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Deus Ex Machina - Teil 1: Thriller

Deus Ex Machina - Teil 1: Thriller

Titel: Deus Ex Machina - Teil 1: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Lütke-Bohmert
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Malte.
    Sven Bai, mit Anfang zwanzig jüngster AStA-Referent, nahm mir die Antwort ab. „Dein liebster Freund Beekmann natürlich.“
    „Das ist nicht dein Ernst.“ Ich wischte eine Träne weg und musterte die Gesichter um mich herum. „Ihr wollt mich auf den Arm nehmen.“
    Dem Rotationsprinzip gehorchend, stieg nun auch Alexandra Wellenbrink in das Frage- und Antwortspiel ein. „Philip, du bist raus.“
    „Sagt wer? Dieser machtgeile Gartenzwerg?“ Ich setzte mich auf die Bank am Wasserbecken und nieste. Langte nach meinem Tabakbeutel - steckte ihn aber wieder weg, als ich Alexandras tadelnden Blick bemerkte. „Was hat Beekmann denn mit der Sache zu tun? Wie soll der denn so schnell von Franks Selbstmord erfahren haben?“
    „Alles, was wir wissen, ist, dass er reichlich Alarm geschlagen haben muss. Carsten ist zum Rektorat zitiert worden, und da hat man ihm wohl deinen Abgang wärmstens ans Herz gelegt“, sagte Malte.
    „Heute? An einem Samstag?“
    „Anscheinend haben die eine Krisensitzung einberufen. Beekmann hat wohl, für den Fall, dass man dir nicht den Stuhl vor die Tür setzt, mit seiner vorzeitigen Pensionierung gedroht.“
    Ich rief mir Beekmanns untersetzte Gestalt in Erinnerung. In den letzten Jahren hatten der Dekan und ich etliche Schlachten geschlagen. Beekmann war einer dieser unverbesserlichen Traditionalisten, die nahezu jeden AStA-Beschluss torpedierten, der auch nur ansatzweise eine Modernisierung der Universität in Aussicht stellte. Wenn es nach ihm ginge, hätte man den Jesuiten die Erziehungshoheit über die gute katholische Jugend nie entreißen dürfen. In Münster war dieser Mann eine Institution. Und was das Schlimmste war: Beekmann hasste mich. Das war keine bloße Vermutung. Er hatte es mir in einem unbeobachteten Moment in aller Deutlichkeit gesagt. Ich konnte mich sogar noch an den genauen Wortlaut erinnern: „Sie sind wie die Pest, Kramer. Mir ist schleierhaft, warum Sie für die Studenten so etwas wie der John Lennon der Hochschulpolitik sind, aber glauben Sie mir, der Tag wird kommen, an dem man für Sie den Scheiterhaufen aufschichtet.“
    Roman Sattler gesellte sich zu mir auf die Bank. „Beekmann muss mit der Polizei gesprochen haben“, sagte er. „War dein Mitbewohner nicht für seinen Fachbereich eingeschrieben? Bei den Historikern und Philosophen?“
    „Ja, schon, aber die Polizei kann doch derartige Informationen nicht einfach so rausgeben? Mir wollten die jedenfalls nicht mal das Video zeigen.“
    „Welches Video?“ Alexandra sah mich fragend an.
    Ich war weiter vorgeprescht, als ich beabsichtigt hatte, aber die vier Studenten waren die Einzigen, die heute Rückgrat bewiesen und mir ohne Vorbehalte beigestanden hatten. Es gab kein Zurück mehr.
    „Frank hat seinen Selbstmord gefilmt.“
    „Oh Scheiße“, stöhnte Sven. „Dir muss es im Moment echt dreckig gehen.“
    „Das kann doch alles nicht wahr sein. Seit gestern geht mein ganzes Leben den Bach runter.“ Ich schüttelte den Kopf und seufzte. „Danke, dass ihr nicht gegen mich gestimmt habt.“
    „Ich kann nur für mich sprechen, Philip.“ Alexandra strich über ihren Pferdeschwanz. „Du weißt, dass ich dich schätze und respektiere, aber ich habe in erster Linie aus Prinzipientreue gegen Carstens Antrag gestimmt. Ich halte es für bedenklich, wenn der AStA sich dem Druck der Uni beugt. Für ein Bauernopfer gebe ich meine Stimme nicht her – ganz egal, um wen es sich dabei handelt. Trotzdem bist uns eine Erklärung schuldig, Philip.“
    Obwohl keiner der anderen es offen zeigte, war ich überzeugt, dass auch sie der Meinung waren, ein Recht auf ein klärendes Statement zu haben.
    „Ihr habt viel für mich aufs Spiel gesetzt, und ich stimme dir zu, Alex, dass ich euch Antworten schulde.“ Ich sah sie der Reihe nach an. „Das Problem ist nur, ich habe nicht die geringste Ahnung, was im Moment um mich herum geschieht.“
     
    Es war kurz vor halb acht, als ich auf Evas Türklingel drückte. Den Schlüssel benutzte ich absichtlich nicht - aus Sorge, dass Eva dies als Rückfall in alte Zeiten deuten würde. In meiner momentanen Verfassung war sie der einzige Fixstern, an dem ich mich orientieren konnte.
    Der vertraute Summton erklang. Ich drückte die Haustür auf, ließ den Fahrstuhl links liegen und stapfte die Treppen zu Evas Wohnung im dritten Stock empor. Die Tür war nur angelehnt.
    „Eva?“
    „Komm rein. Ich bin im Bad.“ Evas Stimme klang wie aus einer Tropfsteinhöhle. „Setz

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