Desperado der Liebe
Grund wünschte Rigo, daß Araminta ihre Artikel fortsetzte, und sie war glücklich, ihm diesen Gefallen zu tun. Vielleicht würde sie so auf ihre Weise etwas für dieses Land tun können, das ihr unerwarteterweise so viel gegeben hatte und immer wieder gab. Doch selbst wenn es nur Rigo allein gewesen wäre, hätte sie schon mehr bekommen, als sie sich damals hätte erträumen lassen, als er sie über den Rio Grande brachte.
17. Kapitel
Sehr zu Judds Verdruß hatte sich ihm auf dem Rückweg nach Texas keine günstige Gelegenheit geboten, dafür zu sorgen, daß Noble im Sarg heimkehrte. Sosehr er auch bemüht gewesen war vorzugeben, es sei nur die schändliche Folge seines Schocks und der Angst um Araminta in den Händen von Rigo del Castillo gewesen, was ihn dazu gebracht habe, Araminta abzuschreiben und anzudeuten, er wolle sie nicht mehr als seine Frau zurückhaben, und gar zu sagen, sie wäre wohl besser tot, hatte sich Noble von diesen Bekundungen nicht täuschen lassen. Während er so tat, als ließe er es mit Judds Erklärung bewenden, war er ständig vor seinem Patensohn auf der Hut gewesen. Und so hatte Judd keine Gelegenheit gehabt, Noble zu töten, denn ihm war klar, daß ein solcher Versuch erfolgreich sein mußte, weil er sonst Gefahr lief, die High Sierra als Erbe zu verspielen und obendrein seine Chance, sein geschändetes Weib loszuwerden - auch wenn er inzwischen kaum noch Zweifel hatte, daß Araminta längst tot war.
Del Castillo, der Hurensohn, hatte schließlich genug Zeit für eine Lösegeldforderung gehabt. Daß eine solche bislang nicht eingetroffen war, hatte seinen Grund ganz sicher nicht darin, daß der Bastard vielleicht nicht schreiben konnte. O nein, Bandit hin oder her, er verstand sich aufs Schreiben, wie seine Briefe bewiesen, die er bei seinen Raubüberfällen auf den Chaparral jedesmal zurückgelassen hatte. Auch wenn keiner dieser Briefe eine Unterschrift aufwies, hatte Judd dennoch genau gewußt, von wem sie verfaßt waren. Von jenem Strauchdieb von einem Ehemann nämlich, dessen billige kleine mexikanische puta er, Judd, und seine Freunde in jenem schicksalsträchtigen Sommer bei einem ihrer Ausflüge über die Grenze in einem gottverlassenen Nest namens Yermavilla gepackt und mitgenommen hatten, um sich mit ihr zu vergnügen. Marisol hatte geweint und geschrien und sich anfangs wie eine Wildkatze gewehrt. Doch Judd wußte, daß es ihr am Ende gefallen, daß sie es sogar gewollt hatte; es hatte ihr Spaß gemacht, und sie verlangte direkt danach - wie alle Frauen, wenn man ihnen nur die Mätzchen austrieb und ihnen zeigte, wie sie die Beine breit zu machen hatten. Sie spurten schon, wenn ein ganzer Kerl sie richtig hart rannahm. Und Judd vermutete trotz aller gegenteiligen Gerüchte - gewiß von del Castillo selber ausgestreut, um seinen spanischen Stolz und seine Ehre zu retten —, daß sein Todfeind ein echter Waschlappen im Bett war, sonst wäre er gewiß in der Lage gewesen, seinem Weib schon mal ein paar Tricks und Finessen beizubringen, und sie hätte sich nicht so verdammt zickig und begriffsstutzig angestellt, bis Judd und seine Kumpane ihr zeigten, wie es ging. Eigentlich hatten sie ihr damit einen echten Gefallen getan, ihr zu zeigen, was ein Mann für sein Geld von einer Frau erwartete - vor allem von einer heißblütigen mexikanischen Schlampe, die doch wahrscheinlich für ein paar Groschen mit jedem zwischen Rio Grande und Zacatecas ins Bett gestiegen wäre, um sich zu holen, was ihr schlappschwänziger Ehemann ihr nicht bieten konnte!
Ein Jammer nur, dachte Judd säuerlich, daß er keine Gelegenheit gehabt hatte, seiner eigenen Braut ein paar jener Lektionen zu erteilen, die er Marisol gelehrt hatte. Er hätte Aramintas Eis schon zum Schmelzen gebracht und das Feuer in ihr geschürt; dann hätte sie ihr Faß-mich-nicht-an-Getue schon sein lassen und bereitwillig die Beine breit gemacht, wann immer ihm danach gewesen wäre. Aber das eingebildete Weibsstück lag ohne Zweifel sicher längst unter der Erde, denn wenn sie bei ihm schon so gottverdammt starrköpfig gewesen war und nicht vor ihrer Hochzeitsnacht mit ihm ins Bett gehen wollte, dann hatte sie sich bestimmt eher das Leben genommen, als sich einem Pack schmieriger mexikanischer Bandoleros hinzugeben. Und wenn nicht, dann hatten sie sie sicher umgebracht, nachdem sie ihren Spaß mit ihr gehabt hatten. Eine andere Erklärung gab es nicht dafür, daß del Castillo weder ihm noch Noble eine
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