Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
gewirkt.«
»Waren Sie allein dort?«
»Nein, die Klostervorsteherin, Schwester Charity, war bei mir. Sie hat mich in den Garten geführt. Auch Schwester Zita war dabei – mit ihr habe ich zuerst gesprochen.«
»Das ist die afroamerikanische Nonne.«
Val nickte.
Montoya schien die neuerliche Verbindung zu O’Toole nicht zu behagen. Val bemerkte, wie er ungläubig die Stirn runzelte.
»Stand Asteria McClellan Ihrer Schwester nahe?«, erkundigte er sich dann.
»Ich … ich weiß es nicht.«
»Hat sie sie jemals erwähnt?«, beharrte Montoya.
»Schon möglich, aber wenn, dann nur nebenbei.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber es gibt eine ganze Menge Dinge, die ich nicht über Cammie wusste.«
»Sie hätten das Buch dort lassen sollen, wo Sie es gefunden haben«, sagte Montoya und deutete auf die Plastiktüte. »Haben Sie sonst noch etwas an sich genommen?«
»Nein, mehr gab es nicht«, sagte Slade.
»Haben Sie schon einen Blick in das Tagebuch geworfen, Detective?«, erkundigte sich Val. »Es könnte Sie interessieren, dass meine Schwester darin sämtliche Liebhaber aufgelistet hat, angefangen bei ihrem ersten.«
Zu ihrer Überraschung zuckte Montoya kaum merklich zusammen.
»Ist Frank O’Toole auch darin aufgeführt?«
»Camille war diskret – sie hat keine Namen genannt.«
Sie bemerkte, dass sich Montoya bei dieser Mitteilung ein wenig entspannte. Sie konnte ihm deswegen keinen Vorwurf machen.
»Sie sind das Buch also Seite für Seite durchgegangen?«, fragte Montoya vorwurfsvoll.
»Wir haben Handschuhe getragen«, erklärte Slade.
Montoya presste die Lippen so fest zusammen, dass sie weiß wurden. Er gab sich alle Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren.
Valerie blickte ihn an. »Wissen Sie, Sie sind ziemlich gut darin, mir vorzuschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe, aber glauben Sie tatsächlich, dass Sie im Mordfall Camille ermitteln sollten, wo auf der Hand liegt, dass Sie Liebhaber Nummer eins waren?«
Reuben Montoya errötete, doch er beugte sich, ohne zu zögern, über den Tisch und schnauzte: »Wenn Sie sich die Seiten schon angeschaut haben, dann verraten Sie mir doch bitte, ob Sie auf einen Eintrag gestoßen sind, der Hinweise auf ihren letzten Liebhaber gab.«
»Das habe ich Ihnen doch bereits gesagt: Es war Frank O’Toole.«
»Was dieser auch zugegeben hat, aber hier kommt der Knaller: Er ist auf keinen Fall der Vater des Babys.« Montoya sprach ohne einen Funken von Selbstzufriedenheit. »Das ist rein wissenschaftlich ausgeschlossen. Doch wenn er es nicht ist, wer sonst kommt dafür in Frage?«
Schwester Charity hatte seit Stunden mit sich gerungen. Todmüde saß sie an ihrem Schreibtisch, ihre Muskeln schmerzten, und ihre Augen fühlten sich an, als wären Sandkörner darin. Zweimal war sie eingedöst, das Gebetbuch aufgeschlagen vor sich, während die arme Eileen eifrig auf die Schreibmaschine eingehämmert hatte, auch wenn sie ebenfalls völlig fassungslos war.
»Was ist passiert?«, hatte sie zuvor gefragt und sich mit einem leisen Aufschrei des Entsetzens die Hand vor den Mund geschlagen, während sie ungläubig lauschte, was Schwester Charity ihr über Schwester Asterias grauenvolles Ableben berichtete.
»Oje, oje! Das arme, liebe Mädchen.« Eileens Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. Sie ergriff Charitys Hand, und sie beteten gemeinsam. Dann legte Eileen eine Packung Taschentücher neben ihre kleine Engelstasse, die sie oft mit Pfefferminztee gefüllt hatte, und versuchte zu arbeiten.
Schwester Charity war mehr als erschöpft. Nachdem sie bis in die frühen Morgenstunden mit der Polizei beschäftigt gewesen war, hatte sie sich noch mit Vater Paul und Vater Frank unterhalten. Sie vertraute keinem der beiden Männer rückhaltlos. Beide waren schwach. Paul war nicht in der Lage, dem Erzbischof oder manchen seiner Gemeindemitglieder – vor allem denen mit einer großen Brieftasche – Paroli zu bieten, und Frank …
Schon beim ersten Anzeichen seiner wahren Natur hätte sie ihn zur Rede stellen und dem Ganzen ein Ende bereiten sollen, aber sie hatte es nicht getan.
Und nun waren zwei ihrer Lieblinge tot.
Die Schuld zerriss ihr das Herz, während Eileens Finger hinter der angelehnten Tür weiter in ungleichmäßigen Abständen auf die Tasten einhackten. Tief in ihrer Seele wusste Charity, dass sie zumindest teilweise für Asterias Tod verantwortlich war. Bei diesem Selbsteingeständnis kniff sie fest die Augen zusammen.
Sie hätte sich der
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