Deutsche Geschichte
Hohenegg (1580-1645), waren die Calvinisten noch widerlicher als die „Papisten“. Ihren Höhepunkt erreichte die Gegenreformation in Deutschland mit dem Restitutionsedikt von 1629, das norddeutsche Bistümer wie Magdeburg, Bremen, Minden, Halberstadt, Lübeck, die im 16. Jahrhundert säkularisiert worden waren, wieder katholisch machen wollte. Das scheiterte jedoch am Widerstand der deutschen Fürsten, sogar derjenigen, die zur kaiserlichen Partei hielten.
Barock
Die Prunkoffensive der Gegenreformation entfaltete sich in Deutschland erst richtig nach dem Ende der großen Krieges durch Aufnahme und Weiterbildung des in Italien entstandenen barocken Stils. Er wandelte die klassische Strenge und Ruhe der Renaissance in festliche Repräsentation, Kraft und geschwungene Linienführung, löste den Raum auf, schwelgte in Formen- und Farbenreichtum, war dabei aber – insbesondere gegen Ende – nicht immer frei von der Neigung, in hohlem Pathos zu erstarren. Die Barock-Architektur kennt die Kuppelbasilika als typische katholische Gemeindekirche mit emporstrebenden Formen, Licht- und Schmuckfülle. Zahlreiche Baumeister wie Balthasar Neumann(1687-1753) suchten in immer neuen Variationen eine Verschmelzung von Lang- und Zentralbau zu erreichen. Die Barock-Skulptur zeigt stürmischen Bewegungsdrang mit reichen Gewändern, psychologisch-präziser Ausführung und effektvoller Gebärde. Merkmale der Barock-Malerei sind scharfe Hell-Dunkel-Kontraste und eine raumbildende Lichtführung, die Komposition von „idealen“ Landschaften, Inszenierung religiöser und mythologischer Szenen und ein sinnlicher Realismus. Auch Literatur und Musik nahmen barocke Impulse auf
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Größtes Deckengemälde der Welt (600 Quadratmeter): Fresko von Giambattista Tiepolo (1696-1770) im gewaltigen Treppenhaus der Würzburger Residenz (erbaut von Balthasar Neumann 1719-1744). Dargestellt sind die vier damals bekannten Kontinente sowie antike Gottheiten, die dem fränkischen Herrscher huldigen (gemalt 1752/53)
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(c) Interfoto, München: S.
Wien bedroht
Die Schlacht am Kahlenberg (1683)
Schon zweimal – zuletzt 1528/29 – waren die Türken bis vor die Tore Wiens vorgedrungen und nur mit Mühe zurückgedrängt worden; sie behaupteten aber immer noch fast ganz Ungarn. Nach dem Tod Sultan Sulaimans des Prächtigen (1494-1566) blieb es trotz alljährlicher kleinerer Gefechte, im Großen bis 1593 ruhig. Dann folgte der dritte, der „lange“ Türkenkrieg. Es war aber nicht mehr dasselbe Osmanische Reich, das früher mit schier unbesieglicher Wucht angriff. Der „Mann am Bosporus“ zeigte erstmals Krankheitszeichen. Schon 1571 hatte Juan d’Austria, unehelicher Sohn Karls V., mit seinem Seesieg für die Heilige Liga bei Lepanto den Nimbus der türkischen Unbezwinglichkeit zerstört. Und 1593 begann der Kampf gleich mit einer vernichtenden Niederlage der Türken bei Sissek an der Save (Kroatien). Immerhin konnten sie sich in mehreren Feldzügen halten und dies in Friedenschlüssen 1606 und 1615 sichern.
Belagerung
Nach einer langen Phase innerer Wirren wagten die Türken 1663/64 einen vierten Krieg. Sie unterlagen zwar mehrfach, doch konnte Kaiser Leopold I. (regierte 1658-1705) das wegen der französischen Gefahren im Westen kaum ausnutzen. So sammelten die Türken neue Kräfte und standen in einem fünften Krieg 1683 wieder einmal vor Wien, und dieses Mal mit einem Riesenheer von 200 000 Mann. Der Hof floh nach Passau, die Stadt wurde am 15. Juli eingeschlossen. Erst am 11. September zeigten sich Vorausabteilungen eines Entsatzheeres, an seiner Spitze Polenkönig Johann (Jan) III. Sobieski, der am folgenden Tag zum Angriff auf die Belagerer blies, die in der Schlacht am Kahlenberg in die Flucht geschlagen wurden.
Prinz Eugen, der „edle Ritter“
Teilgenommen an der Schlacht hatte auch ein französischer Prinz, den man daheim als Offizier verschmäht hatte: Eugen von Savoyen (1663-1736), der nun zur herausragenden Gestalt auf den europäischen Schlachtfeldern werden sollte. Er beendete auch diesen fünften Türkenkrieg mit dem Sieg der Kaiserlichen bei Zenta 1697. Der Frieden brachte Österreich den Besitz Siebenbürgens, die Türken aber behielten Belgrad. Das konnte nach dem Willen des Prinzen Eugen nicht das letzte Wort sein. Erst der sechste, „sein“ Türkenkrieg 1716-1718 schloss das blutige Kapitel der Auseinandersetzungen zwischen Habsburg und der Hohen Pforte, wie das Osmanische Reich nach dem Sultanspalast in Konstantinopel genannt
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