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Deus Ex Machina - Teil 1: Thriller

Deus Ex Machina - Teil 1: Thriller

Titel: Deus Ex Machina - Teil 1: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Lütke-Bohmert
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ich die Wohnungsanzeigen in den Westfälischen Nachrichten. Der Gedanke an Umzug widerstrebte mir zutiefst, aber gab es denn eine Garantie, dass ich mein Leben nach Franks Tod weiter in unserer gemeinsamen Wohnung in der Sonnenstraße leben konnte, als ob nichts geschehen sei? Und wie sollte ich alleine die Miete bezahlen? Selbst, wenn ich mich irgendwann dazu durchringen sollte, mir einen neuen Mitbewohner zu suchen, wer würde freiwillig in das Zimmer eines Selbstmörders ziehen wollen?
    Am Nachmittag verließ ich Evas Wohnung, marschierte zur nächsten Haltestelle und nahm einen Bus Richtung Hindenburgplatz. Als ich gedankenverloren aus dem Fenster auf den einsetzenden Regen starrte, kamen die Bilder des gestrigen Abends zurück.
    Ich hatte sie schon erwartet.
    Noch einmal schloss ich in Gedanken unsere Wohnungstür auf. Noch einmal rief ich Franks Namen.
     
    Es kommt keine Antwort.
    Ich gehe in mein Zimmer. Lege eine Miles Davis-CD ein. Lasse mich aufs Bett fallen und schließe die Augen . Erst als die CD durchgelaufen ist und ich in die Küche gehen will, fällt mir auf, dass der Camcorder, den ich mir von Kevin Siegmann geborgt habe, nicht an seinem Platz liegt. Auch das Stativ ist nicht mehr da. Ich marschiere zu Franks Zimmer, klopfe an, öffne die Tür. Starre nur einige Sekunden in den Raum, stürze zur Toilette und erbreche mich minutenlang. Auf den kalten Fliesen hockend, schlinge ich meine Arme um die angewinkelten Beine, um des Zitterns Herr zu werden. Bis ich mich so weit unter Kontrolle habe, um zum Telefon im Flur gehen zu können und die Polizei zu verständigen, vergeht eine halbe Ewigkeit. Ein unbändiger Zwang drängt mich zurück in Franks Zimmer. Der schlaffe Körper ist vom Schreibtischstuhl gerutscht und liegt in grotesk verrenkter Haltung - das verschmierte Teppichmesser der Hand entglitten - inmitten einer Lache zähflüssigen Blutes.
    Die nächsten Stunden verfalle ich in einen tranceähnlichen Zustand. Um mich herum spuken gesichtslose Schemen durch die Räume. Weiße Kittel. Uniformen. Warum dieser Aufwand? Gegen neun, nachdem ich einige Klamotten und einen Kulturbeutel in meinen zerfledderten Nike-Rucksack gepackt habe, zwängt man mich in einen Polizeiwagen und verfrachtet mich zur Polizeiwache Mitte im Alten Steinweg. Ein blasser Hauptkommissar namens Martin Rensing nimmt meine Aussage zu Protokoll. Franks Eltern sind aus Gütersloh eingetroffen. Seine Leiche ist von mir bereits identifiziert worden, sodass Annette und Bernhard Laurenz der Anblick des toten Sohnes vorerst erspart bleiben kann. Der schwere Gang zum Leichenschauhaus soll erst am nächsten Tag stattfinden. Bernhard stürmt sofort auf mich zu und umarmt mich. Er wirkt gefasst, doch ich kann ihm ansehen, dass er Höllenqualen leidet. Kurz vor Mitternacht – Annette und Bernhard sind zum Hotel Mauritzhof gefahren - bin ich schon fast aus der Tür, als Rensing mich zurückpfeift. Die Spurensicherung hat das Videoband inzwischen freigegeben, und dem reservierten Verhalten des Polizeibeamten kann ich entnehmen, dass die Aufnahme Rückschlüsse zulässt, die mich betreffen.
    Um halb zwei ist das Gespräch beendet. Ich verlasse das Revier und blinzele in den klaren Sternenhimmel. Wie ein Schlafwandler finde ich mich irgendwann im Dunst einer Bar wieder und lasse mich vor dem Tresen auf einen Hocker fallen.
    Mein bester Freund hat sich das Leben genommen.
     
    Die Wucht des Kopfkinos raubte mir fast den Atem. Nur mit Mühe gelang es mir, meine Gedanken von den Erinnerungen zu befreien. Der Regen hatte nachgelassen, als ich den Hindenburgplatz überquerte und vor der massiven Eichentür zum Schlossplatz 1 vergeblich in meinen Taschen nach dem Schlüssel kramte. Ich musste ihn bei Eva liegen gelassen haben. Eigentlich mehr aus Reflex drückte ich die Klinke herunter – und die Tür schwang auf. Verdutzt blieb ich auf der Schwelle stehen. An Samstagen war hier sonst so gut wie nie jemand anzutreffen.
    Vor dem Versammlungsraum angelangt, konnte ich die vertrauten Stimmen meiner Mitarbeiter hören. Ich trat ein, ohne anzuklopfen. Die Blicke der Anwesenden wandten sich mir zu. Ich sah in die Runde und versuchte, die Gesichter zu deuten, die allesamt denselben ertappten Ausdruck zur Schau stellten.
    Was zum Teufel ging hier vor?

AStA la vista, baby!
     
    Mit einem Schlag war es totenstill. Das Erste, was ich bewusst registrierte, war die Tatsache, dass Carsten Bruns auf meinem Platz saß. Unter normalen Umständen hätte ich mich

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