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Dessen, S

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Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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geschoben hatte, statt draufzusteigen und loszufahren, weil ich es leid war, mir noch eine Schramme einzuhandeln – an Knien, Ellbogen, Ego. Und selbst dann noch, nachdem ich das violette Kleid in Heidis Zimmer zurückgebracht, es auf ihr Bett gelegt hatte und in Sweatpants und Tanktop geschlüpft war.
    Mittlerweile war mir nämlich bewusst geworden, was Maggie gemeint hatte, als sie sagte, ich würde am Ende dieses Sommers mit mehr als nur einem spontan gekauften Rad abfahren. Denn die wahre Veränderung in mir kam immer deutlicher zum Vorschein: Ich hatte etwas erlebt, hatte
gelebt
. Hatte neue Erfahrungen gemacht,Geschichten in mir und mehr Gegenwart. Vielleicht war es kein Märchen. Aber Märchen waren ohnehin nicht die Wirklichkeit.
Meine
Geschichten dagegen schon.
    Nachdem Heidi endlich abmarschiert war, ging ich mit Isby auf die Terrasse und hielt sie hoch, damit sie das Meer sehen konnte. Einige Leute lagen noch in den letzten Sonnenstrahlen am Strand, während andere bereits ihre Abendspaziergänge unternahmen. Isby und ich schauten eine Weile zu und kehrten gerade ins Haus zurück, da hörte ich ein Klingeln an der Haustür.
    Als ich am Küchentisch vorbeikam, bemerkte ich, dass Heidis Handy neben dem Salzstreuer lag. Ein flüchtiger Blick aufs Display verriet mir, dass sie schon zwei Anrufe verpasst hatte, ehe es ihr vermutlich siedend heiß eingefallen war und sie kehrtmachte, um es zu holen. Ich lief zur Haustür, öffnete sie und hielt ihr das Handy entgegen. Doch vor mir stand nicht Heidi, sondern – meine Mutter.
    »Hallo, Auden«, sagte sie. »Darf ich reinkommen?«
    Isby antwortete statt meiner, indem sie ein leises Quäken von sich gab. Meine Mutter schaute erst mich, dann das Baby an. »Klar«, erwiderte ich endlich. Und merkte jetzt erst, dass ich einen Schritt zur Seite treten musste, damit sie an mir vorbeikam. »Natürlich.«
    Ich trat also zurück, sie vor, und irgendwann hatten wir uns so aneinander vorbeigeschoben, dass wir in die Küche gehen konnten, während ich Heidis Handy in meine Hosentasche steckte. Irgendetwas an Mom verunsicherte mich oder irritierte mich zumindest. Aber was? Im Prinzip sah sie genauso aus wie bei unserer letzten Begegnung:die schwarzen Haare hochgesteckt, schwarzer Rock, schwarzes Tanktop, Onyxkette. Und trotzdem – irgendetwas war anders.
    »Also«, begann ich tastend und setzte Isby auf die andere Hüfte. »Warum bist du hergekommen?«
    Meine Mutter wandte sich um, sah mich an. Im Licht der Küchenlampe wirkte sie müde, irgendwie sogar traurig. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Seit unserem letzten Telefonat. Immer wieder hab ich versucht, mir einzureden, dass es unnötig sei und ich mir etwas einbilden würde, aber dann   …«
    Sie ließ den Satz unvollendet – der typische Trick meines Vaters. Was ungewöhnlich war. Meine Mutter überließ es in der Regel höchst ungern anderen, ihre Gedanken zu interpretieren und auszusprechen. »Aber dann?«, zitierte ich sie fragend.
    »Bin ich eben trotzdem hergefahren«, fuhr sie fort. »Als Mutter darf man das. Meinst du, Heidi und dein Vater würden mir einen Kaffee spendieren?«
    »Sicher.« Ich ging zum Küchenschrank, um einen Becher für sie zu holen, während Isby immer zappeliger wurde. Ich hatte die Hand schon an der Schranktür, da drehte ich mich unwillkürlich um, denn ich spürte den Blick meiner Mutter im Rücken. Einen seltsamen Blick, einen, den ich noch nie an ihr wahrgenommen hatte. »Meinst du, du könntest eben   …«
    »Ja.« Sie setzte sich aufrecht hin, als würde der Lehrer ihr gleich ihre Noten mitteilen oder so etwas, und streckte die Arme aus. »Natürlich.«
    Als ich ihr Isby gab, berührten sich unsere Finger füreinen Moment und ich war wie gebannt von dem Anblick meiner Mutter mit einem Baby. Sehr merkwürdiges Gefühl, sie so zu sehen. Sie schien sich nicht sonderlich wohlzufühlen: Saß kerzengerade da, winkelte die Ellbogen ab, musterte Isbys Gesicht fast so, als wäre sie ein Studienobjekt im Labor. Oder sonst eine Art Rätsel. Isby erwiderte den Blick aus ihren großen, runden Kulleraugen und wedelte ununterbrochen mit den Händchen im Kreis. Ich schenkte schnell den Kaffee ein, stellte ihr den Becher hin, weil ich dachte, sie würde mir das Baby so schnell wie möglich zurückgeben wollen. Doch sie schaute Isby nur weiterhin unverwandt an. Deshalb setzte ich mich einfach.
    »Sehr süß«, sagte meine Mutter schließlich. »Sie ähnelt dir in dem

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