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Deutschland allein zu Haus

Deutschland allein zu Haus

Titel: Deutschland allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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Halle 4 einen 1-Euro-Job alsNachtwächter gehabt und wurde nach drei Wochen gefeuert. Rund um die Uhr besoffene Nachtwächter sind wahrscheinlich bei keiner Firma besonders beliebt.
    »Ööhh, Osman, mir geht’s gut …«, stottert er mit hochrotem Kopf ganz schön verlegen.
    »Herbert, ihr zieht nach Spanien um, habe ich gehört? Aber dort musst du etwas vorsichtiger sein. Alkohol und Sonne vertragen sich nicht so gut. Ich weiß das aus eigener Erfahrung – ich komme gerade aus der Türkei!«
    »Du kannst sofort wieder in deinen Flieger nach Kongo einsteigen«, kommt die Antwort erneut aus dem glatt polierten Schädel.
    »Herbert, dein Sohn hat aber große geografische Defizite. Ich kann euch einen guten Nachhilfelehrer empfehlen. Der Ahmet macht das echt gut und ist günstig. Einen schönen Tag noch.«
    An Herberts Gesichtsausdruck merke ich sofort, dass das ein Widerspruch in sich ist. Sein Tag kann auf keinen Fall schöner werden, wenn er auf offener Straße von Ausländern freundlich gegrüßt wird.
    »Onkel Ömer, die Dönerbudenbesitzer haben’s gut. Die machen immer noch Urlaub in der Heimat«, versuche ich fröhlich zu lächeln.
    Mein Tag ist auch im Eimer, weil wir in Zukunft unsere Pizza nur noch in Spanien essen können!

11 Nach vier Wochen Urlaub in der Türkei sehen wir jetzt hundertprozentig typisch deutsch aus: nämlich knackig braun! Halt wie man als typisch Deutscher nach dem Urlaub von Amts wegen auszusehen hat!
    Die Nachbarn im Karnickelweg 7b haben Schwierigkeiten, uns wiederzuerkennen, und einige sind entsetzt, dass eine neue Asylantenfamilie aus Nigeria in ihrem Haus einzieht. Und wir haben Probleme, unser altes Haus wiederzuerkennen. Aber nicht, weil wir zu lange getrennt waren und das Haus eigene Wege gegangen ist und wir uns dadurch logischerweise etwas auseinandergelebt haben. Sondern weil die Wohnungsbaugesellschaft die Außenfassade und das Treppenhaus komplett ›modernisiert‹ hat. So steht es jedenfalls in dem Brief, den wir im völlig verstopften Briefkasten neben all dem Werbe- und NEP-Müll finden.
    »Sehr geehrter Herr Engin, nach vier langen Wochen ist es nun endlich geschafft. Die anstrengenden Zeiten des Bohrens und Hämmerns in ihrem Zuhause sind endgültig vorbei. Die Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten haben wir erfolgreich zu Ende geführt und wollen uns hiermit bei Ihnen für Ihr entgegengebrachtes Verständnis bedanken …«, liest meine Frau aus dem Brief.
    »Bestimmt wird jetzt die Miete erhöht«, schimpfe ich, »ich kenne diese Halsabschneider, wenn sie auch nur einen einzigen Nagel reinhauen, wollen sie anschließend sofort mehr Geld haben!«
    Im Gegensatz zu mir freut sich Eminanim riesig über unser ›neues‹ Treppenhaus:
    »Endlich sieht der Flur so aus, als würden hier richtige Menschen hausen und keine Tiere! Mein Gott, sogar das Flurlicht funktioniert!«, ruft sie begeistert.
    »Ihr habt aber ein schönes Haus«, schnalzt Onkel Ömer, als könnte man das Treppenhaus und unsere Wohnung nach der Renovierung auch noch essen. Ich hätte ihm doch irgendwo einen Döner kaufen sollen.
    »Ich hab dir immer gesagt, Onkel, Deutschland isttoll! Bremen ist toll! Unsere Wohnung ist toll und unsere Nachbarn sind super«, schwärme ich auf Türkisch und sage dann zu meiner Frau:
    »Eminanim, jetzt kann ich ja meine groß angelegte Suche nach einer neuen Wohnung zu den Akten legen. Wo wir jetzt so was Hübsches haben.«
    »Von welcher groß angelegten Wohnungssuche redest du, du Faulpelz? Du hast dich doch all die Jahre nie um eine neue Wohnung gekümmert! Durch Fußballgucken hat noch keiner eine neue Wohnung gefunden!«
    »Jetzt sei doch mal nicht so ungerecht! Ich hab mich sogar kurz vor dem Urlaub noch auf diese Wohnungsanzeige gemeldet.«
    »Ich weiß, ich weiß, bei einer sogenannten Modellwohnung hast du angerufen und dich dann stundenlang mit diesem Callgirl Chantal unterhalten.«
    »Osman, warum stürmen eure tollen Nachbarn denn nicht raus, um euch nach so langer Zeit zu umarmen?«, fragt Onkel Ömer ein wenig verständnislos dazwischen.
    »Bist du verrückt! Wir sind doch nicht in der Türkei! Unsere tollen Nachbarn würden uns nach einer so langen Reise nie und nimmer sofort am ersten Tag belästigen!«
    »Kaum sind die Engins da und schon fängt der Krach im Haus an«, brüllt unser Hausmeister Krummsack von der oberen Etage.
    »Hast du gehört, Onkel, die rufen höchst erfreut durch das ganze Haus, wie sehr sie uns vermisst haben. Aber persönlich

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