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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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die Dänen am 3. April, von der Insel Alsen aus, die Feindseligkeiten zuerst wieder eröffnet hatten. Schnell erfochten die deutschen Waffen damals neue Siege über die Dänen, den erfreulichsten bei
Eckernförde
, am 5. April, wo unter Befehl des Herzogs Ernst von Gotha die deutschen Strandbatterien das Kriegsschiff Christian VIII. in Brand schossen, und die Fregatte
Gefion
erobert wurde. Ein anderer glänzender Sieg war der des preußischen General Bonin, der am 23. April die Dänen bei
Kolding
schlug und in Folge dessen abermals bis Jütland vordrang, dasselbe aber nicht zu besetzen wagte, aus Rücksicht auf England und Rußland. Sehr erwünscht kam der Diplomatie darnach eine Niederlage Bonin's, welcher die Dänen in der Festung
Friedericia
belagerte. Diesen gelang es, zu Wasser bedeutende Verstärkungen an sich zu ziehen, und sie waren dadurch in den Stand gesetzt in der Nacht vom 5 – 6. Juli einen Ausfall zu wagen, mit einer so bedeutenden Uebermacht, daß sie den Schleswig-Holsteinern empfindliche Verluste beibrachten. Die Folge dieser Niederlage war ein neuer Waffenstillstand Preußens mit Dänemark, dessen Bedingungen Schleswig von Holstein trennte und das Erstere mit schwedischen Truppen belegen ließ, während die Reichstruppen abziehen mußten. Die Verwaltung des Landes wurde einer englisch-deutschpreußischen Commission übergeben.
    Die schleswig-holsteinische Landesversammlung erkannte diesen Waffenstillstand nicht an, er wurde aber dennoch ausgeführt, denn Dänemark, heimlich durch Rußland unterstützt, wies die versöhnlichsten Friedensvorschläge von sich zurück, und abermals sah sich das unglückliche Schleswig der dänischen Rache preisgegeben, welche der dänische Commissär von Tillich nach Herzenslust ausübte. In wenigen Monaten ließ er allein 150 Beamte, darunter 35 Geistliche, die deutsch-patriotisch gesinnt waren, einfach wegjagen. Da beschlossen die Schleswig-Holsteiner, auf's Aeußerste getrieben, den Krieg auf eigene Hand fortzusetzen, worauf Preußen im April 1850 den General Bonin und alle preußischen Officiere von dort zurück berief. Nun wendeten sich die Herzogthümer an den preußischen General Willisen, einen Militär von großem Talent und Verdienst, und forderten ihn auf, sie fortan zu führen. Er leistete ihrem Rufe Folge und organisirte ihre kleine Macht, während Preußen am 26. Juli einen Frieden mit Dänemark schloß, dahin lautend, daß jede Macht wieder in die Rechte zurücktrete, die sie vor dem Kriege besessen. Das Herzogthum Schleswig überließ man Dänemark unter verschiedenen, unbedeutenden Bedingungen; bezüglich Holsteins sollte es dem Könige erlaubt sein, als deutscher Bundesfürst die
Intervention des deutschen Bundes
anzurufen. – So wich Preußen Schritt für Schritt zurück, nachdem sein König einst feierlichst erklärt hatte, er wolle jederzeit das Schwert ziehen, wo es sich um
Deutschlands Ehre
handle.
    Die kleine schleswig-holsteinische Armee, 30,000 Mann stark, mit nur 72 Geschützen versehen, begann auf's Neue ihren Widerstand, während Deutschland mit einem letzten Hoffnungsblick nach dem Norden schaute, der so mannhaft sich bewährte. Durch eine blutige Schlacht bei Idstedt, am 24. und 25. Juli 1850 wurde der Kampf auf's Neue eröffnet, wo leider Willisen und seine Tapferen geschlagen wurden. Doch gaben sie sich auch jetzt noch nicht überwunden; auf's Neue sich sammelnd, wurden sie fortwährend durch frischen Zuzug aus Deutschland verstärkt, unter dem sich gar Mancher befand, der seinen Unmuth und Schmerz über die erlittenen Täuschungen dort auszutilgen hoffte. Auch
Heinrich von Gagern
mischte sich in die Reihen dieser Kämpfer, und trat als Major in die schleswig-holsteinische Armee ein, zu spät für eine gute Sache zu kämpfen. Am 4. October 1850 erlitt sie eine neue und letzte Niederlage – nun war es auch mit Schleswig-Holsteins äußerstem Widerstand vorüber, und wir werden sogleich hören, welches Schicksal unterdessen die Kabinette dem tapferen Völkchen vorbereitet hatten. –
    Hätte Preußen nun schon hier wiederholt einen glänzenden Anlaß gehabt, sich durch einen ehrenvollen Krieg in den Augen Deutschlands wieder herzustellen, so war ihm ein solcher kaum weniger durch die kurhessischen Verhältnisse geboten. In Kassel spielte der despotische und launenhafte Kurfürst ein doppeltes Spiel; ohne sich noch offen von der Union mit Preußen losgesagt zu haben, unterhandelte er bereits mit Oestreich, obgleich er wußte, daß seine

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