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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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Wehe aber auch Jedem, der sich ihrem Walten mit blindem Eigensinn entgegenstemmt. –
    Es bleibt uns noch eine trübe Nachlese zu halten übrig, in Betrachtung der Bemühungen, welche jetzt die Constitutionellen, die Nichtrevolutionäre aufboten, um aus dem Schiffbruche noch zu retten. was zu retten war. Am 26. Juni war die sogenannte
Kaiserparthei
in
Gotha
zusammengetreten, um ihren Bankerott noch einmal öffentlich zu documentiren, indem sie die Erklärung abgab, daß es unmöglich gewesen sei, die Reichsverfassung durchzuführen, und daß man daher am Besten thue, sich dem am 26.
Mai
in Berlin abgeschlossenen Vertrage zwischen Preußen, Sachsen und Hannover, dem sogenannten
Dreikönigsbündniß
, anzuschließen und den von Jenen vereinbarten Verfassungsentwurf anzunehmen. – Man hatte sich bei dessen Abfassung in Berlin der Reichsverfassung als Grundlage bedient und deren leitende Idee darin aufgenommen, die dahin ging, sich zu einem Bundesstaate mit gemeinschaftlichem
Parlament
und
einheitlicher Centralgewalt
zu vereinen, und diesen Bundesstaat dann wieder durch ein völkerrechtliches Band mit der östreichischen Gesammtmonarchie zu verknüpfen. Das deutsche Reich sollte
ein Glied
des Ganzen sein, Oestreich das
andere
, und beide zusammen dem Auslande gegenüber eine einzige Person bilden, so wie dies nach der alten Bundesakte auch der Fall gewesen. Im Innern sollte wieder jeder einzelne Staat, was ihm beliebte, thun dürfen; dies war ein Hauptpunkt, der besonders betont wurde. Statt des Kaisers dachte man sich an der Spitze einen
Reichsvorstand
, dessen Würde – ob erblich oder nicht, war nicht ausgesprochen –, an Preußen übertragen werden sollte; neben diesem Reichsvorstand war ein Fürsten-Collegium von 6 Gliedern in Aussicht genommen, gebildet aus den 5 Königen, die Jeder ein Glied für sich vorstellen sollten, während das sechste Glied aus den beiden Hessen, mit Zugabe einiger kleineren Staaten, bestehen mochte; die übrigen Klein-Staaten wollte man dann noch den verschiedenen Königen zugetheilt sehen. Es war eine gar künstliche Maschinerie, die man sich da ausgedüftelt hatte, und obendrein völlig nutzlos, indem Oestreich allsogleich seine Zustimmung zu diesem Entwurf versagte, und an welcher die übrigen Betheiligten vor allem Anderen die preußische Spitze – aus Rücksicht auf Oestreich, wie man sagte – beanstandeten. Bayern protestirte, wie immer, laut und deutlich, was allsogleich den Erfolg hatte, daß Sachsen und Hannover, Preußens
Verbündete
, erklärten, sie würden sich nicht für gebunden erachten, wenn Bayern nicht beitrete. Würtemberg gab erst lange keine Antwort, und weigerte sich am Ende auch des Beitritts. – Dagegen erklärten die Fürsten von Baden, der beiden Hessen, Nassaus, Weimars, Braunschweigs, Mecklenburgs u.s.w. ihre Zustimmung, ohne große Gefahr dabei zu laufen, denn »die großen Fische durchbrachen das Netz«, wie sich der Minister v. Manteuffel später sehr richtig ausdrückte. Immerhin, hätte Preußen doch wenigstens jetzt frisch zugegriffen, so hatte es noch eine große Chance des Erfolges; es bildete zusammen mit den Kleinstaaten schon eine ansehnliche Macht, und Oestreich, durch die Ungarn bedrängt, wie auch vollauf in Italien beschäftigt, konnte in jenem Augenblick nichts dagegen thun. Aber man hielt es am Berliner Hofe für »unedel«, Oestreichs gegenwärtige Verlegenheit zu benutzen, und sollte es dann schon bald genug erfahren, welchen Dank man für seinen Edelmuth von dem Wiener Hofe zu erwarten hatte.
    Trotz seiner Ohnmacht hielt Oestreich fest an seiner Suprematie über Deutschland, und es war ganz vergebens, daß Preußen sich gegenwärtig eifrig bemühte, den Erzherzog Johann zur Niederlegung seines Amtes zu bewegen. Er rührte und regte sich nicht von seinem bequemen Sitze in Frankfurt, und sobald, nach der Capitulation von Villagos, Oestreich wieder etwas freier aufathmen konnte, fanden seine redlichen Bemühungen, gegen die preußische Spitze Oppofition zu machen, den besten Erfolg bei den Königen. – Preußen aber hätte um so mehr den günstigen Augenblick für sich benutzen müssen, als es auch jetzt immer noch eine gewisse Stütze bei einem Theile des Volkes fand, in so weit dieses den Bearbeitungen der sogenannten »
Gothaer
«, der Centrumsparthei, zugänglich war. Nachdem diese den preußischen Verfassungsentwurf gutgeheißen, suchten sie nun durch Vereine und die Presse thätig dafür zu wirken, stets noch auf Erreichung ihres

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