Dessen, S
geschossen.
»Aber gleichzeitig«, fügte Esther hinzu, »freuen wir uns, dass die unterschwellige sexuelle Spannung, die seit Jahren zwischen euch besteht …«
»Seit
Jahren
«, warf Leah ein.
»… endlich ein Ventil findet, so oder so.«
»Ach Quatsch«, wehrte Maggie mit einer entschiedenen Geste ab. »Wir gehen einfach so zusammen hin. Weil wir gute Freunde sind.«
»Nein«, mischte ich mich ein. »Seid ihr nicht.«
Sie sah mich erstaunt an. »Bitte was?«
»Er steht auf dich«, erklärte ich. »Das hat er mir gesagt. Und ich verrate es dir, weil … glaub mir, wenn du das vermasselst, wird es dir richtig leidtun.«
»Entschuldigung!«, rief eine Frau aus dem Ladenraum. »Ist hier vielleicht irgendein Mensch, der einem etwas verkauft?«
»Ups.« Maggie wollte sofort losstürzen.
»Das übernehme ich«, sagte Esther und schob sich an ihr vorbei in den Gang. Leah folgte ihr, warf unterwegs noch rasch den leeren Kaffeebecher in den Papierkorb. Im nächsten Moment hörte ich, wie die beiden munter plaudernd auf die Kundin zueilten.
Maggie lehnte sich an den Türrahmen, sah mir forschend ins Gesicht. Ich setzte mich auf dem Schreibtischstuhl ein wenig zurück. »Ich wünschte, du würdest dir das mit heute Abend noch einmal überlegen«, meinte sie nach längerem Schweigen. »Auch wenn es vielleicht nicht ganz so wird, wie du es dir vorgestellt hast, wird es trotzdem etwas sein, an das du dich später gern zurückerinnerst.«
»Schon klar«, antwortete ich. »Aber ich weiß nicht, ob ich das schaffe.«
»Na ja, falls du deine Meinung noch änderst – wir sind da. Okay?«
»Okay.«
Sie nickte, löste sich vom Türrahmen. Da fiel ihr noch etwas ein: »Übrigens, dein Fahrrad? Der helle Wahnsinn!«
»Findest du?«
»Ein
Gossie
mit
Whiplash
-Schaltung, einer
Tweedle - Aufhängung
und fetten Rädern von
Russel
? Damit kannst du gar nichts falsch machen.«
Ich seufzte. »Schön, dann nehme ich wenigstens etwas von hier mit, wenn ich am Ende der Sommerferien abfahre.«
»Das war auch schon so, ehe du das Fahrrad gekauft hast«, konterte sie.
Sie klopfte zweimal gegen den Türrahmen und ging. Mein Blick fiel auf die Schokotörtchen. Und plötzlich wurde mir klar: Esther hatte sich ganz offensichtlich daran erinnert, dass ich das Zeug spontan gekauft hatte, damals, vor vielen Wochen, bei unserem ersten gemeinsamen Besuch im Tankstellenshop. Ich riss die Packung auf, nahm eins heraus, biss hinein. Es war viel zu süß, die Glasur viel zu klebrig, und trotzdem der perfekte Genuss zusammen mit dem kalten Kaffee.
Achtzehn
»Bist du sicher?«, fragte mich Heidi, die in der geöffneten Haustür stand, zum ungefähr Millionsten Mal. »Weil ich immer noch …«
»Heidi!« Ich setzte Isby auf meine andere Hüfte. »Geh endlich!«
»Aber es ist irgendwie falsch! Wenn hier jemand verzichten sollte, dann ich. Schließlich bin ich schon auf so vielen …«
»Geh jetzt endlich!«, wiederholte ich.
»Falls mir irgendwer über den Weg läuft, der dich ablösen kann, schicke ich sie oder ihn sofort vorbei, dann …«
Ich funkelte sie so grimmig an, wie ich nur konnte. Womit ich sie offenbar endlich genügend eingeschüchtert hatte, denn sie brach ab und trat auf die Veranda hinaus.
»Ist ja gut«, sagte sie. »Dann verschwinde ich jetzt mal.«
Ich sah ihr nach. Nach vielem Hin und Her und endlosen Diskussionen hatte sie sich für ein korallenrotes Spaghettiträgerkleid entschieden. Auf dem Bügel hatte es völlig unscheinbar gewirkt – seltsame Farbe, irgendwielabbrig –, doch an Heidi sah es einfach umwerfend aus. Nichts gegen Isby, aber mit Tragesitz wäre das Outfit nicht ganz so beeindruckend gewesen. Denn das war Heidis ursprünglicher Plan gewesen, nachdem sich partout kein Babysitter finden wollte.
»Es macht mir nichts aus.« Das hatte ich ihr schon vor Stunden versichert, als ich vorschlug, ich könne auf Isby aufpassen. »Ich will sowieso nicht zu dieser Party, das habe ich dir doch erklärt.«
»Aber es ist deine einmalige Chance, einen Abschlussball zu erleben!«, seufzte sie und betrachtete Isby, die zwischen uns auf ihrer Spieldecke in Heidis Schlafzimmer lag. »Das ist alles so blöd für dich gelaufen.«
»Ich komme aber gut damit klar«, antwortete ich. Sie musterte mich skeptisch. »Ehrenwort«, fügte ich hinzu.
Was seltsamerweise der Wahrheit entsprach. Obwohl ich an diesem Vormittag zweimal abgewiesen worden war. Obwohl ich mein funkelnagelneues Rad nach Hause
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