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Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Titel: Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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wissen, wie ich die Sache sehe. Eric Barnetts Stiefvater besitzt eine Sammlung Schrotflinten. Eine davon, so stellte sich heraus, ist sehr wertvoll. Der alte Mann kam ins Krankenhaus, und Erics Mutter hat eine der Flinten entwendet, um sich mal was zu gönnen, bevor das ganze Geld für Arztrechnungen draufgehen würde. Sie hatte allerdings keine Ahnung, daß die Flinte, die sie sich ausgesucht hatte, so wertvoll war. Der Waffenhändler hat das Stück sofort als Fund seines Lebens erkannt. Ich weiß nicht, ob er ihr das auch gesagt hat, aber als ihr klarwurde , daß die Waffe wertvoller sein mußte, als sie gedacht hatte, hat sie es mit der Angst zu tun bekommen und die Flinte zurückgestellt.«
    »War das die Waffe, die Rudd als Tauschware angenommen hatte ?«
    »Ja, genau die. Ich schätze, daß die Mutter ihrem Sohn davon erzählt hat. Und Eric sah eine Chance, seine Drogenschulden zu begleichen. Er hat Rudd die Flinte ange-boten . Rudd beschloß, die Waffe schätzen zu lassen, und brachte sie zu demselben Waffenhändler wie schon Erics Mutter. Der Waffenhändler hat sie sofort wiedererkannt .«
    Sie sah mich starr an. » Rudd ist wegen dieser Flinte erschossen worden, stimmt’s ?«
    »Ja, das glaube ich. Möglicherweise war’s ein Unfall. Vielleicht kam es zum Kampf, und das Ding ging von selbst los .«
    Die junge Witwe schloß die Augen und nickte. »In Ordnung. O Mann! Jetzt geht’s mir besser. Damit kann ich leben .« Sie schlug die Augen auf und lächelte gequält. »Und was jetzt?«
    »Ich muß noch eine Sache überprüfen. Dann, schätze ich, wissen wir, was Sache ist .«
    Sie drückte meinen Arm. »Danke .«
    »Noch ist es nicht vorbei. Aber wir schaffen es .«

    Als ich zu Jackie Barnett zurückkehrte, stand der weiße Corvette noch in der Einfahrt. Der alte Mann im Rollstuhl allerdings war offenbar ins Haus gebracht worden. Auf mein Klopfen öffnete Eric nach einer Weile die Tür. Seine Miene veränderte sich kaum, als er mich erkannte.
    »Hallo. Da bin ich wieder. Kann ich mal mit Ihrer Mutter sprechen ?«
    »Nein, eigentlich nicht. Sie ist nicht da .«
    »Ist sie mit Avery weggefahren ?«
    »Mit wem?«
    Ich lächelte flüchtig. »Sparen Sie sich das Theater, Eric. Ich habe den Koffer im Flur gesehen, als ich vorhin hier war. Sind sie durchgebrannt, oder machen sie nur eine Spritztour ?«
    »Sie wollen am Wochenende wieder da sein«, murmelte er. Der Junge war längst nicht so gerissen, wie er aussah. Es tat mir schon beinahe leid.
    »Kann ich mal mit Ihrem Stiefvater sprechen ?«
    Er wurde rot. »Mutter möchte nicht, daß er sich aufregt .«
    »Ich rege ihn nicht auf .«
    Eric wußte nicht recht, wie er sich verhalten sollte.
    Ich beschloß, ein bißchen nachzuhelfen. »Darf ich mal einen Vorschlag machen? Nach kalifornischem Strafrecht gilt es als schwerer Diebstahl, wenn der Wert der entwendeten Sache zweihundert Dollar übersteigt. Das gilt auch für Hühner, Gänse, Enten, Avokados , Oliven, Zitrusfrüchte, Nüsse und Artischocken; ebenso für Schrotflinten; und es wird mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie darauf scharf sind .«
    Er trat prompt von der Tür zurück und ließ mich ein.
    Der alte Mann saß zusammengesunken in seinem Rollstuhl im Arbeitszimmer. Seine rotumränderten Augen blickten in meine Richtung, aber es gab kein Anzeichen, daß er mich wiedererkannte. Vielleicht war es auch nur mangelndes Interesse. Ich kauerte neben dem Rollstuhl nieder. »Wie steht’s mit Ihrem Gehör? Alles noch in Ordnung?«
    Der Alte begann ziellos mit seiner gesunden Hand an seinem gelähmten Bein herumzuzupfen. Er sah weg. Denselben Ausdruck hatte ich schon bei Hunden erlebt, die eine Pfütze auf den Teppich gemacht hatten und wußten, daß man hinter dem Rücken eine zusammengerollte Zeitung hält.
    »Ich würde Ihnen gern meine Version der Geschichte erzählen«, fuhr ich fort. Die Kunstpause hätte ich mir sparen können. Seine mögliche Antwort hätte ich sowieso nicht verstanden. »Als Sie zum zweitenmal aus dem Krankenhaus entlassen wurden, stellten Sie fest, daß die Flinte weg war. Sie müssen sofort vermutet haben, daß Eric die Waffe entwendet hatte. Wahrscheinlich hatte er vorher auch schon geklaut. Kokain ist teuer. Und vermutlich haben Sie ihn so lange in die Zange genommen, bis er Ihnen verraten hat, wo die Flinte war. Dann sind Sie zu Rudd gegangen, um sich die Waffe zurückzuholen. Vielleicht hatten Sie die A. H. Fox gleich mitgenommen,

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