulah vielleicht lesbisch wäre.
Stereotypisch gesehen, passte sie zu keiner der gängigen Beschreibungen. Sie zog sich unauffällig an, ihr einfaches, aber gut frisiertes Haar wurde bereits grau und sie trug wenig bis kein Make-up, bis auf einen fast pinken Lippenstift, der nur an ihr wirklich gut aussah und das Augenmerk nicht auf ihre Lippen, sondern eher auf ihre langen Wimpern lenkte. Das Kreuz, das bequem auf ihrer Brust lag, war aus Olivenholz gemacht und sie hatte es im Gelobten Land, wie sie es nannte, gekauft. Jeder hätte sie eher für eine Kuriositätenladen-Besitzerin halten können oder für eine Groß-mutter als für eine Nonne.
Wir liebten sie alle sehr, natürlich. Sie war wie eine Mutterhenne für uns, hörte sich unser Geschnatter an, tröstete jeden vonuns, der einen schlechten Tag hatte, und ließ uns alle alt aussehen, wenn es um Wissenswertes aus Büchern oder Filmen ging. Sie bestand darauf, dass die Beatles, Elvis Presley, Ella Fitzgerald und Nat King Cole
die Auserwählten
waren. Und obwohl wir sie alle Schwester Beulah nannten, obwohl sie uns von Anfang an gebeten hatte, das nicht zu tun, glaube ich, dass die meisten von uns vergessen haben, dass sie eine Nonne war. Sie war ganz einfach eine von uns.
Ich las den Brief wieder, dabei wischte ich mir vorsichtig alle herunterlaufenden Tränen ab, bevor sie auf die Seiten tropfen, die Tinte verwischen und die Wörter unleserlich machen könnten.
Die Liebe, die Du wirklich willst, ist in
Dir,
Eva.
Ein paar Sekunden lang betrachtete ich Scott, wie er schlief, mit dem Rücken zu mir, dann streckte ich mich und ließ meine Finger sanft durch seine Haare streichen. Ich hoffte, ihn nicht zu wecken. Er rührte sich nicht. Dann machte ich das Licht aus und sprach ein Gebet für Beulah und Lily, meine Mutter und meinen Vater und eins für mich in der Hoffnung, dass ich in der Nacht von Regenbogen träumen würde.
19
Sie wissen Bescheid
MEINE SCHICHT AUF DER Arbeit fing erst später am Nachmittag an. Normalerweise war das gut. Je nach meiner Laune konnte mir ein freier Morgen entweder den Antrieb geben, superproduktiv zu sein (so als hätte ich bereits einen ganzen, erfolgreichen Tag hinter mir, wenn ich auf der Arbeit erschien), oder aber ich war faul und verwöhnte mich, indem ich mich einfach entspannte.
An diesem Morgen jedoch konnte ich weder still sitzen, noch mich lange genug konzentrieren,
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