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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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die Griechen, die Italiener, die Spanier wagen und sich damit selber genug thun.
    Wir haben nun damit in raschem Ueberblick den Kreislauf der freiheitlichen Kämpfe und Umwälzungen, die im Verlauf der zwanziger Jahre Europa erschütterten, verfolgt und sehen unser eignes Vaterland davon nur mittelbar, nur geistig berührt. Deutschland blieb ruhig, doch aus der Mitte der deutschen Fürsten selbst erhob sich eine Opposition, die sich sowohl im Innern des Bundestages, als auch außerhalb desselben kundgab, und die ihre Spitze gleichzeitig gegen Oestreich und Preußen richtete.
    König Wilhelm I. von Würtemberg war im Grunde seines Herzens einer freien Richtung zugethan, und er sprach sich auch öfter unverholen dahin aus; so richteten sich die Blicke deutscher Patrioten mehr und mehr auf ihn, und ein Gedanke wurde laut, der ihn als den ersten Mann für einen Fürst-Protector des deutschen Bundes, mit einem
deutschen Parlamente
an der Seite, bezeichnete. Solche Ideen waren nicht utopisch, denn in der That lag ja die Möglichkeit nahe, daß auch ein kleinerer Fürst, gehalten und getragen durch das Volk, schon damals eine Einigung Deutschlands herbeizuführen vermöge. Man setzte dabei freilich einige Hoffnung auf Rußlands Schutz, da man erwarten konnte, daß Kaiser Alexander, der zu jener Zeit noch lebte, den Schwager, den Gemahl seiner schönen und geliebten Schwester Katharina, der Wittwe des Herzogs von Oldenburg, leicht in eine solch hervorragende Stellung bringen und auch darin werde erhalten können. –
    Wilhelm I. selbst war diesen Wünschen durchaus nicht abgeneigt, und die Griechensache wurde auch in Würtemberg von Oben her eifrigst unterstützt; jedoch mit dem Preisgeben derselben auf dem Congresse von
Verona
, fielen auch die würtembergischen Pläne in nichts zusammen. Metternich's Sieg über Kaiser Alexander in jener Frage, war auch zugleich ein Sieg seines Systems, der sich am fühlbarsten in Deutschland selbst und innerhalb des Bundestages machte. Alle reformatorischen Gelüste, jedes Ausschielen nach der Protection eines kleineren Fürsten wurde ihm seitdem gründlich gelegt. Graf Buol wurde nach Wien zurückberufen, alle freisinniger denkenden Gesandten entfernt, und an die Spitze der Geschäfte der Freiherr von Münch-Bellinghausen gestellt, eine getreue Copie des Fürsten Metternich, und der in schlauester Weise den neuen Gesandten Preußens, einen Herrn von Nagler, zu nasführen verstand. Dieser Herr von Nagler wird uns geschildert als der hohlste, platteste Kopf von der Welt; er hätte höchstens einen Unterbeamten, oder noch besser einen Schreiblehrer abzugeben vermocht, denn er liebte es unter Anderem, an den Concepten, die ihm vorgelegt wurden, die
Buchstaben
zu verbessern. Diese beiden Männer wurden die bösen Dämonen Deutschlands; sie lullten den Bundestag in die selige Ruhe ein, in der er bis zum Jahre 1848 fortträumte und ruinirten ihn gründlich in den Augen der ganzen Welt. Die süddeutschen Regierungen wandten sich, nachdem sie die Pläne Würtembergs mit bitterer Eifersucht erfüllt hatten, mehr und mehr dem östreichischen Einflusse zu, das ihnen größere Garantien ihrer Souveränetät zu bieten wußte. Kaiser Franz meinte manchmal, wenn er eine Revolution nach der Andern emporlodern sah: »die Welt sei gegenwärtig närrisch geworden, weil sie die alten Gesetze verlasse, und so eifrig nach dem Wahnbild: Constitution, hasche.« – Dieser Narrheit trat denn auch der russische Kaiser Nicolaus I. jetzt entschieden entgegen; vom Petersburger Hofe aus erging die Weisung nach Deutschland, mit Energie und rücksichtslos alle Reste revolutionären Geistes zu unterdrücken, und mit besonderer Freude kam dem die
Mainzer Untersuchungskommission
entgegen, die ihre spinnenartige Thätigkeit bis zum Jahre 1828 fortsetzte. Sie hat in der Zeit ihres Bestandes nicht weniger als 1800 Untersuchungen geführt, über eine halbe Million gekostet, und am Ende so gut wie nichts gefunden, was selbst Metternich zugestand. Außer der Mainzer Untersuchungskommission fungirte für Preußen allein, noch eine Zweite in Köpenick und Beide trugen zur Genüge alle Schrecken des Polizeistaates in den Schoß des deutschen Familienlebens.
    Ueber die damaligen Geheimbünde, denen man so eifrig nachspürte, hat man trotzdem bis heute wenig Zuverlässiges erfahren. Es hatte sich aus dem Verbande der Burschenschaft ein
Jünglingsbund
herausgebildet, von dem man vermuthete und annahm, er wolle die gegenwärtigen

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