Desperado der Liebe
aufnahm. Welcher Mann wollte schon eine Frau, mit der sich eine Bande dreckiger mexikanischer Banditen vergnügt hatte - und das, bevor er selbst die Gelegenheit dazu gehabt hatte? Nein,das konnte man keinem Mann zumuten - und schon gar keinem, der aus reichem und gutem Hause stammte wie er.
Doch als er versuchte, Noble das alles vorsichtig klarzumachen, geriet der alte Mann völlig außer sich und fuhr ihn mit Zornesflecken im Gesicht und augenscheinlich kurz vor einem Herzanfall stehend an ; sein Blick war der eines Wahnsinnigen, als er Judd anschrie.
»Du hältst auf der Stelle dein gottverdammtes Maul, Judd! Ich will kein Wort mehr hören! Wir wissen beide ganz genau, warum dieser Hurensohn del Castillo meine Enkeltochter entführt hat - und daß es deine Schuld ist! Und deshalb wirst du sie, so wahr mir Gott helfe, zurückholen und zu ihr stehen, ganz egal, was der Bastard ihr auch angetan hat. Wenn nicht, dann sei gewarnt: Dann werde ich dafür sorgen, daß Araminta sich von dir scheiden läßt, und dann ziehe ich deinen Namen in den Schmutz und zerre dich vor das Gericht und schmeiße dich von der High Sierra. Auch wenn du mein Patensohn bist und dein Vater mein bester Freund ist - ich werde nicht ruhen, bis ihr beide und der Chaparral ruiniert seid, und wenn es das letzte ist, was ich tue, das schwöre ich dir. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt, Junge?«
>>Klar und deutlich... Sir«, hatte Judd herausgebracht, innerlich vor Wut schäumend.
Was nahm sich Noble heraus, so mit ihm zu reden? Er hatte kein Recht dazu, aber auch gar keins. Und darauf bestehen, daß Judd so tat, als wäre nichts geschehen, als wäre seine Frau nicht von einer stinkigen Meute mexikanischer Banditen wie auch immer mißbraucht worden... das war einfach zuviel! Und er würde es garantiert nicht hinnehmen. Nie im Leben würde er sich dem Gespött der Leute aussetzen oder zulassen, sich von seinesgleichen in Texas hinter seinem Rücken auslachen zu lassen. Eher würde er Araminta tot sehen.
Nun setzte er sich im Sattel auf und wandte sich zu Noble,-mit einer gehörigen Portion bösartiger Zufriedenheit sah er, wie sehr der anstrengende Ritt dem alten Mann zugesetzt hatte. Noble war nicht mehr der Jüngste, und die endlosen läge im Sattel hatten seine Gicht noch verschlimmert und ihm abends so zu schaffen gemacht, daß ihn zwei Männer aus dem Sattel heben und ihm helfen mußten, sich auf die Erde zu setzen. Das faltige, vom Wetter gegerbte Gesicht war aschfahl unter der Bräune und schmerzverzerrt. Judd glaubte nicht, daß Noble, trotz seiner Starrköpfigkeit, in der körperlichen Verfassung war, sich weiter mit ihm zu streiten, ob sie nun umkehrten oder nicht. Auch glaubte er nicht, daß die sie begleitenden Männer diesmal stillhalten würden,- eher würden sie sich querstellen und dafür stimmen, nach Texas zurückzukehren. Die Verfolgung war längst zu gefährlich geworden; sie waren viel zu weit auf mexikanischem Boden, um sich noch länger in Sicherheit zu wähnen.
»Wir haben die Spur verloren, Noble«, sagte Judd mit entschlossener Miene und grimmigem Ton. »Und es sieht nicht so aus, als würden wir sie jemals wiederfinden. Dazu haben del Castillo und seine Männer ihre Spuren zu gut verwischt. Und jetzt, wo sich die Bandoleros aufgeteilt haben, wissen wir nicht einmal sicher, welcher Spur wir folgen sollen, selbst wenn wir sie jemals wiederfinden sollten, was ich stark bezweifle.«
»Araminta reitet mit auf del Castillos Pferd, das zeigen die Hufspuren...«, widersprach Noble, aber nur matt, als hätte selbst er schließlich und endlich eingesehen, daß kaum noch Hoffnung bestand, seine Enkeltochter zu befreien.
Mit einem Stirnrunzeln schüttelte Judd den Kopf.
»Selbst da können wir nicht mehr sicher sein. Der Hurensohn ist gerissen, das muß man ihm lassen. Gut möglich, daß er die Pferde getauscht hat und jetzt zwei seiner Männer auf seinem Pferd reiten, nur um uns in die Irre zu führen, vielleicht auch nicht. Noble, du weißt genausogut wie ich, so finden wir Araminta niemals. Unsere Vorräte werden knapp. Jeden Moment können uns die Föderalisten oder Revoluzzer angreifen und umbringen. Wir müssen umkehren.«
Noble schaute in die schmollenden Gesichter der sie begleitenden Arbeiter, bedachte die Schmerzen, die ihm zu schaffen machten, die nicht zu leugnende Logik in Judds Worten, und so gab er am Ende, wenn auch widerwillig, nach und stimmte seinem Patensohn zu ; auch wenn es ihn maßlos
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