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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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Körper auch ein gesunder Geist wohnen werde, liegt, dies wird ja heute gerne von Jedermann anerkannt, und er durfte dies um so mehr betonen, als er außer der Körperkraft, auch die Forderung
tüchtiger, sittlicher
Eigenschaften an den Turnbruder stellte. –
    Zu dieser naturwüchsigen Strömung unter der Jugend trat aber bald noch eine mehr vergeistigte hinzu, durch eine Institution, die noch
der Mann
hervorgerufen, welcher seine Nation einst so tief bewegt hatte und dessen Worte jetzt noch in so vielen Gemüthern wiederhallten, ich meine
Fichte
. – Schon 1795 hatte er in Jena, gegenüber dem rohen Treiben der Landsmannschaften, eine allgemeine Verbindung von »Deutsch-Jüngern« gegründet, und versucht, durch dieselbe einen gesitteten, wissenschaftlichen Geist zu wecken. – Diesen Gedanken nahm er später in Berlin neu auf, wo er mit Wissen von Hardenberg unter den Studenten eine »Burschenschaft« schuf. Fichte starb 1814, die Urkunde seiner Berliner Burschenschaft wurde aber jetzt, 1816, bei der Gründung einer neuen Burschenschaft in Jena benutzt. Von da breitete sich diese Verbindung über ganz Deutschland aus und von Freiburg bis Königsberg gaben die besten Männer derselben das Zeugniß des tüchtigsten, sittlichen und wissenschaftlichen Ernstes. Nach Fichte's Lehre sollte neben Ausübung strenger Tugend, die Gottesfurcht dem
Gemüthe
des »deutschen Burschen« erst die rechte höhere Weihe geben, und mit der wissenschaftlichen Bildung des Geistes sollte die gymnastische des Körpers Hand in Hand gehen. Jede Tugend des Einzelnen aber, die dergestalt geweckt und befördert wurde, sollte einzig und allein dem Vaterlande zu Gute kommen, ja, Fichte meinte, eine derart gebildete Jugend würde dessen beste Wehrkraft sein und die stehenden Heere gänzlich überflüssig machen, ein Ziel, welches wir ja auch hoffentlich noch erreichen werden. –
    Dies war der Charakter, welchen die
Bünde
trugen, deren Anfänge Schmalz so tückisch denuncirt hatte, die sich aber trotzdem, so wie ich es eben angedeutet, fortentwickelten. In Jena war die Verbindung der »Burschenschaften« bald so wohl angesehen, daß der Herzog sie sogar zur Pathenschaft bei seinem Enkel einlud. Weniger freundlich betrachtete man sie in Gießen, wo hauptsächlich
Karl Follen
aus Oberhessen die Leitung übernommen hatte; man ging dort schon etwas weiter, man zielte auf einen christlich-deutschen
Burschenstaat
hin, der alle deutschen Universitäten in sich schließen sollte. Als auf diese unklare Vorstellung hin die Verbindung von Darmstadt aus aufgelöst wurde, bildete sich ein neuer, formloser Verein:
die Schwarzen
, der die Grundzüge einer künftigen deutschen Verfassung entwarf, und ähnliche Vereine an andern Orten hervorrief, die für ein gleiches Ziel arbeiten sollten. Seinen Kernpunkt fand dieser Bund der »Schwarzen« in
Darmstadt
, wo damals ein Kreis von Jünglingen und jungen Männern mit jugendlich freisinnigem Geiste lebten und sich vornehmlich um einen jungen Advocaten, Karl Heinrich Hoffmann, den Verfasser eines trefflichen Volks- und Jugendbuches:
Deutsche Volksgeschichten
, deren Mittelpunkt Herrmann der Befreier, bildete, gruppirten.
    Bis jetzt betrachtete man alle diese Bestrebungen von Seiten der Regierenden noch als ziemlich harmlos, was sie in der That auch waren; eine ernstere Beachtung aber sollte ihnen zu Theil werden durch die Feier des Wartburgfestes. –
Fünfte Vorlesung
     
    Weimarische Verfassung. Verfassungskämpfe in Würtemberg. Das Wartburgfest. Die Reformationsfeier. Der Congreß zu Aachen. Stourdza's Schrift. Sand und Kotzebue. Reaction in Preußen. Karlsbader Beschlüsse. Demagogenverfolgungen. Stein und seine Freunde. Sand's Hinrichtung
     
    Haben wir nun das vorige mal den Geist kennen gelernt, der sich in den Jahren 15 und 16 der deutschen Jugend bemächtigte, haben wir gehört, wie sie bereits zu Versuchen übergegangen war, das was sie bewegte in die Wirklichkeit des Lebens zu übertragen, auf den Gang der Politik selbstthätig einzuwirken, so werden wir ihr Raisonnement vollständig verstehen, wenn sie sagten:
    »Wir sind zwar nur Studenten, aber wir werden später Lehrer, Geistliche, Aerzte, Beamte oder Richter des Volkes sein; jeder von uns erlangt also Einfluß und Gelegenheit, in seinem besonderen Kreise auf Erweckung besserer Gesinnungen im Volke hinzuwirken; so können wir demnach die Ideen einer einheitlichen Reichsverfassung Deutschlands populär machen und allmählich die Gewährung einer

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