Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller
aussieht, komme ich an juristischem Beistand nicht mehr vorbei. Morgen früh ist der Haftprüfungstermin. Ein Pflichtverteidiger wird mich da kaum raushauen können.“
„Glaubst du, man wird dich gegen Kaution auf freien Fuß setzen?“, fragte Eva.
„Wenn Rensing sich dafür ausspricht und eine Fluchtgefahr ausgeschlossen werden kann, ja“, schaltete Bernhard sich wieder ein. „Aber fragt mich jetzt nicht nach der Höhe. Mit Sicherheit fünfstellig.“
„Das wird eng“, seufzte ich. „Nach dem Tod meines Vaters hab ich zwar eine stattliche Summe geerbt, aber durch mein Studium ist davon nicht mehr viel übrig.“
„Mach dir darüber mal keine Sorgen, Philip. Ich bin ja auch noch da. Und jetzt mal ran an den Speck.“ Er krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch. „Was haben die Belastendes gegen dich in der Hand?“
„Rensing hat mich gerade informiert, dass meine Fingerabdrücke mit denen auf der Mordwaffe übereinstimmen.“ Dass man zu dieser Erkenntnis gelangen konnte, ohne meine Abdrücke genommen zu haben, ließ Rensing auf meiner Beliebtheitsskala ins Bodenlose sinken. Allen Beteuerungen zum Trotz, hatte man die Abdrücke von Kevin und mir also nicht vernichtet. „Außerdem hat man mich am Tatort aufgegriffen.“
„Du warst in Beekmanns Haus?“ Eva schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Bist du von allen guten Geistern verlassen?“
„Beekmann hatte mich darum gebeten. Wir wollten reden.“
„Und wieso waren deine Fingerabdrücke auf der Mordwaffe?“
„Diesen dämlichen Brieföffner hab ich in Beekmanns Büro im Philosophischen Seminar in der Hand gehalten.“ Ich lächelte gequält. „Du weißt schon, wann. Frag mich jetzt bitte nicht, wie das alles zusammenpasst. Ich habe keine Ahnung.“
Darüber können wir uns später noch den Kopf zerbrechen“, beruhigte Bernhard die Gemüter. „Wann hat man dich festgenommen, Philip? Wie lange war Walter da schon tot?“
Ich stutzte. „Du hast Beekmann gekannt?“
„Ich habe auch in Münster studiert, schon vergessen? Natürlich habe ich Walter Beekmann gekannt.“
„Du hast Jura studiert.“
Seine Miene verfinsterte sich. „Was willst du damit andeuten?“
„Nichts. Entschuldige, Bernhard, ich wollte gar nichts andeuten. Ich wundere mich nur, dass du ihn beim Vornamen nennst.“
„Ich nenne ihn beim Vornamen, weil wir auf derselben Seite gestanden haben. Weil wir beide hochschulpolitisch aktiv waren. Weil Walter Beekmann zu meiner Zeit an der Uni eine Symbolfigur war. Reicht dir das?“
Nein, das reichte mir nicht. „Symbolfigur für was?“
Bernhard schien über die Richtung, in die sich das Gespräch entwickelte, wenig erfreut. „Du hast doch von dieser Ära keine Ahnung, Philip. Damals gab es nur schwarz oder weiß. Die Studentenunruhen haben die Universitäten gespalten, und Walter war einer der Ersten, die sich klar und deutlich von der Gewaltbereitschaft ihrer Kommilitonen distanziert haben. Du hast ihn nicht gekannt, Philip. Du hast keine Ahnung, was die Wilhelms-Universität diesem Mann zu verdanken hat. Jetzt ist er tot, und vieles spricht dafür, dass du ihn getötet hast. Können wir jetzt wieder zum Thema kommen oder willst du meine Zeit weiter damit verplempern, über längst vergessene Episoden deutscher Geschichte zu schwadronieren?“
Mit meinem Mistrauen hatte ich ihn gekränkt. Das war offensichtlich.
„Jetzt reiß dich zusammen“, raunte Eva mir zu. „Was ist denn in dich gefahren?“
„Als man mich festgenommen hat, war Beekmann schon tot“, nahm ich den Faden wieder auf. „Trotzdem, alle Indizien sprechen gegen mich. Rensing wird sich kaum sein eigenes Grab schaufeln, indem er für mich eintritt. In Münster war Beekmann ein Heiliger. Die ganze Stadt wird mich bluten sehen wollen.“
Selbst aus dem Totenreich streckte der Dekan noch seine Klauen nach mir aus.
„Abwarten. Wenn Rensing von deiner Unschuld überzeugt ist, wird er das auch nach außen hin vertreten. Da gehe ich jede Wette ein. Weiter. Was haben die noch?“
Ich überlegte, und Eva ergriff das Wort. „Er hat Beekmann angegriffen. Letzte Woche. Im Philosophischen Seminar.“
Ich bestätigte mit einem Kopfnicken.
„Zeugen?“
„Reichlich. Macht mich für den Richter wohl nicht gerade sympathischer.“
Bernhard schüttelte den Kopf und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Reife Leistung, Philip. Sonst noch was?“
„Ich bin mir nicht sicher. Vor gut einer Stunde hat man einen Abdruck von meinem linken Schuh genommen.
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