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Deutschland allein zu Haus

Deutschland allein zu Haus

Titel: Deutschland allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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Höhlen haben diese jungen Nazis denn die ganzen Jahre vorher in Bremen unsichtbar vor sich hin vegetiert? Haben die alle nur auf das passende Wetter gewartet, um unter ihrem Stein hervorzukriechen?
    »Sind wir etwa wieder woanders gelandet?«, fragt Onkel Ömer mit großen Augen sehr interessiert. Über dieses Thema sollten wir zukünftig wohl konsequenterweise nur noch auf Deutsch reden. In meiner Sippschaft sind leider nicht nur die Tanten neugierig …
    »Onkel Ömer, entschuldige bitte, dass wir ständig Deutsch labern. Eminanim möchte das unbedingt, damit sie sich besser integrieren kann. Sonst wird die arme Frau als Integrationsverweigerin abgeschoben«, schwindele ich wie ein Weltmeister.
    Ich habe ein ungutes Gefühl, nein, nein, nicht weil ich andauernd meinen Onkel belüge, sondern als ob schon die Polizei zu Hause auf uns warten würde. Zudem hat mir der Kurzbein-Hamdi mit seinen Sprüchen eben auch nicht gutgetan. Diese ganzen Rudel Skinhääds erst recht nicht!
    »Osman, weißt du noch, wie in diesem amerikanischen Kriegsfilm eine jüdische Familie nach ein paar Tagen Untersuchungshaft wieder nach Hause kommt und da wohnt schon ein deutscher Wehrmachtsoffizier mit seiner gesamten Sippschaft in ihrer Wohnung? Die armen Juden durften nicht mal ihre Kleider holen!«
    Toll! Entweder kann Eminanim Gedanken lesen oder ich.Aber da ich bereits beim Lesen von Beipackzetteln große Schwierigkeiten bekomme, wird’s wohl meine Frau sein.
    »Ach, Eminanim, der Film war ja so was von übertrieben und realitätsfern! Außerdem, wir kommen aus dem Urlaub und nicht aus der Untersuchungshaft«, tröste ich sie und tue so, als ob diese jungen Männer in der Bahnhofshalle ihre Glatzen nur ihren verkorksten Genen zu verdanken hätten.
    Aber andererseits finde ich unsere Situation ganz praktisch. Da meine Frau und ich die gleichen Gespenster sehen und bei jeder neuen Glatze mehr erblassen, kann ich gleichzeitig auch mich trösten und beschwichtigen, während ich sie tröste und beschwichtige. Ich würde wirklich jedem Ehemann empfehlen, das gleiche Muffensausen zu haben wie seine Frau. Aber von komischen Freunden wie Kurzbein-Hamdi rate ich dringend ab.
    »Oh, schön, ein Dönerladen«, ruft mein Onkel begeistert. »Ich habe seit Langem nichts Türkisches mehr gegessen!«
    »Stimmt, Onkel, seit 2 Stunden.«
    »Osman, hol mal für uns leckere Döner. Ihr seid ja vom Flug noch leichenblass, Fett hebt die Stimmung«, sagt er laut schmatzend.
    »Fett hebt leider auch die schlechten Cholesterinwerte«, protestiere ich.
    »Und das Gewicht«, bemerkt meine Frau.
    »Deutschland hat euch ja so was von verweichlicht! Ich darf hier auf keinen Fall länger bleiben, sonst werde ich auch eine Memme. Los, hol schon, ich esse für euch mit.«
    Halb erleichtert, halb enttäuscht sehe ich, dass der kleine Döner-Imbiss geschlossen ist.
    Auf einem kleinen Pappkarton am Fenster lese ich, dass die Pächter im Urlaub sind. Und sie sind schon seit2 Wochen überfällig – aus welchen Gründen auch immer. Wobei ich mir den Grund schon denken kann.
    Ich merke, dass man den Pappkarton so platziert hat, dass die kaputte Scheibe darunter nicht zu sehen ist. Gehen die ›Döner-Morde‹, wie die Presse sie damals nannte, jetzt etwa in die zweite Runde?
    »Schade, kein Döner!«, sage ich zu meinem Onkel, der mir in freudiger Erwartung nachgelaufen war. Aber statt meines Onkels antwortet mir ein junger Mann mit einem sehr modischen Kurzhaarschnitt:
    »Hier wird es nie wieder Döner geben. In Zukunft kannst du deinen Döner in der Türkei essen«, zischt er.
    »Muss nicht sein. Ich kann auch Pizza essen«, antworte ich ruhig.
    »Gemüsetorte gibt’s bald für dich auch nur in Spanien!«
    »Gemüsetorte? Was soll ich damit, ich will Pizza!«
    »Das ist das Gleiche! Aber deutsch! Für dich nur noch in Spanien!«
    »Bei meiner Abreise wurde ich nach NewYork geschickt, jetzt nach Spanien. Machst du etwa dort einen Pizzaladen auf?«, sage ich und gehe auf seine Provokation gar nicht ein, damit er in der großen Bahnhofshalle nicht wie ein dummer Rassist dasteht, der nicht mal Spanien von Italien unterscheiden kann.
    »Heiko, lass ihn doch, der Herr weiß doch selbst ganz genau, dass manche Menschen unser Land demnächst für immer verlassen müssen«, bemüht sich auch ein älterer Mann um Heikos Manieren in der Öffentlichkeit.
    Aber den kenne ich doch!
    »Hallo Herbert, altes Haus, wie geht’s dir?«, begrüße ich ihn.
    Herbert hatte mal bei uns in

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