Deutsche Geschichte
Kompromiss
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Hexenverfolgung
Die Inquisition und ihre Opfer (15.–17. Jh.)
Flammende Scheiterhaufen leuchteten in die finsteren Zeiten der Hexenverfolgungen im 16./17. Jahrhundert. Furcht vor von Teufeln besessenen oder mit ihnen in „buhlschaft“ stehenden Hexen und vor heimtückischen Zauberern gab es seit langem, und die Reformation änderte daran nichts. Man (Luther war da keine Ausnahme) personifizierte den Teufel als den Leibhaftigen und hielt es mithin durchaus für möglich, dass er unter den Menschen Verbündete und ihm Hörige hatte. Dass vor allem Frauen in Verdacht gerieten, buchstäblich bezaubernde junge ebenso wie hässliche alte, resultierte aus der Leibfeindlichkeit des Kirchenchristentums bei entsprechend lüsternen Fantasien.
Die Anfänge und Hintergründe
Die organisierte Verfolgung von angeblichen Hexen hatte im späten Mittelalter angefangen. 1487 verfassten zwei Dominikaner den „Hexenhammer“, ein Handbuch für Hexenprozesse, und mit diesem Leitfaden des Aberglaubens in der Hand zogen die Inquisitoren aus, um bevorzugt Frauen, die der Zauberei und des Umgangs mit Dämonen verdächtig waren, vor Gericht und aufs Schafott zu bringen. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nahmen die Fälle drastisch zu, eine förmliche Hexenhysterie erfasste Kleriker wie Laien. Als Ursachen werden Agrarkrisen, Hungersnöte und Seuchen vermutet, für die man Sündenböcke verantwortlich machte. Frauen eigneten sich da als Opfer schon wegen ihrer geringen gesellschaftlichen Macht. Eine einzige Denunziation konnte genügen, den ganzen Apparat der Verfolgung in Gang zu bringen bis hin zur Erpressung von „Geständnissen“ durch Folter und zum Tod auf dem Scheiterhaufen.
Höhepunkt der Hexenhysterie
Den Höhepunkt erreichte der Wahn während des Dreißigjährigen Krieges. In Bamberg wurden zwischen 1616 und 1618 etwa 300 Menschen wegen Hexerei hingerichtet, bei der großen Hexenjagd unter Bischof Fuchs von Dornheim verloren in den Jahren 1626 bis 1630 etwa 600 „Zauberer“ und „Unholde“ ihr Leben. Höhere Zahlen werden noch aus Würzburg, Mainz und vor allem Köln genannt, wo dem Bischof Ferdinand von Wittelsbach 2000 Opfer zugeschrieben werden. Es erhoben sich aber auch mahnende Stimmen gegen den Irrsinn wie die des Jesuiten Friedrich Spee, der 1631 die Unrechtsmethoden in einer Streitschrift („Cautio criminalis“) anprangerte. Dennoch dauerte es noch fast anderthalb Jahrhunderte bis zur letzten Hexenhinrichtung in Deutschland (1775 in Kempten).
Aberglauben
Nicht nur der Hexenwahn blühte im 16./17. Jahrhundert. Unablässig wurden aus ungewöhnlichen Himmelserscheinungen künftige Schrecken prophezeit – und oft genug auch von der Wirklichkeit noch überboten. Die Astrologie erlebte einen Boom. Wer es sich leisten konnte, ließ sich die „Nativität“, also ein Horoskop, erstellen, und auch angesehene Astronomen verschmähten den Broterwerb als Sterndeuter nicht. Unter den Soldaten, die in ständiger Nachbarschaft des Todes lebten, war der Aberglaube besonders verbreitet. Hier kreiste alles um das Thema Unverwundbarkeit. Traditionen des Mittelalters und sogar aus heidnischer Zeit lebten weiter, sich „fest“ oder „gefroren“ zu machen gegen Hieb und Stich hatte stets im Interesse des Kriegsmannes gelegen. Neben den zahlreichen Zaubermitteln, wie Sprüchen, Amuletten, „Nothemden“, Salben und Kräutern, die gegen Schussverletzungen immun machen sollten, gab es daher auch genauso viele, die dem Schützen todsichere Ergebnisse ermöglichen sollten; die immer treffende „Freikugel“, die der Satan spendiert, ist das bekannteste (in C.M. von Webers Oper „Der Freischütz“ wurde sie zum Zentralmotiv)
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Verbrennung von zum Tode verurteilten angeblichen Hexen auf dem Scheiterhaufen, kolorierter zeitgenössischer Holzschnitt. Der Hexenwahn entsprang einer Sündenbockstrategie
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Auftakt zum Großen Krieg
Zweiter Prager Fenstersturz (1618)
Die „Defenestration“ war eine in Böhmen bekannte Form der Lynchjustiz: Man warf die verhasste Person aus dem Fenster, auf dass sie sich alle Knochen breche und den Hals dazu. So kam es zum ersten Fenstersturz in Prag am 30. Juli 1419, als aufgebrachte Hussiten das Rathaus in der Neustadt stürmten und einen Richter, drei Ratsherren und weitere neun Personen zum Fenster hinauswarfen. Die Tat wurde Fanal für den Ausbruch der Hussitenkriege, die bis 1436 dauerten.
Der zweite
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