Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege
unruhig hin und her, und der Goldflitter an ihrem Kleid blinkte. Sie wirkte plötzlich sehr jung, kaum alt genug, um einen Führerschein zu besitzen.
»Vielleicht finden Sie’s idiotisch, aber... Also gestern abend habe ich diesen Typ kennengelernt, und es hat gefunkt! O Mann! Wie das gefunkt hat! Er hat gesagt, daß er Gage heißt. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Manchmal erfinden die Kerle einfach einen Namen, wenn sie verheiratet sind... oder nicht wissen, ob sie einen wiedersehen wollen. Jedenfalls ist die Post abgegangen. Danach ist er verduftet. Wieviel würd’s kosten, wenn Sie für mich rausfinden , wo ich ihn erreichen kann ?«
»Woher wissen Sie, daß er darauf Wert legt ?«
» Wär ’ doch möglich, oder? Ich gebe ihm natürlich noch ein paar Tage Zeit. Seinen Namen und seine Adresse brauche ich nur für alle Fälle .«
»Vermutlich auch seine Telefonnummer, oder?«
Sie lachte unsicher. »Also... ja, natürlich.«
»Und was ist, wenn er die Bekanntschaft nicht erneuern will ?«
»Dann würde ich ihn in Ruhe lassen. Ich weiß, es sieht aus, als wollte ich mich an ihn ranschmeißen. Aber das ist Quatsch. Er soll nur nicht glauben, daß mir das alles nichts bedeutet hat .«
»Ich nehme an, die Begegnung war... intim ?«
»Kann man sagen. Wir haben gebumst... und es war super. Ich möchte ihn wiedersehen .«
Widerwillig griff ich nach Block und Bleistift und machte eine Notiz. »Und wo haben Sie den Mann kennengelernt ?«
»Im > Mooter <. Hatte den Anschein, als sei das seine Stammkneipe. Die Musik war so laut, daß wir uns anbrüllen mußten. Deshalb sind wir nach ’ner Weile in die Bar nebenan. Dort war’s wenigstens ruhig. Wir haben stundenlang geredet. Ich weiß, was Sie sagen wollen. Warum lassen Sie nicht die Finger davon, oder so, stimmt’s ? Aber ich hab’s mir nun mal in den Kopf gesetzt .«
»Warum gehen Sie nicht ins > Mooter < und fragen dort nach ?«
»Das kann ich nicht. Ich habe einen Freund. Und der ist verdammt eifersüchtig. Er würd’s rauskriegen. Ich darf einen anderen nicht mal ansehen. Manchmal ist er mir geradezu unheimlich .«
»Und wie haben Sie’s dann vergangene Nacht geschafft ?«
»Er hat gearbeitet. Ich war allein«, antwortete sie. »Sie helfen mir doch, ja? Bitte! Ich bin die ganze Nacht rumgefahren und hab’ nach seinem Wagen gesucht. Er muß irgendwo in Montebello wohnen. Da bin ich sicher .«
»Wahrscheinlich finde ich ihn, Mona. Aber ich bin nicht billig .«
»Spielt keine Rolle. Ich habe Geld. Sagen Sie mir nur, wieviel ?«
Nach kurzem inneren Kampf verlangte ich fünfzig Dollar von ihr. Ich hatte nicht das Herz, das übliche Honorar zu berechnen. Eigentlich war das auch kein Auftrag für mich, aber es war besser, als am Schreibtisch stupide Büroarbeit zu machen. Mona legte einen Fünfzigdollarschein auf den Tisch. Ich schrieb eine Quittung aus. Meinen üblichen Standard-Vertrag ließ ich in der Schublade. In Anbetracht ihrer Jugend konnte ich nicht einmal sicher sein, daß er überhaupt rechtskräftig war.
Ich notierte mir ihre Beschreibung des Mannes Gage. Was dabei herauskam, hätte auf jeden Anmacher der Stadt gepaßt: Anfang Dreißig, einen Meter achtzig groß, dunkles Haar, Schnurrbart, strahlendes Lächeln, Grübchen am Kinn. Mehr war nicht. Wenn man die angeblich intensiven stundenlangen Gespräche der beiden bedachte, wußte Mona eigentlich herzlich wenig von ihrem Traummann. Ich fragte sie eindringlich nach Freizeitaktivitäten, Interessen und Beruf aus. Die einzig brauchbare Information, die ich aus ihr herausbekommen konnte, war die, daß er einen alten silbergrauen Jaguar fuhr. Und in dem hatten sie auch >die Nummer abgezogen<, wie sie es nannte. Danach mußte Gage sich wahrhaftig in Luft aufgelöst haben. Muß Liebe schön sein! Ich wagte ihr nicht zu sagen, daß es immer dieselbe alte Geschichte war. In Santa Teresa sind akzeptable Männer so knapp, daß sie praktisch machen können, was sie wollen. Ich notierte mir Monas Adresse und Telefonnummer und versprach, mich zu melden. Als sie gegangen war, griff ich mir Handtasche und Autoschlüssel. Ich hatte einiges privat zu erledigen, und anschließend wollte ich mich um Monas Anliegen kümmern.
Das > Mooter < ist einer der Single-Treffs von Santa Teresa. Abends herrscht dort qualvolles Gedränge, und es ist unbeschreiblich laut. Zur >Blauen Stunde< werden Drinks für fünfzig Cents ausgeschenkt, und bei jedem Fünf-Dollar-Trinkgeld läutet eine Glocke. Die Tische sind klein und
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