Deutsche Geschichte
auf dem Wiener Kongress, Holzschnitt nach einem Gemälde von Jean-Baptiste Isabey (1767-1855). Die Großen machten die Neuordnung weitgehend unter sich aus
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Restauration
Die Heilige Allianz der großen Potentaten (1815–1848)
Fest im Sattel saßen wieder die von Napoleon gedemütigten Fürsten. So bald sollte niemand wieder an ihrem Gottesgnadentum rütteln dürfen, da waren sich die allerhöchsten Herrschaften einig. Russlands Zar Alexander I. verspürte zudem das Bedürfnis, diesen Grundsatz zu fixieren, und entwarf ein Papier, das nach leichter Redaktion durch den österreichischen Staatskanzler Metternich von ihm und seinen preußischen und österreichischen Kollegen am 26.9.1815 signiert wurde. Es ging als Heilige Allianz der führenden Monarchen in die Geschichte ein, weil es nur einen Souverän anerkannte: Gott. In seinem Auftrag versprachen der protestantische preußische König Friedrich Wilhelm III., der katholische österreichische Kaiser Franz I. und der orthodoxe russische Zar, ihre Völker wie Familienväter nach den Grundsätzen der christlichen Religion zu regieren.
Bundesfestungen
Preußen und Österreich waren durch den Wiener Kongress erstarkt – zu Lasten Deutschlands, das zu einem Bund herabgesunken war. Einzige Vorteile des Bundes gegenüber dem früheren Reich waren die größere Übersichtlichkeit dank Napoleon, klarere Grenzziehungen und die Sicherung für den Fall eines Angriffs auf Deutschland: Dann war gemeinsames Handeln bindend vorgeschrieben und Sonderfrieden ausgeschlossen. Durch ein Bundesgesetz vom 9.4.1821 über die Kriegsverfassung erhielt Deutschland auch ein gemeinsames Heer aus zehn Armeekorps (550 000 Mann), von denen je drei die Vormächte Preußen und Österreich stellten, eines Bayern, die anderen setzten sich aus verschiedenen Kontingenten zusammen. Im Kriegsfall musste freilich erst ein Bundesoberfeldherr bestellt werden, was schnelles Reagieren erschwerte. Auch Bundesfestungen gab es, anfangs nur drei in Mainz, Luxemburg und Landau-Germersheim, 1841 kamen mit Rastatt und Ulm zwei weitere hinzu. Sie unterstanden dem Bund direkt, so dass etwa der niederländische König als Großherzog von Luxemburg auf die bei ihm stationierte Garnison keinen Einfluss hatte. Sie wechselte ebenso wie ihr Gouverneur als militärischer Befehlshaber je nach zuständigem Bundesstaat
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System Metternich
Außer dem Papst und dem englischen König traten diesem Bündnis alle Herrscher Europas bei. Es hatte zwar keine unmittelbare politische Bedeutung, signalisierte aber die Entschlossenheit der wieder etablierten Potentaten, die Uhr zurückzudrehen und gegen jedwede revolutionäre Regung gnadenlos vorzugehen. Und das Papier schrieb die Hegemonie der drei Erstunterzeichner fest, die sich als Hüter der „Ruhe der Welt“ verstanden und liberale Anwandlungen im Keim zu ersticken drohten. Sie verpflichteten sich 1820 sogar, Staaten, in denen eine Revolution zum Zuge gekommen sei, notfalls mit Waffengewalt „in den Schoß der großen Allianz zurückzuführen“, zu deutsch: militärisch zu intervenieren. Diese nach dem federführenden Mann „System Metternich“ genannte Ordnung der europäischen Dinge bestimmte die reaktionäre Politik der nächsten Jahre.
Risse in der Allianz
Risse wurden gleichwohl bald sichtbar, weil sich die Interessen der hohen Vertragsparteien allenfalls zeitweilig zur Deckung bringen ließen. Spätesten nach der von Frankreich 1830 ausgehenden Welle der bürgerlichen Revolutionen nahm die Erosion zu. Zwar übten sich die Großen Drei noch einmal im Schulterschluss, doch dieses Mal blieben die Länder des Westens ihrer Allianz fern. Dass sich der status quo, den die Heilige Allianz hatte zementieren wollen, nicht auf Dauer würde halten lassen war absehbar.
Aufs hohe Ross setzten sich nach der Abwendung der napoleonischen Gefahr wieder die Monarchen, allen voran der russische Zar Alexander I. (Mitte), Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. (rechts) und der österreichische Kaiser Franz I., die Stifter der Heiligen Allianz
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