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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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Monturen für die braunschweigischen Truppen mit sich herum, durch deren Hülfe er sich wieder in den Besitz der Macht zu setzen hoffte. Als einer der reichsten Fürsten konnte er allen seinen Launen und Sonderbarkeiten fröhnen, die namentlich in der Aufhäufung von kostbaren Edelsteinen und Pretiosen bestand, welche vor Dieben zu bewahren, er die wunderlichsten Vorsichtsmaßregeln erfand. In seinem Besitze befand sich auch die berühmte antike Onyxvase, die er dem braunschweigischen Hausschatze entführt und überall mit sich herumgetragen hatte. Ein Unicum in ihrer Art, ist sie jetzt durch seinen Tod seinem Hause und der Kunstwelt wieder zurückgegeben worden. Herzog Karl starb 1871 in Genf, und hat jener Stadt sein ganzes colossales Vermögen vermacht.
    So hatte das Jahr 1830
drei Throne
nach einander umgestürzt und selbst die gläubigsten Monarchisten mochten darüber nachdenklich werden. Chateaubriand konnte mit Recht schreiben: »Jeden Morgen kehrt man die Trümmer des stürzenden Königthums vor unseren Thüren hinweg!« Die deutsche Jugend aber horchte wieder hoch auf; ihre gefeierten Schriftsteller,
Börne
und
Heine
riefen der Julirevolution ihr lautes Hosiannah! entgegen und verkündeten es in allen möglichen Variationen, daß das Krähen des gallischen Hahnes anzeige, wie die Mitternachtsstunde der Tyrannei dem Morgenrothe der Freiheit zu weichen beginne!
    Noch andere deutsche Thrönchen waren in der That dem Umsturz kaum weniger nahe, als der welfische Herzogsstuhl und als ein anderes Zeichen der Zeit konnte die Furcht und Angst gelten, die sich augenblicks des Geistes tyrannischer Fürsten bemächtigte. Unter diesen obenan stand der uns schon bekannte Kurfürst von
Hessen-Kassel
. Er selbst beschwor das Unwetter schnellmöglichst über sich herauf, denn nicht sobald war Karl X. gestürzt, als er, gerade in Karlsbad befindlich, Befehl gab, daß man die Kinder seiner Frau, der geadelten Gräfin Reichenbach, nach Frankfurt schaffe, sowie auch seine Kostbarkeiten in Sicherheit bringe. Mit seinem Sohne, dem späteren und
letzten
Kurfürsten von Hessen-Kassel zerfallen, erschrak der Alte in hohem Grade, als Jener, der sich schon seit Jahren vom Hofe und von Kassel, in Folge der räthselhaften Vergiftung eines seiner Lakaien entfernt hielt, nun plötzlich wieder dort erschien. Schnell eilte nun auch er nach Hause, und kam eben recht zu sehen, wie man die Bäckerladen stürmte und seine Unzufriedenheit auf jede Weise an den Tag zu legen suchte. Darauf hielt er am 21. September an der Seite seines Sohnes, mit dem er sich schnell ausgesöhnt hatte, einen feierlichen Einzug in Kassel, während er die verhaßte Gräfin Reichenbach, die ihm zur linken Hand angetraut war, in Eisenach zurückließ. Die Straßen waren mit Menschen bedeckt, aber Todenstille empfing die Fürsten, und nächsten Tages beschloß die Bürgerschaft eine Petition einzureichen, welche die Einberufung der kurhessischen Stände verlangte. Der Bürgermeister Schomburg sollte diese Schrift auf Wilhelmshöhe überreichen, aber ein gewisser
Rivalier
, der spätere Baron v. Meysenbug, welcher damals eine große Rolle spielte, und bis zum Tode des Kurfürsten dessen rechte Hand blieb, wies den Bürgermeister vom Schlosse weg. In Folge dessen erreichte die Erbitterung den höchsten Grad; als der Kurfürst am nächsten Tage zur Stadt kam, folgte ihm die ganze Bürgerschaft schweigend bis zum Schlosse nach, der Magistrat, der nun empfangen wurde, überreichte die Petition und Schomburg schilderte in ergreifender Rede die herrschende Noth und Verzweiflung, der man durch gesetzliche Mittel namentlich durch die Regelung des Steuerwesens, abhelfen könne, zu diesem Zwecke sei eine Einberufung der Stände durchaus nothwendig. Es war verabredet, daß der Küfer Herbold, der zu der Deputation gehörte, einen schwarzen Handschuh herabwerfen werde, wenn der Kurfürst halsstarrig bleibe, dies sollte das Signal zum allgemeinen Sturme auf das Schloß geben; ließ er dagegen ein weißes Tuch flattern, so sollte man daran die Gewährung der Bitte erkennen. Athemlos stand die Menge, als endlich Herbold das Fenster aufriß und das Tuch schwenkte – der Kurfürst hatte die Berufung der Stände für den nächsten Monat zugesagt. – Es war aber auch die höchste Zeit zum Nachgeben gewesen, denn das ganze Kurfürstenthum und selbst die benachbarte Provinz Oberhessen stand in hellen Flammen des Aufruhrs. Ueberall warf sich die Wuth des Volkes auf die Zoll- und

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