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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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hier wieder seine Rolle spielte, soll sogar bedeutende Summen als Bestechung von Seiten der Türkei angenommen haben. Die Griechen wurden bedeutet zu ihrem rechtmäßigen Oberherrn, dem ungläubigen Türken, zurückzukehren, ohne daß man die mindeste Rücksicht auf die grausame Lage, in der sich das ganze Volk befand, nahm. – Mit beruhigtem Herzen konnten von Verona aus die herrschenden Mächte auf die letztverflossenen Jahre zurückblicken. Sie waren aus allen dräuenden Gefahren glänzend hervorgegangen, das monarchische System war neu gestärkt, und nur in der südöstlichen Ecke Europas kämpfte noch ein kleines, heldenmüthiges Völkchen, einzig und allein unterstützt durch die Sympathien der Völker, unablässig und allein fort für seine staatliche Existenz. –
    Von allen Mächten verlassen, stellte sich nun eine moralische Macht auf die Seite der bedrängten Griechen, die auch mitzählte – es war die
öffentliche Meinung
, und die »Griechenfreundschaft«, der
Philhellenismus
, breitete sich bald über das ganze westliche Europa aus. Seine Ausgangspunkte nahm er in Deutschland und in der Schweiz, wo sich in den namhaftesten Städten Komité's bildeten, um Geld für die Griechen zu sammeln, und Freischaaren dadurch auszustatten, die mit ihnen kämpften. Besonders begeistert zeigte man sich in den süddeutschen und den kleineren Staaten, während Oestreich sich allen philhellenischen Regungen schroff entgegenstellte. In
Stuttgart, Darmstadt, Frankfurt, Heidelberg
waren Griechen-Vereine; in
München
wirkte der berühmte
Thiersch
für dieselben, in Leipzig
Krug
, in der Darmstädter Kammer erhob
Heinrich von
Gagern
seine Stimme für die Griechen, und von Offenbach aus wollte der Hauptmann von Dalberg einen Freischaarenzug nach ihrer Küste geleiten. In
Dresden
jubelte das Publikum, als bei Aufführung der Minna von Barnhelm
Paul Werner
erklärte, er wolle nicht gegen die Perser, wohl aber gegen den
Türken
zu Felde ziehen, und tief ergreifend ist die Begeisterung des
alten Voß
, des Homer-Uebersetzers, der in Heidelberg lebend, aus seinen geringen Mitteln 1000 Gulden beisteuerte: »als kleinen Beitrag jener großen Schuld für die von Hellas erhaltene Bildung«. – Der große Centralpunkt für alle diese Bemühungen war zuerst Zürich, dann Genf; aus Marseille gingen die Expeditionen ab, und Eine derselben brachte der bekannte, tüchtige Ernst Emil Hofmann aus Darmstadt selbst dahin. – Leider waren dies Alles nur Tropfen im Meere, im Vergleich zu dem, was nöthig gewesen, denn mit entsetzlicher Grausamkeit wurde der Krieg von beiden Seiten geführt, und eine Hungersnoth unter den Griechen vermehrte noch die Schrecken des Kampfes. Aber es ist erhebend zu melden, wie die Wärme und Hülfe des Abendlandes sich steigerte und hob mit den Mißgeschicken der Hellenen, und auch Englands Krämergeist, der dem eignen Volke in der auswärtigen Politik immer mehr verhaßt wurde, sah sich nun tief beschämt durch das Gewicht, welches Englands erster Dichter
Lord Byron
mit seinem Namen und seiner persönlichen Hülfe, in die Schaale der Gerechtigkeit warf. Hatten doch schon früher Wenige so sehr wie er mitgeholfen, das Interesse für das schöne und tief gesunkene Land neu zu erregen; waren nicht auf jenem klassischen Boden seine schönsten Gesänge des Childe Harold entstanden, nicht die Stoffe zu seinen unsterblichen Gesängen, der
Corsar, Lara
, die
Braut von Abydos
, der
Giaour
jenem Lande und der düsteren Gegenwart, die auf ihm ruhte, entnommen. Jetzt, in Italien weilend, sah er die Brüder seiner geliebten Freundin, der schönen Gräfin Guiccioli, die Grafen Gamba, tief verstrickt in die Pläne der Carbonaria und bereit, auf griechischem Boden, wie so viele Italiener es thaten, für die Erlösung des eignen Vaterlandes zu kämpfen. – Sie werden wissen, wie Lord Byron sich in edler Erhebung ihnen anschloß, wie er sich und sein Vermögen den Griechen opferte, und dergestalt in glänzend erhebender Weise sein Leben endete, das, mit mancherlei Fehlern befleckt, nun wie gereinigt in dem Angedenken der Mitlebenden emporstieg, als die Trauerkunde erscholl, der edle Lord habe unter den Mauern von Missolunghi, am 19. April 1824, seinen großen, poetischen Geist ausgehaucht, und die Griechen hätten ihm eine Todtenfeier bereitet, wie sie der Helden des Alterthumes würdig war. – Aber nicht den Dichterfürsten allein, noch eine andere Größe raffte das Jahr 1824 dahin, den Mann, dessen Edelmut immer auf halbem

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