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D.E.U.S.

D.E.U.S.

Titel: D.E.U.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Degas
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weinst. Du sehnst dich nach dem, was du bist. Du gibst, du
nimmst. Du bist die Göttin, die erwacht, einzigartig, aus dem tiefen Schlaf.

 
     
     
     
    12. März 2066, minus 1 Monat
     
     
     Nomade!
Was bedeutet dieses Wort? Für alle Zeiten: die Vergangenheit eine Erzählung;
die Gegenwart eine Daseinsform; die Zukunft ein Neuanfang. Wie tief muss man in
seinen Erinnerungen graben, um die Bedeutung zu verstehen? Als würde man die
Gesellschaft definieren und nach dem Fehler in der Materie suchen. Nicht bloß
eine Metapher, sondern der Ursprung selbiger; die Projektion einer
aussterbenden Art, die gedanklich bereits tot ist.
     Wir
sind Streuner, aber keine Diebe. Ortskundige, aber fremd. Wir inhalieren die
Luft, aber wir atmen sie nicht. Existieren, aber ohne Existenz. Hin- und
hergerissen zwischen Bleiben und Gehen. Man muss nicht lange dabei sein, um
sich daran zu gewöhnen. Hier ist es wie dort, wie überall: dunkel, kalt,
erbarmungslos.
     Unsere
Generation hat aufgehört in Gemeinschaften umherzuziehen. Die Fähigkeit ist uns
abhandengekommen. Es ist ein Wandel ohne Rückkehr. Früher bestand das Überleben
noch aus Zusammenhalt, wo mehr als eine Handvoll gemeinsam füreinander da war.
Heute gehören dazu maximal zwei. Moderne Nomaden bleiben die meiste Zeit unter
sich. Dieses Selbstverständnis wiegt schwerer als der Gang in ein zukünftiges
Leben.
     Tagein,
tagaus stellt man sich die unausweichlichste von allen Fragen: Ist dies das
Ende? Eine Frage, auf die es keine Antwort gibt. Denn wie kann etwas zu Ende
gehen, wo es nie einen Anfang gab!?
     Es
war schon immer unser Schicksal. Wir sind hier und müssen die Situation als
gegeben nehmen. Zerfällt das Schicksal, so zieht es die Hoffnung mit sich. Aber
was wären wir ohne die Hoffnung, die uns geschenkt wurde!?
     
     Ich
blickte mich in unserem Zuhause um: ein kleines Zimmer, in einem leer stehenden
Gebäudekomplex am Rande Neu New Yorks, wo man nichts als lange, leere Flure und
altes, Zeiten überdauerndes Mauerwerk vorfand. Bis vor zwei Jahren war dies
noch die Zuflucht für allerhand Gesindel aus den Randbezirken, Verstoßene, die
Anspruch auf Koexistenz forderten, und Junkies, die jeden Morgen mit der Nadel
im Arm erwachten – bis die Exekutive einschritt und Nägel mit Köpfen machte.
Die meisten hausten nach der Auflösung ihres Weltbildes im Untergrund oder
vegetierten eingepfercht in einer der ungezählten Arrestzellen vor sich hin.
     Wir
waren die neuen Bewohner dieses Ortes. Seit einem Jahr nannten wir dies unser
Zuhause. Viele verlassene Quadratmeter, die die Abenteuerlust eines jeden
Bewohners dieser gottverdammten Stadt wecken sollten, aber doch nur Ödnis und
Einsamkeit verhießen, so wie die Ödnis an jedem anderen Ort und wie die
Einsamkeit in jedem anderen Herzen.
     Hier,
abseits der ständigen Hektik und der erdrückenden Menschenmassen, wuchs unser
Wunsch auf neues Leben mit jedem Tag mehr.
     
     Mel
erwachte schlaftrunken, die Augen nach einem Halt suchend. Vorsichtig tastete
ich mich über ihren Bauch. Meine Finger senkten sich, die Bewegung wurde zu
einem Streicheln.
     »Was
ist aus dem Mann geworden!?«, fragte sie. Es war mehr eine Aussage, denn eine
Frage, ein leises Flüstern statt eines Ausspruchs.
     »Welcher
Mann?«, wollte ich wissen. Sie schaute mich an. Ihr Blick war trübe – etwas
schien ihr Furcht zu bereiten.
     »Adam«,
antwortete sie, um der Personifikation einen Namen zu geben. Als würde sie ihm
leibhaftig begegnet sein. Ich kannte ihn auch: aus ihren Träumen. Es ging immer
um diesen einen Traum.
     »Er
war nicht alleine, oder?« Ich griff nach ihrer Hand, vermisste dabei aber die
Wärme früherer Tage.
     »Was
ist mit ihr?«, fragte ich, in der Erwartung, dass sie mir mehr über die zweite
Person, Eva, erzählen würde.
     Sie
bewegte nur unmerklich den Kopf. Das Zittern ihrer Hände drang bis in mein
Innerstes. Sie sagte nichts mehr, lag nur so da, mit dem starren Blick auf
meine Brust und sich fest an mein Handgelenk klammernd.
     Sie
sah die Geschichte vor sich. Nicht die bekannte, die ursprüngliche Version. Nur
ihre eigene Interpretation davon. Adam und Evas Erzählung, über die Schöpfung
und den ersten Menschen auf diesem Planeten, erschaffen vom Göttlichen
höchstpersönlich.
     Zuerst
war da nur Adam; geformt aus Lehm wurde ihm Leben eingehaucht. Das Männliche
war geboren, gedieh aber nicht nach den Vorstellungen seines Schöpfers. Der
Einsamkeit seines Geschöpfs überdrüssig erschuf

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