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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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Gefängnisse und
Zuchthäuser
; auch in Sachsen wurden die Häupter der Mairevolution:
Röckel, Heubner
und
Todt
zu dieser entehrenden Strafe verdammt. Mit edlen, zum Theil bedeutenden Kräften, die jetzt wieder der Nation entzogen waren, füllte sich das Zellengefängniß zu Bruchsal und erprobte es seine geistestödtende Macht an einer Menge von jungen Feuerköpfen; Tausende aßen aufs Neue das bittere Brod der Verbannung und an frischen Grabhügeln weinten Wittwen und Waisen, trostlose Väter, Mütter und Schwestern. Aber sie litten nicht allein, denn mit ihnen klagte in bitterm Schmerz fast die ganze Nation, vornehmlich die Jugend, sowohl weiblichen als männlichen Geschlechts. – Wir betrachten heute diesé Vorgänge in einem mildern Lichte, wir haben die Einsicht gewonnen, daß auf der aufständischen Seite gleichfalls große Fehler gemacht wurden, aber
damals
war das
Herz Aller
, die ein höheres Gefühl für Freiheit und für Recht beseelte, unfehlbar auf Seite der Geschlagenen und der mit solch einsichtsloser Härte und Grausamkeit Bestraften. Doch tief im innersten Grund der Seele mußte man jetzt wieder sein beleidigtes Gefühl verbergen. – Das schroffe Auftreten der Regierungen war um so thörichter, als man doch am Ende nicht das halbe Süddeutschland unter Schloß und Riegel bringen konnte, es war um so ungerechter, als in diesem Falle von Oben her ein Zwiespalt in die Geister war geworfen worden, der ihr Handeln vielfach rechtfertigte, und, wie man sich nur schwer einen Begriff machen kann von dem unermeßlichen Jubel, der die Märztage von 1848 begleitete, so stellt man sich heute wohl noch schwerer die tiefe Trostlosigkeit und Trauer vor, die sich jetzt aller charaktervollen Gemüther und Geister bemächtigte. Daneben offenbarte sich unter der Menge, namentlich unter den Gebildeten, eine Gesinnungslosigkeit, eine Verfolgungssucht gegen Diejenigen, die ihren Ansichten und Ueberzeugungen treu geblieben waren und sich nicht gleich Jenen, wie Windfahnen nur dem Erfolge zugewendet hatten, welche fast zur Menschenverachtung aufforderten. Die früher am lautesten geschrieen für Freiheit und Einheit, wurden jetzt die Angeber Jener, die nach wie vor treu dazu heilten, und Schmach und Spott häufte man noch oft auf jene Männer, die jetzt wieder, mitunter schon bejahrt, fern von Haus, Hof und Familie sich in fremdem Lande eine neue Heimath gründen mußten, die in der That, nicht bloß mit dem Munde, Hab und Gut und ein behagliches Dasein ihrer Ueberzeugung geopfert.
    Unter den jungen Leuten aber, wie Viele gab es da, von denen es bald, wie im alten Volksliede heißen konnte: sie sind gestorben, verdorben! – Die Hauptführer der Bewegung wurden, weil man sie dort Deutschland für zu nahe hielt, entweder ganz aus der Schweiz verwiesen oder in weit entlegenen Kantonen internirt, wo sie nur schwer einen Lebensunterhalt fanden, so daß das Hauptgros der Flüchtlinge sich nach England wendete. Dort sahen sie sich bald, nach Niederwerfung der ungarischen Revolution, verstärkt, durch flüchtige Polen, wie durch Kossuth und seine Freunde, und noch mehr wuchs ihre Zahl heran, nach der Niederlage Sardiniens und den Siegen der Reaction in Italien. Diese italienischen Republiken, welche das Jahr 1848 unter Mazzini's Anleitung erzeugt, lösten sich rasch wieder auf, die Herzöge von Toscana, Modena, Parma u.s.w. kehrten in ihre Staaten zurück; es fiel endlich das von
Manin
so lange und so tapfer vertheidigte Venedig, und um ihn und Mazzini gruppirten sich jetzt in London die italienischen Flüchtlinge.
Garibaldi
, der wackere Vertheidiger Roms, welches am 9. Februar 1849 gleichfalls die Republik proklamirt und die weltliche Herrschaft des Papstes abgeschafft hatte, ging, nachdem er Monate lang wahre Heldenthaten gegen die Franzosen, die dem Papste zu Hülfe zogen, verübt hatte, nach dem endlichen Falle der Stadt nach Südamerika, wo er wieder, wie früher, Schiffskapitän wurde. Zu den unzufriedenen Elementen in London gesellten sich dann noch die Russen, unter der Leitung des bekannten
Alexander Herzen
, der in London ein demokratisches Blatt in russischer Sprache herausgab, und Jahre lang unterhielt diese revolutionäre Liga die Verbindung mit ihren verschiedenen Vaterländern, und hoffte sie auf eine neue Schilderhebung.
Hecker
kehrte auf die Kunde der badischen Revolution nach Europa zurück, um sich an derselben zu betheiligen; am 15. Juli traf er in Straßburg ein, gerade recht, um zu erfahren, daß schon

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