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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Polizei gegenüber kooperativer zeigen sollen. Sie spürte die Narben auf ihrem Rücken, die von lange verheilten körperlichen Wunden herrührten, und wusste, dass sie für ihre Sünden würde büßen müssen. »Vergib mir«, wisperte sie wohl zum hundertsten Mal, seit Schwester Asterias Leichnam gefunden worden war.
    Ihre Knochen schmerzten, als sie jetzt den Schreibtischstuhl zurückschob, durch die Hintertür ihres Büros auf den Gang hinaustrat und durch die Flure des Klosters eilte, das sie so sehr liebte. Für sie war St. Marguerite das Zuhause, das sie nie gehabt hatte, das Zuhause, das sie niemals aufgeben würde.
    Nur wenige wussten, dass Schwester Charity eine Waise war, aufgewachsen in St. Elsinore. Sie hatte ihre Berufung darin gefunden, Gott zu dienen. Die Nonnen von St. Elsinore hatten ihr Furcht eingeflößt, doch sie hatten sie auch inspiriert, und Charity hatte nie daran gezweifelt, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, ihre Gelübde abzulegen.
    Bis jetzt.
    In den Fluren des Konvents war es um diese Tageszeit ruhig. Die Polizei hatte wieder einmal ein ziemliches Chaos angerichtet, aber das war fürs Erste vorbei, fast alle Beamten waren abgezogen, und nur der Friedhof war noch mit Polizeiband abgesperrt.
    Die meisten Nonnen verbrachten den Tag in stiller Einkehr, die alltägliche Routine war bis zum Abend aufgehoben, wenn sie sich alle in der Kapelle versammelten und Vater Paul und Vater Frank eine spezielle Messe leiten würden.
    Es wäre besser gewesen, sie hätte sich ein wenig ausgeruht, woran sie ihr Körper recht schmerzhaft gemahnte, doch sie konnte es nicht, noch nicht. Sie schritt durch die Doppeltür hinaus in den Garten zu dem Springbrunnen, den sie so liebte. In dem glitzernden Wasser fing sie einen Blick auf ihr Spiegelbild auf, verzerrt von ihrem eigenen Schatten, geriffelt von dem bewegten Wasser, durch das glänzende Goldfische schossen.
    Sie war ein Relikt in ihrem Habit und dem Nonnenschleier. Ein archaisches Überbleibsel, das sich an die alte Ordnung klammerte, die nicht mehr als eine ferne Erinnerung war. Und trotzdem wusste sie tief in ihrem Herzen, dass sie ihrer wahren Bestimmung folgte, dass sie vielen geholfen hatte, die sich in einer ähnlichen Situation befanden wie sie selbst, jenen, die aus verschiedenen Gründen von ihren Familien aufgegeben worden waren.
    »Schwester?« Eine Männerstimme ließ sie zusammenfahren, und sie hätte fast einen Schrei ausgestoßen. Auf der anderen Seite des Springbrunnens stand dieser Detective, Reuben Montoya. Sie traute ihm nicht über den Weg. »Darf ich Sie kurz sprechen?«
    Zumindest begegnete er ihr mit Respekt. Hinter ihm erblickte sie Schwester Devota und Schwester Irene.
    »Es tut mir aufrichtig leid, Mutter Oberin«, sagte Schwester Devota kleinlaut. »Wir« – sie deutete auf ihre Begleiterin – »sind vom Waisenhaus zurückgekommen, und er stand vor dem Tor und wartete.«
    »Es ist schon in Ordnung«, sagte Charity. Devota biss sich auf die Lippe und eilte davon, ihr Gang wirkte unsicher. Sie war eine schwierige Frau, erfüllt von einem leidenschaftlichen Glauben, der ihre Selbstzweifel verbergen sollte. Irene war das Gegenteil von Devota, wenngleich in ihrem Glauben ebenso beständig. Sie war groß und schlank und besaß einen nahezu majestätischen Körper. Ihre geschmeidigen, fließenden Bewegungen ließen Devota umso unbeholfener erscheinen.
    So gegensätzlich und doch so gleich.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte Charity den Detective, erstaunt darüber, dass er allein gekommen war. Für gewöhnlich traten die Beamten immer paarweise auf, aber vermutlich hatte das Department nach dem Schrecken der vergangenen Nacht jede Menge zu tun. »Ich dachte, ich hätte Ihnen bereits alle Fragen beantwortet.« Ihre Stimme klang schwach und brüchig.
    »Es geht um etwas, das ich erst heute herausgefunden habe«, sagte er und kam direkt zur Sache. »Sie haben mir erzählt, Schwester De Luca habe New Orleans verlassen und sei einem Konvent in San Francisco beigetreten.«
    »Das ist richtig.«
    »Welchem Konvent genau?«
    »Das weiß ich nicht, ich weiß nur, dass sie sich dann dagegen entschieden hat, die drei ewigen und damit endgültigen Gelübde für die vollkommene Aufnahme in die Ordensgemeinschaft abzulegen.«
    Überrascht kam Montoya um den Springbrunnen herum auf sie zu.
    »Ich kenne die näheren Umstände nicht«, fuhr Schwester Charity fort, »aber ich habe letztes Jahr eine Weihnachtskarte von ihr

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