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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
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die Entwicklungen erst mit deutlicher Verzögerung ein, da dem zersplitterten Land die wirtschaftliche Einheit fehlte. Eine für die Industrialisierung erforderliche Akkumulation von Kapital war damit erheblich erschwert. Der „Deutsche Handels- und Gewerbeverein“ forderte daher schon 1819 unter Führung von Friedrich List (1789-1846) den Bundestag auf, eine Zolleinigung herbeizuführen. Preußen hatte kurz zuvor einen Anfang gemacht und innerhalb seines Staatsgebiets gelegene Zollschranken 1818 aufgehoben. Und zehn Jahre später kam ein Zollvertrag mit Hessen zustande, aus dem durch Beitritt Bayerns, Württembergs und Sachsens 1834 der Deutsche Zollverein wurde.
    Zwar blieb Deutschland noch lange primär Agrarland, doch schuf der Zollverein die Voraussetzungen für den Aufbau einer Industrie mit teurer Technik. Dabei ist vor allem die Eisenbahn zu nennen, deren erster Zug 1835 von Nürnberg nach Fürth fuhr, eine Linie Leipzig Dresden folgte 1837/39, und 1841 baute Borsig die erste deutsche Lokomotive.
    Aufstand der Weber
    Bei beginnender Industrialisierung wuchs vor allem auf dem Lande die Arbeitslosigkeit dramatisch. Nur als Heimwerker für Textilfabriken vermochten viele Familien immer knapper ihr Leben zu fristen. Die Unternehmer nämlich nutzten ihre Macht zu brutalem Lohndumping aus. Auf Kritik reagierten sie mit Auftragsentzug und verhöhnten die dadurch gänzlich mittellos gewordenen Menschen noch. Der berüchtigte Fabrikant Zwanziger im schlesischen Peterswaldau etwa empfahl Bittstellern Gras und Stroh als besonders preiswerte Speisen. Nach der Verhaftung eines Weber am 4.6.1844 entlud sich die Wut der Heimarbeiter in einem Aufstand, bei dem Villa und Fabrik des Ausbeuters verwüstet wurden. Mit massivem Militäreinsatz wurde der Aufstand in zwei Tagen zusammengeknüppelt und -geschossen. Zehn Weber fielen, zahllose wurden verhaftet und verurteilt, so dass ihre Familien zugrunde gingen. Die Erhebung hatte in einem weiteren Sinn dennoch Erfolg: Eine breite Öffentlichkeit wurde erstmals auf die brennende soziale Frage aufmerksam
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Erste deutsche Bahnstrecke: Eröffnung der Ludwigsbahn zwischen Nürnberg und Fürth am 7.12.1835; kolorierter Stich von Carl von Heideloff (1789–1865)
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    (c) Interfoto, München: S.

Unvermeidlicher Klassenkampf
Karl Marx und das Manifest der Kommunistischen Partei (1848)
    „Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dieses Gespenst verbündet.“ Mit diesen berühmt gewordenen Sätzen beginnt eine Schrift, die kurz vor der Märzrevolution 1848 in deutscher Sprache in London erschien und den Titel trägt „Manifest der Kommunistischen Partei“. Verfasser waren der deutsche Philosoph Karl Marx (1818-1883) und sein sozial engagierter Freund Friedrich Engels (1820-1895) aus wohlhabendem Haus. Während das erstarkte Bürgertum noch vorerst weitgehend erfolglos um politische Mitwirkungsrechte kämpfte, sahen die Autoren bereits dessen Untergang voraus, weil bald die Stunde seiner natürlichen Gegner schlagen werde.
Vision einer klassenlosen Gesellschaft
    Marx und Engels griffen damit sozialistische Ansätze auf, wie sie vor allem von französischen Denkern zu Beginn des 19. Jahrhunderts formuliert worden waren. Auslöser dafür war das schreiende Elend der Massen und die rabiate Ausbeutung der „Werktätigen“ durch die Unternehmer. Während diese über die Produktionsmittel verfügten, hätten die Arbeiter nur ihre Arbeitskraft zu verkaufen und seien am erzielten „Mehrwert“ nicht beteiligt. Marx und Engels lieferten mit ihrem Text die Programmschrift für den Bund der Kommunisten, der den „Sturz der Bourgeoisie… und die Gründung einer neuen Gesellschaft ohne Klassen und ohne Privateigentum“ forderte. Die Analyse des Gegensatzes zwischen Proletarier und Bourgeois bildet den ersten Hauptteil des Manifests, der zu dem Schluss kommt, dass „die Geschichte aller bisherigen Gesellschaften eine Geschichte von Klassenkämpfen“ war, weswegen das Scheitern der Bourgeoisie und der Sieg des Proletariats „gleichunvermeidlich“ seien.
    Manchestertum
    Den extremen Gegenstandpunkt zu sozialistischen Positionen nahmen Wirtschaftsliberale wie die Industriellen Richard Cobden (1804-1865) und John Bright (1811-1889) im britischen Manchester ein. Nach ihnen bildete sich der Begriff „Manchestertum“ für eine Haltung, die auf völlige Freiheit des Wirtschaftslebens von staatlichen

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