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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
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wurde.
    Reunionen
    Der habsburgische Kaiser hatte nach zwei Seiten zu kämpfen. Seine Erbländer an der Donau gefährdeten die Türken, linksrheinische Reichsgebiete beanspruchte Frankreichs „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. Er ließ Juristen nach „Beweisen“ dafür suchen, dass eine Unzahl von Territorien dort ursprünglich französische Lehen waren oder es doch seit den Erwerbungen durch den Westfälischen Frieden 1648 und durch den Pyrenäenfrieden mit Spanien 1659 geworden seien. Sie sollten daher mit Frankreich „reuniert“ (wiedervereinigt) werden. Insgesamt über 600 Gebiete und Städte ließ er 1679-1681 für die französische Krone einziehen, darunter Teile der Rheinpfalz, Lothringen, Straßburg, Mömpelgard, Saarbrücken, Gebiete der Hochstifte Speyer und Trier sowie eine Reihe von Abteien. Es kam dabei immer wieder zu schweren Zusammenstößen mit den rechtmäßigen Herren, aber auch mit der Bevölkerung, was manchmal in regelrechte Reunionskriege mündete und zu schweren Zerstörungen führte. Der Pfälzische Erfolgekrieg 1688-1697, in dem Heidelberg unterging, war ein Ausläufer dieser französischen Politik. Er endete mit dem Frieden von Rijswijk; Ludwig XIV. musste viele Reunionen zurückgeben
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Schlacht am Kahlenberg 1683, zeitgenössisches Monumentalgemälde. Im Vordergrund der polnische König als Führer des Entsatzheeres, dahinter der bayerische Kurfürst Maximilian II. Emanuel mit seinen Leuten
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    (c) Interfoto, München: S.

Eine neue Großmacht
Der Aufstieg Preußens (1640–1688)
    Schon zwanzig Jahre nach seinem Tod setzte man ihm ein Denkmal: Friedrich Wilhelm (1620-1688), seit 1640 Kurfürst von Brandenburg und preußischer Herzog. Geprägt von Jugenderfahrungen aus dem Dreißigjährigen Krieg, hatte er zäh und listig daraufhin gearbeitet, aus seinen vom Niederrhein bis nach Masuren verstreuten Ländereien einen wehrhaften Staat zu formen. Das war ihm im Sinn eines zusammenhängenden Gebildes zwar nicht gelungen, doch im Bewusstsein seiner Untertanen war er längst als der „Große Kurfürst“ zur Legende geworden
    Beigetragen dazu hatte der Aufbau eines kleinen stehenden Heeres, zum Schluss rund 30000 Mann, aus allen Landesteilen, die Einrichtung einer einheitlichen Steuerverwaltung und eine riskante Schaukelpolitik nach außen, die als „brandenburgisches Wechselfieber“ sprichwörtlich wurde. Oft überreizte Friedrich Wilhelm dabei seine Karte, musste manchen Erfolg wieder hergeben – zu seiner Erbitterung vor allem das zweimal eroberte Vorpommern –, sicherte sich aber fast unbemerkt eine Schlüsselstellung in der europäischen Politik.
    Preußen
    Nach den baltischen Ureinwohnern, den Pruzzen, nannte man das vom Deutschen Orden missionierte Gebiet zwischen Weichsel und Memel Preußen. Der Ordensstaat geriet nach der Niederlage von Tannenberg 1410 in Abhängigkeit von Polen, wandelte sich unter dem Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach 1525 zu einem protestantischen Herzogtum in polnischer Lehnshoheit und fiel 1618 an die brandenburgischen Hohenzollern. Der Große Kurfürst löste es aus der polnischen Aufsicht (s.o.) und hatte damit ein Gebiet, das der Oberhoheit des Reiches ebenso entzogen war. Sein Sohn Friedrich III. (regierte 1688-1713) erreichte beim Kaiser die Aufwertung zum König Friedrich I., wenn auch zunächst nur „in“ und nicht „von“ Preußen. Das frühere Anhängsel des brandenburgischen Kurfürstentums war damit einen Rang höher geklettert als das Mutterland. Und so ging der Name Preußen schließlich auf den Gesamtstaat der Hohenzollern über, der sich zur europäischen Großmacht entwickeln sollte
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Souveränität über Preußen
    Und das ist das Stichwort: Relativ unbeschädigt vom großen Kriege lag abseits, außerhalb des Reichsgebiets das Herzogtum Preußen, das der Kurfürst in Personalunion regierte, allerdings unter polnischer Oberlehnsherrschaft. Seine dortige Position wertete Friedrich Wilhelm zunächst als Bundesgenosse Schwedens im ersten Nordischen Krieg (1655-1660) auf, schloss sich nach Zugeständnissen aber in raschem Schwenk dem bisherigen Gegner Polen an und erreichte im Frieden von Oliva (1660) die volle Souveränität über Preußen. Reich war diese Provinz nicht gerade, dafür aber völlig unabhängig vom Reich, ein Umstand, in dem – wie sich zeigen sollte – ungeahnte Möglichkeiten schlummerten.
Das Edikt von Potsdam
    Apropos reich: Der Herrscher über ein vom Krieg entvölkertes Land hatte als 14-Jähriger drei Jahre lang

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