Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege
stehen dichtgedrängt um eine Tanzfläche von der Größe eines Boxrings. An den Wänden hängen die Karikaturen von Berühmtheiten. Diese Dekoration muß von einem anderen Etablissement gekauft worden sein, denn sie sind mit Widmungen an einen gewissen >Stan< versehen, und von dem hat hier noch niemand was gehört. Einer meiner Exmänner hat im > Mooter < als Jazz-Pianist gearbeitet, aber das ist Jahre her.
Ich kam um zwei Uhr nachmittags, als der Laden gerade geöffnet wurde. Zwei Männer, dem Aussehen nach Gewohnheitstrinker, drängten vor mir hinein und nahmen sofort zwei Hocker am Ende der Bar in Beschlag, offenbar ihre Stammplätze. Sie tauschten Belanglosigkeiten aus, die auf täglichen Kontakt ohne Tiefgang schließen ließen. Der Mann, der uns hereingelassen hatte, fungierte offenbar in der Doppelrolle von Barkeeper und Rausschmeißer. Er war Anfang Dreißig, hatte blondgelocktes Haar und trug ein T-Shirt mit dem Wort >RAUSSCHMEISSER< über der imposanten Brust. Seine Arme waren so dick, daß ich fürchtete, sein Hemd müßte aus allen Nähten platzen, wenn er nur die Muskeln spielen ließ.
Ich schwang mich auf einen Hocker am entgegengesetzten Ende der Bar und wartete, während der Barkeeper für die beiden anderen Gäste zwei Martinis mixte. Kurz darauf erschien eine Kellnerin zur Arbeit und zog auf dem Weg zum Bar-Küchentrakt den Mantel aus.
Dann kam der Barkeeper mit fragendem Blick auf mich zu.
»Geben Sie mir eine Wein-Schorle«, bat ich.
Ein hagerer Typ mit einem Gitarrenkasten in der Hand betrat hinter mir das Lokal. Als der Barkeeper ihn sah, grinste er. » Heh , was macht die Kunst? Wie geht’s Fresno ?«
Sie schüttelten sich die Hände, und der Typ nahm zwei Hocker neben mir Platz. »War ’ne heiße Sache. Mit Einschränkungen. Aber Mary Jane war in Ordnung. Wir haben wirklich voll aufgedreht.
»Einen Smirnoff on the Rocks ?«
»Ne, nicht heute. Gib mir ein Bier .«
Der Barkeeper zapfte ein Bier und stellte Wein-Schorle und Bier gleichzeitig vor uns auf die Theke. Ich überlegte, was das für ein Leben sein müßte, den ganzen Tag in Saloons herumzulungern, Bier zu trinken und Sprüche mit Langweilern und Idioten zu klopfen. Die Kellnerin kam aus der Küche und band sich ihre Schürze um. Dann nahm sie die Bestellungen der beiden Männer am anderen Ende der Theke auf. Sie wollten Sandwichs. Der Typ mit der Gitarre und ich lehnten ab, etwas zu essen. Danach machte sie sich an Servietten und Besteck zu schaffen.
Der Barkeeper fing meinen Blick auf. »Soll ich Musik anmachen ?«
Ich schüttelte den Kopf. »Danke bestens«, sagte ich. »Ich suche einen Kerl, der gestern abend hier war .«
»Sie sind gut. Gestern ging’s hier zu wie im Irrenhaus .«
»Offenbar ist er ein Stammgast. Soll ich ihn mal beschreiben ?«
»Was hat er denn ausgefressen ?«
»Gar nichts. Soviel man mir erzählt hat, hat er hier eine junge Dame aufgegabelt und sie dann sitzenlassen. Sie möchte sich bei ihm melden. Das ist alles .«
Er blieb vor mir stehen und sah mich an. »Sie sind Privatdetektivin .«
»Richtig.«
Der Barkeeper und der andere Gast wechselten einen Blick.
»Der Notdienst für Frauen, was ?« bemerkte der Typ mit der Gitarre. »Ist ja großartig .«
Der Barkeeper zuckte mit den Schultern. »Warum nicht? Wie hat er denn ausgesehen ?«
Die Kellnerin hielt ebenfalls in ihrer Arbeit inne und hörte interessiert zu.
Ich erwähnte den Vornamen und wiederholte die Beschreibung, die Mona mir gegeben hatte. »Sonst weiß ich nur, daß er einen alten silbergrauen Jaguar fährt .«
»Gage Vesca «, sagte der andere Gast prompt.
»Ja, das muß er sein«, bestätigte der Barkeeper.
»Wissen Sie, wie ich ihn erreichen kann ?«
Der Typ mit der Gitarre schüttelte den Kopf, und der Barkeeper zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nur, daß er ein Idiot ist. Der Kerl hat jedenfalls ’ne Menge Geld für sein Autokennzeichen rausgeworfen: >SEX< lautet die Buchstabenkombination, falls Ihnen das was nützt. Im übrigen hat er vor zwei Monaten geheiratet. Der Junge ist ein übler Kandidat. Sie sollten Ihre Klientin lieber warnen. Der bumst alles, was sich bewegt .«
»Ich werd’s weitersagen, danke .« Damit warf ich einen Fünfdollarschein auf die Theke und sprang vom Hocker. Die Wein-Schorle ließ ich unberührt.
»Moment. Und wer war die Lady ?«
»Das darf ich Ihnen nicht sagen«, antwortete ich und griff nach meiner Handtasche.
»Ich weiß, wer das war«, meldete sich die Kellnerin zu Wort.
Weitere Kostenlose Bücher