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D.E.U.S.

D.E.U.S.

Titel: D.E.U.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Degas
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Antworten auf meine, in Zusammenhang
mit Zoës Schöpfung, gestellten Fragen, ohne es dabei vermeiden zu können, neue
Fragen aufzuwerfen.
     Wie
echt war Zoë? Wie viel Wahrheit steckte in ihr? Wie würde ihre Entwicklung
verlaufen? Wie würde ihr Leben aussehen? Wie ihr Tod?
     Ich
zitterte. Da war es wieder: das Vertrauen. Doch ich vertraute: Quentin. Zoë.
Selbst mir.
     Ein
Aufflammen riss mich aus dieser Welt. Eine lange Zeit lang verlor ich alles,
was ich hatte, was ich war. Jetzt war das Feuer wieder in mir. Es erinnerte mich an ein Versprechen, was
ich vor langer Zeit gegeben hatte. Ein Versprechen, dessen Aussage ich vor
Kurzem erst wiederholte.
     Ein
letztes Mal betrachtete ich Räuber. Ich streichelte seine Flanke und betete im
Stillen das Ave Maria. Dann klappte ich den Deckel der Truhe langsam zu. Die
Seitenwände erhoben sich flugs an ihren angedachten Platz.
     Ich
sah jetzt mehr als zuvor. Das Haus war ein lebendiges Organ. Quentin spielte
mit meiner Wahrnehmung, wenn auch unbeabsichtigt. Ich erlebte die fünf Sinne
als physiologische Reminiszenz: Ich sah den Fötus, hörte sein Herz pochen. Ich
roch das Kupfer, schmeckte es bleiern auf der Zunge. Und am Ende tastete ich im
Tod noch nach dem Leben.
     Draußen
wurde es stockdunkel. Die letzten Schatten stahlen sich davon und ließen nichts
als pechschwarze Nacht zurück.
     Ein
unbeschreibliches Müdigkeitsgefühl überkam mich urplötzlich. Ich wandelte ins
Schlafzimmer. Das Licht ließ ich an, um mich an den Tag zu erinnern, der schon
so fern war und doch so nah.
     Ich
spürte weder Hunger noch Durst, als ich mich ins Bett fallen ließ. Ich war
bereit; bereit einem endlosen Traum zu begegnen.

 
     
     
     
     
     
     
     
    6
     
     
     Eine
Schatzkammer. Die Miniaturausgabe eines botanischen Gartens stilisiert auf die
Göttin unter den Pflanzen. Ein Kreis aus roten Rosen, das Ergebnis perfekter
Symmetrie, Klone von Klonen, in Länge und Blütenform gleich.
     In
all der Pracht die Unstimmigkeit: das hässliche Entlein. Der einzigartige
Schwan. Eine blaue Rose inmitten der Monotonie. Wild und von stolzer Zier. Ihre
Dornen verborgen.
     Das
Blau schäumt auf, sprudelt, Öl gleich aus der Frucht. Es ergießt sich über das
rote Meer, versenkt Stiel und Blüte. Es bildet die Zukunft, die beginnt.

 
     
     
     
    12. März 2066, plus 9 Jahre und 2
Tage
     
     
     Man
weiß, dass man wach ist, sobald Neu New York den Teppich vor einem ausbreitet.
Die Rückkehr ist eine bittere Erfahrung, die man schlucken muss. Das Abtauchen
muss sich dem Auftauchen unterordnen.
     
     Ich
sah einige Frauen in Plastik- und Lederoutfits – die Kleidung war symbolisch
für die Moderne und wurde universell getragen – die sich angeregt in der Gruppe
unterhielten. Eine von ihnen trug ein Kätzchen auf dem Arm; ganz in Weiß, und
kaum größer als eine ausgewachsene Männerhand; eine Albinokatze, selten und
teuer.
     Es
kam mir ein Name in den Sinn, eine Person, die ich jetzt nicht wollte, aber
brauchte. Ich kämpfte gegen meinen inneren Schweinehund an. Aber welche Wahl
hatte ich schon!?
     Ich
fand Benoit in einer der offiziellen Sauerstoffbars. Seine Spur ließ sich,
anhand der Auskünfte seiner Mädels, leicht nachverfolgen. Der Laden, in dem für
wenig Geld O² ausgegeben wurde, war heruntergekommen, strahlte aber, durch an
der Fassade angebrachte Leuchtstoffröhren, einen modernen Chic aus. Eine Treppe
führte nach drei Stufen ins Innere.
     Die
Besitzer der Bar betonten schon beim Betreten das Seriöse im Titel. Anders als
ein Stockwerk tiefer – wo bei der Sauerstoffgewinnung mit CO² gepanscht wurde –
achtete man hier auf reine Zutaten. Alles andere hätte die Einheit und damit
das System auf den Plan gerufen.
     Ich
musste nicht lange nach den Dreadlocks suchen. Benoit zog gerade an einer
Pfeife, als ich ihm das Licht nahm. Er nahm einen zu starken Zug und geriet ins
Prusten.
     »Sieh
an, sieh an, das verschollene Küken ist zurückgekehrt. Was verschafft mir die
Ehre?«
     »Ich
suche jemanden.«
     Er
legte die Pfeife aus der Hand und beugte sich vorne über. »Warm oder kalt?«
     Sein
Sarkasmus prallte an mir ab.
     »Ein
Mädchen. Neun Jahre alt.«
     Er
blickte in die Runde. Die Musik übertönte unser Gespräch. »Dann bist du hier
aber ganz falsch.« Mit einer geübten Handbewegung goss er sich einen Fonseca
Vintage Port ein und nippte am Glas. »Was ist aus diesem Jungen geworden?«
Seine Zunge klatschte gegen den Gaumen.
     »Sie
ist meine

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