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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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musste das eigentlich wissen. Valerie erinnerte sich an ihr Gesicht, aber der Name … Hatte sie nicht Thea geheißen? Nein … Sie war verheiratet gewesen, das fiel ihr wieder ein, und der Name ihres Mannes war … ach, verdammt. Steve … nein! Stanley! Das war es: Stanley O’Malley.
    »Lass uns gehen«, sagte sie. Sie wusste nicht, warum sie Slade mit hierhergenommen hatte, warum sie den plötzlichen Drang verspürt hatte, die letzte Ruhestätte der beiden Menschen zu besuchen, die sie großgezogen hatten. Auch sie, so schien es, hatten ihre Geheimnisse mit ins Grab genommen.
    »Wohin?«, erkundigte sich Slade. Sie traten durch die große Glastür hinaus in den Nachmittag und folgten einem Steinpfad, der über einen üppigen Rasen führte, zum Parkplatz. Es war schwül, Schleierwolken hingen milchig am blauen Himmel.
    »Zuerst möchte ich in die Bibliothek und ins Archiv der örtlichen Zeitung, die alten Unterlagen einsehen. Ich denke, es ist an der Zeit, nach dieser ›Freundin‹ der Familie zu suchen. Wenn ich mich richtig erinnere, heißt sie mit Nachnamen O’Malley. Sie ist die Frau, die auf Cammie und mich aufgepasst hat, als meine leiblichen Eltern ums Leben kamen. Ich würde gern hören, was sie dazu zu sagen hat.«
    »Einverstanden.«
    Valerie schloss den Wagen auf, und Slade setzte sich auf den Beifahrersitz des aufgeheizten Subaru.
    »Anschließend muss ich zurück nach Briarstone House und auf dem Dachboden über der Garage nachsehen«, fuhr Val fort und ließ den Motor an, dann kurbelte sie schnell die Fenster herunter. Ihr waren die Kartons eingefallen, die ihre Schwester dort oben verstaut hatte. »Als Camille dem Orden beigetreten ist, hat sie einen Teil ihrer Sachen bei mir untergestellt. Mir hat das zwar nicht gepasst, da es zwischen uns nicht zum Allerbesten stand, aber schließlich habe ich zugestimmt, weil sie mir versprach, sich so bald wie möglich davon zu trennen. Sie wollte die Sachen irgendwann durchsehen und anschließend zur Wohlfahrt geben oder so.« Sie bog aus der Parklücke und ordnete sich in den Verkehr ein, der Richtung Pontchartrain Expressway strömte.
    »Damals kam mir das merkwürdig vor, da ich mir nicht vorstellen konnte, wann sie die Zeit dafür finden wollte. Aber sie hat die Kartons auf den Dachboden geschleppt, und seither hat sie keiner mehr angefasst.« Val warf Slade einen Blick zu. »Bist du dabei?«
    »Sicher.« Er setzte ein schwaches Grinsen auf. »Das wird sein wie Weihnachten.«
    »Richtig«, sagte sie ohne einen Anflug von Lächeln. »Genau wie Weihnachten.«
     
    Montoya und Bentz saßen auf den beiden unbequemsten Stühlen des Planeten und hörten zu, wie sich die Mutter Oberin ihre Last von der Seele redete. Montoya beobachtete ihre Verwandlung von der widerborstigen, geheimniskrämerischen Klostervorsteherin zu einer reumütigen, ältlichen Frau, der die Zügel aus den Händen zu gleiten schienen.
    »Ich sollte vermutlich nicht ohne einen Rechtsbeistand von der Erzdiözese oder einer Autoritätsperson, die meine Worte bezeugen kann, mit Ihnen reden, aber das halte ich für falsch. Vater Paul und ich sind da unterschiedlicher Meinung, aber das sind wir oft, und … und manchmal denke ich, es ist wichtig, dass man das tut, was man im Herzen für das Richtige hält. Ich glaube an Regeln, Disziplin und feste Strukturen, doch manchmal … nun, ich verfüge durchaus über meinen eigenen Willen. Ich kann beten, den Vater um Rat ersuchen und anschließend das tun, was ich für das Beste halte.
    Ich weiß, dass die Kirche im Augenblick von Dunkelheit umhüllt ist, aber es gibt dennoch sehr viel Gutes. Wir helfen den Kranken und Hungrigen, bieten Rat an und Führung und Liebe. Wussten Sie, dass St. Ursuline seit dem achtzehnten Jahrhundert in der Stadt existiert und dem siebzehnhundertachtzehn gegründeten New Orleans mit medizinischer Hilfe unter die Arme gegriffen hat? Die erste Pharmazeutin in den Vereinigten Staaten war meines Wissens eine Schwester von St. Ursuline, und die Nonnen dort halfen, Mädchen auszubilden und … Oh, es bringt nichts, wenn ich Ihnen die Geschichte der Konvente erzähle und versuche, Sie von unserem Wert und Nutzen zu überzeugen. Sie haben sich bereits eine Meinung gebildet. Was ich eher sagen möchte: Alles Gute birgt auch den Keim des Bösen in sich.«
    Für eine so unbeugsame Person, dachte Montoya, war das ein überraschendes Eingeständnis. Die feinen Linien, die das Gesicht der Mutter Oberin durchzogen, wirkten heute

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