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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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Regierungen stürzen und Deutschland einig machen. Ueber die Person dessen, der die deutsche Kaiserkrone tragen sollte, waren die Meinungen getheilt; die Einen wollten den König von Preußen, die Andern den König von Würtemberg an der Spitze sehen; eine dritte Parthei hatte ihren Auserwählten in
Karl Follen
und eine Vierte dachte an die Gründung einer Republik.
    Ein gewisser von Spreewitz, cand. theol. aus Mecklenburg stiftete diesen Bund, indem er die verschiedenen Hochschulen bereiste und im Namen eines »
Männerbundes
« sprach, von dem aber Niemand wußte, wer dazu gehöre und ob er überhaupt existire. Man glaubte jedoch,
Arndt, Gneisenau
und andere bekannte Größen gehörten zu jener Verbindung, als deren Hauptvereinigungspunkte
Darmstadt, Erfurt
und die
Schweiz
genannt wurden, in welch' letzterem Lande sich in der That die Flüchtigen und Verbannten mit allerlei abentheuerlichen Plänen beschäftigten. Auf diese hielten die Regierungen ein besonders wachsames Auge und die Denunciationen ihrer agents provocateurs, gaben denn auch die Handhaben zu massenhaften Verhaftungen, die etwa um 1824 begannen, und in
Preußen
mit schrecklichen Urtheilssprüchen endeten. Das Breslauer Landesgericht z.B. verurtheilte von 26 Angeklagten, sechszehn zu 13–15
jähriger Festungshaft
. In andern deutschen Ländern kamen die gleich Schuldigen, wenn sie es überhaupt waren, mit 1–2 Jahren durch; in Baiern wurden sie, nachdem man sie allerdings, nach dem Ausspruche des berühmten Rechtsgelehrten
Feuerbach
während einer 14monatlichen Untersuchungshaft »gleich Räubern und Mördern behandelt«, ganz freigelassen. In Darmstadt, wo damals noch ein milderer Geist herrschte, wurde der Hauptangeklagte, Karl Heinrich Hofmann, nachdem er mit einem Gleichgesinnten auf Verlangen der preußischen Regierung nach Köpenick gebracht und dort längere Zeit festgehalten worden war, von der hessischen Regierung energisch reclamirt, von der Instanz absolvirt und später ganz freigesprochen, »weil sich nirgends eine erhebliche Anzeige für Existenz des Männer-Bundes gefunden.« –
    So sehen wir denn gegen Ende der zwanziger Jahre, Europa und Deutschland im Sinne Metternich's, wieder vollkommen beruhigt, die Revolution mit Stumpf und Stiel ausgerottet. Alljährlich konnte der allmächtige Staatsmann, das Wiener Genußleben fortsetzend, eine glänzende Saison auf Schloß Johannisberg am Rheine abhalten, wo er Potentaten, Diplomaten und die Bundestagsgesandten als seine Gäste versammelte, wo man zwischen Suppe und Braten die wichtigsten politischen Fragen entschied, oder Anleihen mit Rothschild, dem Gläubiger der Fürsten, vereinbarte. Aus allen Weltgegenden brachten besondere Couriere die Genußmittel zusammen, die man für die üppige Tafel brauchte, an der die herrlichsten Rheinweine flossen, und wo die bedeutendsten Künstler, Henriette Sonntag und Andere, durch ihre Leistungen die müden Gäste neu belebten.
    Es war ein großer, gewaltiger Schreck, als dieses gemüthliche Wohlleben plötzlich unterbrochen wurde, durch den Sturm aus Westen – die französische Julirevolution. –
     

Achte Vorlesung
     
    Zustände und Bestrebungen in Frankreich. Die Julirevolution. Das Bürgerkönigthum
     
    Wenn es sich jemals glänzend bewahrheiten sollte, daß der Geist eines Jahrhunderts sich durch äußere Mittel nicht bannen läßt, so war dies um 1830 der Fall. – Wir haben die Zuckungen und Bewegungen in ihrem Zusammenhange kennen gelernt, welche als die letzten Ausläufer der französischen Revolution und der Befreiungskämpfe gegen Napoleon, Europa durchbebten; dieselben Bewegungen auch in den entfernteren Welttheilen, namentlich in Amerika zu verfolgen und zu beobachten, wie die spanischen und portugiesischen Colonien sich von dem Mutterlande lostrennten, wie das reiche
Mexiko, Peru
und
Brasilien
sich als selbstständige Staaten constituirten – liegt außerhalb des Kreises unserer Betrachtungen. Wir haben nur daraus zu entnehmen, wie durch den gesteigerten Verkehr der Völker untereinander, den Handel, das Reisen, den Austausch der Literatur, und die immer mehr zur Geltung kommende Zeitungspresse, der Einfluß des einen Landes auf das Andere, des einen Welttheils auf den Andern, im beständigen Wachsen begriffen war, und wie mehr und mehr ein gemeinsames Interesse, gemeinsame Principien, und stellenweise auch ein gemeinsames Handeln der Nationen, sich dem
östreichischen Stabilitätsprincip
entgegensetzte. Dieses System erwies sich

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