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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
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der Amtskirche, nämlich ihren Geldbeutel: Nicht durch gute Werke ist die Vergebung zu erlangen, sondern allein durch den Glauben an Gott und durch dessen Gnade in der Versöhnungstat seines Sohnes Jesus Christus. Ablassprediger wie der Dominikaner Johann Tetzel fühlten sich provoziert, Rom selbst war herausgefordert.
    Die Reaktionen reichten von hilflosen Versuchen des Totschweigens über Drohungen mit dem Kirchenbann und der Aburteilung als Ketzer bis zur Vorladung zum Reichstag 1521. Dort kam es zur Konfrontation mit Kaiser Karl V., der ultimativ von Luther den Widerruf seiner Thesen forderte. Mit den Worten: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“ verweigerte Luther den Widerruf und setzte damit eine Dynamik ins Werk, die zur Spaltung der Universalkirche führte. Mitwirkten dabei politische Kräfte, die in der neuen Bewegung ein willkommenes Mittel zu Schwächung der Reichsgewalt sahen. Und auch Weltpolitisches spielte eine Rolle, weil der Kaiser militärisch auf die Unterstützung durch die Anhänger Luthers unter den Reichsfürsten angewiesen war.

Martin Luther, Porträt von Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553), Uffizien in Florenz. Der mit Luther befreundete Künstler hat die energischen Züge des Reformators herausgearbeitet
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    (c) Interfoto, München: S.

Der große Bauernkrieg
Gegen Frondienst und Leibeigenschaft (1524 / 25)
    Ein bewaffneter Konflikt war nur noch eine Frage der Zeit: Im Feudalsystem mit der strengen vertikalen Gliederung der Gesellschaft und der Abhängigkeit der Bauernschaft von den Grundherren kriselte es schon lange. Aufstände wie die des Bundschuhs, benannt nach dem Feldzeichen des gebunden Riemenschuhs der Bauern im Gegensatz zum gespornten Ritterstiefel, schwelten seit Mitte des 15. Jahrhunderts, die Revolte des „Armen Konrad“ führte 1514 in Württemberg zu schweren Auseinandersetzungen um indirekte Steuern und landesherrliche Gewalt. Diese Unzufriedenheit erhielt durch die Reformation zusätzlichen Auftrieb und entlud sich 1524/25 im großen Bauernkrieg, der Österreich, ganz Südund Mitteldeutschland erfasste.
Unkoordinierte Bewegung
    Man forderte Einschränkungen der Lasten und Frondienste, die Aufhebung der Leibeigenschaft, Freiheit von Fischfang und Jagd, freie Wahl der Pastoren. Die Bewegung verlief aber weitgehend unkoordiniert und konnte sich mangels geeigneter Führer nicht entfalten, obwohl regional durch fähige Einzelkämpfer wie Florian Geyer (um 1490-1525), Götz von Berlichingen (1480-1562) oder Thomas Müntzer (um 1490-1525) zeitweilig erhebliche Erfolge erzielt wurden. Vandalismus und Bluttaten besudelten jedoch die gerechte Sache, so dass selbst Luther nach anfänglicher Sympathie in der Flugschrift „Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern“ (1525) forderte: „Drum soll hie zuschmeißen, würgen und stechen, heimlich oder öffentlich, wer da kann, und gedenken, dass nichts Giftigeres, Schändlicheres, Teuflischeres sein kann, denn ein aufrührerischer Mensch.“
Eskalation der Konfrontation
    Die Fürsten ließen sich das nicht zweimal sagen und übertrafen da, wo sie die Oberhand gewannen, die Bauern um ein Vielfaches an Blutdurst. Vor allem ihrer Reiterei hatten die Aufständischen wenig entgegenzusetzen, so dass schließlich alle Aufstände in Racheorgien wie bei Frankenhausen oder Zabern erstickt wurden. 100 000 Bauern sollen insgesamt in den wenigen Monaten des Kampfes umgekommen sein. Wo sie Zugeständnisse erzwungen hatten, wurden diese bald wieder kassiert; Wesentliches änderte sich nicht an der sozialen Lage der Landbevölkerung. Kaiser Karl V. sah den Aufruhr als giftige Frucht des Ketzertums und unterstützte das Vorgehen der Fürsten.
    Wiedertäufer
    Luthers Methode, die Bibel beim Wort zu nehmen, ließ auch den Missbrauch sprießen. Es bildeten sich viele Erweckungsbewegungen, und eine der erfolgreichsten war die der Täufer, die nur die Taufe von Erwachsenen anerkannte, weil Kinder zum Glauben und zur Buße nicht fähig seien. Wer sich ihnen anschloss, wurde daher erneut getauft, was ihnen bei den Gegnern die Bezeichnung „Wiedertäufer“ einbrachte. Es gab unter ihnen keine einheitliche Richtung und schon gar keine gemeinsame Strategie, so dass sie regionalen Verfolgungen ausgesetzt waren und ihnen zu Tausenden zum Opfer fielen. Die Verfolgung sorgte wegen der Flucht vieler Betroffener für rasche Ausbreitung des Täufertums vor allem in der Unterschicht, so dass eine sozialrevolutionäre Komponente hinzukam. Das

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