Deutsche Geschichte
von Kirchenfürsten in die engere Umgebung der Herrscher, weil Kleriker ihre Macht nur auf Lebenszeit erlangten und nicht vererben konnten. Der König erhielt auf diese Weise ständig Besitz zurück, den er erneut zur Bindung von Gefolgsleuten ausgeben konnte. Außerdem musste er weniger Rücksicht auf die Familien nehmen als bei weltlichen Fürsten. Diese waren auch deswegen sehr daran interessiert, die Rechte des Königs auf Bischofsinvestitur beschränkt zu sehen, weil sie dadurch wieder auf mehr Mitwirkung bei der Gestaltung der Politik des Reiches hoffen durften. Sie unterstützten daher eher die päpstliche Seite und begrüßten das Wormser Konkordat auch wegen der damit verbundenen Schwächung der Königsmacht.
Kirchliche Propaganda: Kaiser Heinrich V. (links) erhält 1111 von Papst Paschalis II. die Reichsinsignien Krone, Zepter und Reichsapfel, nach einer Miniatur der Auracher Kaiserchronik von 1113
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(c) Interfoto, München: S.
Rotbart auf dem deutschen Thron
Friedrich I. Barbarossa (um 1122-1190)
Die Goldbüste zeigt es natürlich nicht: Rötlich war der Bart von König und Kaiser Friedrich I., der daher als Barbarossa in die Geschichte einging. Diese verklärte seine Gestalt im Nachhinein ins Heldische und nahm seinen Namen beim Wort: Friedensreich sei seine Zeit gewesen. Das aber hieße eine Epoche weichzeichnen, die in großen Teilen ebenso von Waffengeklirr erfüllt war wie andere auch.
Krieger und Diplomat
Um 1122 geboren, 1152 gewählt und am 18. Juni 1155 zum Kaiser gekrönt, sah der Sohn Herzog Friedrichs II. von Schwaben seine Hauptaufgabe in der Sicherung der Reichsrechte in Italien. Sechsmal zog er dorthin, ehe es zu einem vernünftigen Ausgleich mit den selbstbewussten lombardischen Städten und dem Papst kam. Beide sahen mit Argwohn die wachsende Macht des Staufers, der 1162 das widerborstige Mailand zerstören ließ und dem 1159 gewählten Papst Alexander III. immer wieder mit Gegenpäpsten zusetzte. 1166 beschloss Barbarossa, endgültig Ordnung zu schaffen, zog erneut mit einem Heer über die Alpen und erfocht dank seines Kanzlers und Erzbischofs von Köln Rainald von Dassel einen Sieg über die Römer bei Tusculum.
Nun aber verließ den Kaiser das Glück. Eine schwere Seuche dezimierte nicht nur sein streitbares Heer, sondern raffte auch Rainald dahin. Nur mit knapper Not konnte Friedrich den Rückzug nach Deutschland einleiten. Die lombardischen Städte um das wiederaufgebaute Mailand und das einst so kaisertreue Cremona erhoben sich, ohne dass der Kaiser eingreifen konnte. Er wurde im Norden von inneren Fehden festgehalten, und als er endlich wieder nach zehn langen Jahren in Norditalien erschien, hatten die Städte Kraft gesammelt und bereiteten ihm die vernichtende Niederlage bei Legnano (1176). Alles Blutvergießen war vergeblich gewesen, Diplomatie war nun gefragt, und Barbarossa bewies, dass er sie weit besser noch als die Kriegskunst beherrschte.
Arrangement mit den Städten im Frieden von Venedig
Im Frieden von Venedig nahm Friedrich 1177 sein harsches „Nie“ hinsichtlich der Anerkennung des Papstes zurück und akzeptierte einen Kompromiss mit den Städten des lombardischen Bundes. Erst jetzt begann der Abschnitt seiner Herrschaftszeit, der ihn zur Legende werden ließ, als Einiger des Reiches und Friedensfürst.
Staufer
Heinrich V. starb 1125 kinderlos, mit ihm erlosch das Herrscherhaus der Salier. Schon sein Vater Heinrich IV. aber hatte für die Nachfolge gesorgt. Er hatte seine Tochter Agnes mit Schwabenherzog Friedrich I. aus dem Geschlecht der Staufer (benannt nach dem Stammsitz, der Burg Hohenstaufen nordöstlich von Göppingen vor der Schwäbischen Alb) vermählt. Ohne Konflikte aber ging der Übergang nicht ab. Die deutschen Fürsten, angeführt von ihren geistlichen Kollegen, fürchteten die Machtballung von staufischem Hausbesitz und salischem Erbe in der Hand des Königs und wählten 1125 den Welfen Lothar III. von Supplinburg, Herzog von Sachsen, zum König. Kaiserenkel und -neffe Konrad von Schwaben sah sich um den Thron betrogen und ernannte sich selbst zum Gegenkönig. Der Kampf setzte sich über Lothars Tod (1137) und die nun endlich folgende Wahl Konrads III. zum König hinaus fort, denn nun fühlte sich Lothars Schwiegersohn Herzog Heinrich der Stolze von Bayern in seiner Welfen-Ehre übergangen und wandte sich seinerseits gegen den König. Der besiegte den Rivalen, konnte aber die Rivalität nicht überwinden, die sein Nachfolger Friedrich I.
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