Deutsche Geschichte
der studentischen Jugend blieb die nationale und freiheitliche Stimmung mächtig. Daher gründeten 1815 Studenten der Universität Jena die Allgemeine Deutsche Burschenschaft, die sich bald an anderen Universitäten ausbreitete. Hochfliegende Ideale leiteten sie, „Ehre, Freiheit, Vaterland“ war ihr Wahlspruch, Schwarz-Rot-Gold waren ihre Farben, die sie auf die des mittelalterlichen deutschen Kaiserreichs (schwarz-roter Adel auf goldenem Grund) zurückführten.
Wartburgfest
Mitte Oktober 1817 kamen etwa 500 Studenten (rund fünf Prozent der Gesamtzahl) aus ganz Deutschland in Eisenach zum Wartburgfest zusammen, um der Leipziger Völkerschlacht vor vier Jahren und der Reformation Martin Luthers vor dreihundert Jahren zu gedenken. Nach der offiziellen Feier übergaben einige von ihnen als Parallele zu Luthers Verbrennung der päpstlichen Bannandrohungsbulle in einem „Feuergericht“ etwa zwei Dutzend reaktionäre Schriften den Flammen und sangen Freiheitslieder. Auch Uniformteile, ein Zopf als Zeichen des Absolutismus und ein Korporalstock wurden ins Feuer geworfen. Diese Demonstration erregte bei den Herrschenden ungeheures Aufsehen; sie sahen darin ein Fanal zum Aufstand gegen die überkommene Ordnung.
Die Karlsbader Beschlüsse
Als dann am 23.3.1819 der Theologiestudent Karl Ludwig Sand den berühmten Schriftsteller und russischen Staatsrat Kotzebue ermordete, weil er ihn für einen zaristischen Spion hielt, griff der österreichische Staatskanzler Metternich in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Deutschen Bundes ein. Er berief eine Ministerkonferenz nach Karlsbad (Böhmen) ein, an der neben Preußen noch acht weitere Bundesstaaten teilnahmen, und setzte am 20.9.1819 im Frankfurter Bundestag die Karlsbader Beschlüsse durch: Verbot der Burschenschaften, Zensur von Büchern und Zeitungen, Überwachung der Universitäten und Professoren, Kampf gegen die „Demagogen“, zu denen künftig jeder kritische Geist ohne viel Federlesens gerechnet werden konnte.
Turnbewegung
In Zeiten des staatlich verordneten Argwohns macht sich verdächtig, wer irgend von der Norm abweicht. Zunächst sah die Obrigkeit das Tun des Lehrers Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) eher mit Wohlwollen, weil seine von ihm nach dem Wort „Turnier“ als „Turnen“ bezeichneten Übungen auf patriotische Wehrhaftmachung der Jugend abzielten. Jahn hatte damit nach der Niederlage Preußens gegen Napoleon begonnen und 1811 seinen ersten Turnplatz auf der Hasenheide bei Berlin eröffnet. Während der Befreiungskriege schloss er sich als Offizier dem Lützowschen Freikorps an, nahm danach seine Turntätigkeit wieder auf und veröffentlichte 1816 die Schrift „Teutsche Turnkunst“, die begeisterte Aufnahme fand. Zum Pech für Jahn vor allem auch bei den Burschenschaften. Der „Turnvater“, wie Jahn bald genannt wurde, geriet damit ins Visier der Staatsschützer, die ihn als einen der „Demagogen“ 1819 in Untersuchungs- und nach Verurteilung 1824 in Festungshaft nahmen. Das Turnen wurde als subversiv verboten. Bis 1841 stand Jahn unter Polizeiaufsicht. Dann erst erkannte man den hohen erzieherischen Wert seiner Leibesübungen. Der preußische Staat nahm sich fortan der Turnbewegung an
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Bücherverbrennung im Namen der Freiheit, ein widersprüchliches Symbol. Doch die studentische Wut auf die Reaktion war zu groß, als das man sich darüber Rechenschaft gegeben hätte. Stich von Ernst Hottenroth (1872–1908)
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(c) Interfoto, München: S.
Die Farben der Freiheit
Das Hambacher Fest (1832)
Hinauf zu den schwarz-rot-goldenen Höhen der Freiheit sehnten sich die Menschen, denen die Fürstenwillkür mehr und mehr zur Last wurde. In Frankreich hatten die wiederinstallierten Bourbonen-Könige nach 1815 alle Errungenschaften der Revolution kassiert und Napoleons Reformen gleich mit verworfen. Der Kaiser erschien verglichen mit ihnen als gerechter Sachwalter des Volkes. Als der König 1830 auch noch das ohnedies gegängelte Parlament nach Hause schicken wollte, brach sich die Volkswut bahn. Der König kapitulierte, der Herzog von Orléans beerbte ihn. Dieser neue „Bürgerkönig“ ließ wieder die Trikolore hissen, nannte sich nach Napoleons Vorbild nicht König von Frankreich, sondern volkstümlich „König der Franzosen“ und hofierte die Bourgeoisie.
Aufkeimender Liberalismus
Der Erfolg der Julirevolution in Paris elektrisierte auch die deutschen Freiheitsfreunde. Es kam zu Volkserhebungen in Braunschweig, Hannover, Kurhessen und
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