Deus Ex Machina - Teil 1: Thriller
selbst nicht die Finger schmutzig macht und so. Nach dem, was man so hört, war der Typ das Paradebeispiel eines jähzornigen Psychopathen, der jedem, der ihm Ärger machen will, eigenhändig die Regeln erklärt - wenn du mir folgen kannst, Mann. Außerdem soll er wohl auch noch die ein oder andere … nun ja …bizarre Vorliebe gehabt haben.“
„Und Frank? Was ist mit Frank?“
„Keine Ahnung, Alter.“ Kevin beäugte den Monitor und drückte eine Tastenkombination. „Entweder war er noch nicht lange dabei oder er hat um die Szene einen großen Bogen gemacht. Keiner kann mit seinem Namen was anfangen. Wenn er ein Stammkunde von Ziggy Stardust war, muss er die bewundernswerte Gabe besessen haben, sich unsichtbar machen zu können. Wenn du mich fragst, da stimmt was nicht, und mit der Meinung steh ich nicht alleine da. Auch die Junkies munkeln, man habe Frank Laurenz lediglich den schwarzen Peter untergejubelt. Es geht das Gerücht, jemand wolle sich Papes Geschäft unter den Nagel reißen.“
Ich überlegte, wie sich diese Vermutungen ins Gesamtbild einfügen ließen. „Angenommen, Frank war keiner von Papes Kunden und ist nur durch einen dummen Zufall in diese Geschichte hineingeraten. Wo kann er sonst mit Pape in Kontakt geraten sein?“
„Ich bin ja nicht Meister Schlau, aber der Typ war doch Arzt, oder?“
„Ja und?“
„Na ja, wäre es da nicht denkbar, dass dein Mitbewohner bei ihm in Behandlung war?“
„Oh Gott, natürlich!“, rief ich aus. „Was bin ich bloß für ein Idiot!“ Ich konnte mich nicht erinnern, Frank jemals vom Uniklinikum reden gehört zu haben. Aber das musste nichts heißen. Ich spürte sofort, wie mich die neue Fährte in Aufregung versetzte. „Brauchst du noch lange?“
„Hetz mich nicht, Alter“, knurrte Kevin. „Das hier ist nicht so einfach, wie es aussieht. Hat sich was mit Wörterbuchangriff. Dein Mitbewohner hat die Eingabe falscher Kennwörter limitiert. Fünf Versuche. Mehr hab ich nicht, Mann.“
„Und wie viele hast du schon verpulvert?“
Statt zu antworten, hielt er vier Finger in die Höhe.
„Nerv hier nicht rum, und lass mich in Ruhe meinen Job machen, Philiboy.“
„Ist ja schon gut. Du schaffst das schon.“
Unschlüssig sah ich mich im Raum um. Ein Sofa, ein alter Ohrensessel, ein Beistelltisch, drei mannshohe Bücherregale. Franks Schreibtisch hatte ich bereits in Augenschein genommen, ohne etwas Interessantes finden zu können: Einige Schnellhefter mit Versicherungsmaterial - die allerdings keinerlei Hinweise auf eine Behandlung in den Unikliniken enthielten -, ein Ordner mit Franks Leistungsnachweisen, ein kleiner Karton, in dem zwischen diversen Büromaterialien Franks Studienbuch lag. In der Ecke neben dem Schreibtisch stapelten sich die Ordner, in denen er das Material für seine Dissertation gesammelt hatte.
Ich schlenderte zu den Bücherregalen hinüber, wobei ich es bewusst vermied, auf die Tagesdecke zu treten, die noch immer an der Stelle lag, wo Franks Blut sich über den Holzboden ergossen hatte. Band für Band ging ich die Regale durch, ohne zu wissen, wonach ich überhaupt suchte. Einige Bücher, vor allem diejenigen, die Frank verzettelt hatte, zog ich heraus, um einen flüchtigen Blick auf die Einleitung oder das Inhaltsverzeichnis zu werfen. Nach meiner vorsichtigen Schätzung beinhalteten die Regale gut dreihundert Titel, darunter auch einige Gesamtausgaben, wie die von Nietzsche, Hume und Schopenhauer.
„Wonach suchst du eigentlich, Mann?“, hörte ich Kevin in meinem Rücken fragen.
„Keine Ahnung“, gab ich über die Schulter zurück. „Irgendwas muss ich doch tun.“
„Und was erhoffst du dir von Franks Rechner?“
„Ich weiß es einfach nicht, Kevin. Vielleicht finde ich einen Hinweis, wie die letzten Tage in seinem Leben abgelaufen sind. Ich will wissen, woran er zuletzt gearbeitet hat. Auf welchen Webseiten er gesurft hat. So´n Zeug halt. Lässt sich das feststellen?“
„Sicher. Vorausgesetzt, dieser Blechkasten lässt mich irgendwann rein.“ Kevin schlug mit einer Hand gegen den Monitor. „Temporäre Internetdateien, Cookies, zuletzt geöffnete Dokumente. Alles da drin.“ Er gähnte herzhaft. „Wie wär´s, Philiboy, du holst uns was zu essen, und wenn du zurückkommst, hab ich die kleine Mistmöhre geknackt. Ist das ein Deal?”
„Mc Donalds?“
„Bist du bekifft, Alter? Bleib mir bloß mit diesem Amifraß vom Leib.“
„Pizza?“
„Ich wär für Chinamann. Ente süß-sauer käme jetzt
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