Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller
alles erzählt. Sie steht zu mir. Es war der letzte Wille unseres Sohnes, und ich habe getan, was er von mir verlangt hat.“
„Haben Sie Ihren Sohn gerächt, Herr Laurenz? Haben Sie Walter Beekmann und Stefan Marcks getötet?“
„Nein. Das habe ich nicht.“ Laurenz straffte sich und hielt Rensings forschendem Blick stand. „Was werden Sie jetzt tun?“
Wieder spürte Rensing Hagners Blick.
„Fahren Sie nach Hause zu Ihrer Frau.“
Gesichter im Spiegel
Polizeimeister Volker Deiters fühlte sich an diesem Montagmorgen nicht sonderlich wohl in seiner Haut. Was zum einen auf die Schnittwunden an seinen Armen, die ihm seit der missglückten Observierung auf der Promenade noch immer zu schaffen machten, vor allem aber auf das universitäre Treiben um ihn herum zurückzuführen war. Zahllose kleine Genies wuselten durch die Gänge, durchforsteten Karteikästen und steckten ihre bebrillten Nasen in dicke Schwarten. Mal abgesehen vom Unterrichtsmaterial der polizeilichen Ausbildung, hatte Deiters seit Jahren kein Buch mehr in der Hand gehalten. Heute blätterte er nur noch in der Bild und ab und zu mal im Playboy. Eine ausgewogene Mischung aus Information und Titten.
Deiters nahm die Namensliste zur Hand, hakte Professor Hollich ab - seines Zeichens Dekan des Fachbereichs Philologie und langjähriger Weggefährte Walter Beekmanns - und las den letzten Eintrag auf seiner Liste: „Dr. Jan Lohoff, Philosophisches Seminar“. Er studierte seine Kopie des Lageplans der Universität, sah auf die Uhr und schlurfte los. Einer noch, dann hatte er es hinter sich.
Im Sekretariat erkundigte Deiters sich nach der Zimmernummer. Vor Lohoffs Büro angekommen, pustete er noch einmal durch und richtete den Sitz seiner Uniform. Gerade als er anklopfen wollte, öffnete sich die Tür des Büros links neben dem von Lohoff, und ein großgewachsener, muskelbepackter junger Mann, der Deiters´ Vorstellung eines Studenten so gar nicht entsprechen wollte, trat auf den Flur. Beim Anblick des uniformierten Polizisten schien der Muskelprotz zusammenzuzucken, fing sich aber sofort. Deiters las das Namensschild neben der Tür. Es war das Büro von Professor Beekmann.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte der Student.
„Ja“, entgegnete Deiters. „Indem Sie mir erklären, was Sie im Büro des Dekans zu suchen haben, zum Beispiel.“
Die Testosteronbombe lächelte. „Mein Name ist Thomas Geller. Ich bin Professor Beekmanns studentische Hilfskraft.“
„Glückwunsch, aber das ist keine Antwort auf meine Frage.“ Deiters ignorierte die ihm hingehaltene Hand. Ein wohliges Gefühl von Autorität breitete sich in ihm aus. „Was hatten Sie da drin zu suchen?“ wiederholte er und nickte in Richtung Bürotür.
„Professor Beekmann ist heute Morgen nicht zu seiner Vorlesung erschienen“, antwortete der Student kühl - sichtlich verärgert, den Bückling machen zu müssen. „Das Sekretariat hat mich gebeten, in seinem Büro nachzusehen.“
„Wonach?“
Thomas Geller zuckte mit den Schultern. „Ob er da ist? Ob er eine Nachricht hinterlassen hat? Was weiß denn ich? Bin ich Jesus?“
„Vorsicht.“ Deiters hob einen Finger. „Sehen Sie bloß zu, dass sie Land gewinnen.“
Der Student warf ihm einen wütenden Blick zu, drehte sich um und marschierte davon. Polizeimeister Volker Deiters grinste zufrieden, zupfte kurz an den Schulterklappen mit den zwei Sternen darauf, klopfte an Lohoffs Tür und trat ein.
„Herr Lohoff?“, fragte er überflüssigerweise.
„Ja?“
„Hätten Sie ein paar Minuten Zeit?“
„Was ist denn passiert? Ist etwas mit dem Dekan?“
Deiters nahm ihn misstrauisch ins Fadenkreuz.
„Wie kommen Sie darauf?“
„Nur so ein Gefühl“, entgegnete Lohoff ausweichend. „Nehmen Sie doch bitte Platz.“ Mit einer knappen Geste deutete er auf den Besucherstuhl.
„Sehr freundlich von Ihnen. Woher wissen Sie, dass ich wegen Walter Beekmann hier bin?“
„Professor Beekmann hätte um neun eine Vorlesung halten müssen“, erklärte Lohoff. „Er ist nicht erschienen.“
„Was schließen Sie daraus?“
„Rein hypothetisch?“
„Wenn Sie so wollen.“
„Wenn er lediglich erkrankt wäre, wären Sie wohl kaum hier.“
Deiters machte sich eine Notiz. Natürlich hielt er den Block so, dass Lohoff ihn nicht einsehen konnte. „Wann haben Sie Walter Beekmann das letzte Mal gesehen?“, fragte er.
„Das ist schon einige Tage her“, antwortete Lohoff wie aus der Pistole geschossen.
Der Polizist sah
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