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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
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in Holland den Kontrast erlebt: florierender Welthandel, reiche Manufakturen, verzweigtes Verkehrssystem, emsige Kultivierung. So wünschte er sich sein Brandenburg, doch dort fehlte es an allem, vor allem an Menschen. Als Ludwig XIV. von Frankreich den Protestanten (Hugenotten) 1685 dort die Toleranz aufkündigte, erließ Friedrich Wilhelm daher umgehend das Edikt von Potsdam, das die Flüchtlinge zur Ansiedlung einlud. Über 20 000 kamen und brachten, modern gesagt, unschätzbares Know how mit.

„Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst“ zu Pferde, 1708 geschaffenes Denkmal von Andreas Schlüter (um 1660–1714); ursprünglich vor dem Berliner Schloss aufgestellt, heute vor dem Schloss Charlottenburg
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    (c) Interfoto, München: S.

Feldherr und Förderer der Künste
Taten- und gedankenreich: Friedrich II. (1740–1786)
    Man kannte ihn als flötenspielenden und schriftstellernden Prinzen und erwartete von dem 28-jährigen Friedrich II. wenig, als er 1740 an die Macht kam. Doch der Vater, Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. (regierte 1713-1740), hatte ihm einen wohlgeordneten, gut gerüsteten Staat hinterlassen und ihm selbst durch fast brutale Erziehung die Härte vermittelt, die jetzt zum Vorschein kam.
Auf dem Gipfel des Ruhmes
    Des Vaters schlagkräftiges Heer nutzte Friedrich II. noch 1740 zur Annexion Schlesiens, das er mit fadenscheinigen Argumenten beanspruchte und in drei Kriegen behauptete. Der letzte, der Siebenjährige Krieg (1756-1763), führte Preußen an den Rand des Untergangs, den König aber auf den Gipfel des Ruhms, nachdem er sich in glänzenden Siegen (Rossbach und Leuthen 1757) und trotz verheerender Niederlagen (Kolin 1757, Kunersdorf 1759) gegen eine erdrückende Übermacht fast aller europäischen Großmächte hatte halten können. 1772 gewann Friedrich, inzwischen europaweit als „der Große“ verehrt, durch die Erste Polnische Teilung Westpreußen und konnte sein Herrschaftsgebiet dank energischem Ausbau der Infrastruktur zu einem blühenden Gemeinwesen entwickeln.
Friedrich II. und das kulturelle Leben
    Ganz nach seinem Selbstverständnis als „erster Diener“ seines Staates sorgte er für die Urbarmachung bisher nicht nutzbarer Flächen wie dem Rhinluch, ließ Kanäle bauen, förderte durch einen Erlass den Kartoffelanbau, siedelte 57 000 Kolonisten in den neuen Gebieten an, organisierte ein solides Schulsystem (Landschulreglement 1763) und schaffte die Zensur ab: „Gazetten“, sagte er, „dürfen nicht genieret (= gegängelt) werden.“ Glaubensfreiheit war für ihn eine Selbstverständlichkeit. Und auch die Universitäten erlebten eine Blüte unter seiner Herrschaft.
    Am wenigsten von der königlichen Förderung der Künste profitierte die deutsche Literatur, die dem König immer fremd blieb. Der „Philosoph von Sanssouci“, so genannt wegen seines seit 1757 erbauten Schlosses in Potsdam und der dort um ihn gescharten Runde von Gelehrten, darunter der große Denker Voltaire, hielt sich sein Leben lang zur französischen Kultur. Shakespeare und die ihn verehrenden deutschen Dichter sah er als ungehobelte Tölpel. Fast ein halbes Jahrhundert bis zum Tod 1786 amtierte Friedrich II. Bang sahen viele der Zeit nach ihm entgegen. Zu sehr hatten sie den „Alten Fritz“, wie sie den König wegen seiner knarzenden Fürsorglichkeit nannten, in seiner Selbstlosigkeit, Unbestechlichkeit und geistigen Souveränität achten, ja lieben gelernt.
    Aufklärung
    Friedrich der Große gilt als bedeutendster Repräsentant des aufgeklärten Absolutismus. „Was ist Aufklärung?“ So hieß 1784 ein Aufsatz des Königsberger Philosophen Immanuel Kant, der den Begriff populär machte und definierte: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit…Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“ Diese Abwendung von Bevormundung durch Obrigkeit und Kirche begann bei den englischen Denkern Hobbes, Locke und Hume, fand über den französischen Rationalismus in den Philosophen Voltaire, Montesquieu und Rousseau Fortsetzer und eine Synthese in der Philosophie des deutschen Idealismus (Kant, Fichte, Schelling, Hegel). Das Vertrauen auf die Macht der Vernunft führte einerseits zu einem optimistischen Fortschrittsdenken und zur Verwissenschaftlichung des Daseins, andererseits, beispielsweise in der Französischen Revolution, zu politischem Umsturz durch Infragestellung der überkommenen Autoritäten oder in Preußen

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