Deutschland allein zu Haus
Glück lenkt ein Anruf von Hans mich ab und ich komme auf andere Gedanken.
»Osman, wo bist du denn jetzt?«
»Auf dem roten Handtuch! Ich meine, auf dem Roten Platz! Wir sind gerade in Moskau angekommen.«
»In Moskau? In Russland?«, fragt er verdattert.
»Ja, wo denn sonst? Kennst du noch andere rote Plätze, von denen ich nichts weiß? Willst du vielleicht paar Takte auf Russisch hören?«, rufe ich und hopse zu den beiden russischen Touristen rüber, die sich gerade eifrig gegenseitig eincremen.
»Du sprechen Russisch? Wladimir Putin, Wladiwostok, Nasdrowje.«
Der ahnungslose Tourist quatscht Hans 5 Minuten mit seinem Maschinengewehr-Russisch voll, ehe er merkt, dass der überhaupt nicht seine Sprache spricht.
»Na, Hans, jetzt hast du wohl sicher auch Fernweh bekommen, nicht wahr?«
Er ist nicht mal mehr in der Lage, auf Deutsch zu antworten.
Aber ein Hans gibt natürlich nicht auf. Er wird es ganz bestimmt bald noch mal versuchen!
5 Am nächsten Tag kommen wir mit einem Sonnenschirm bewaffnet zum Strand zurück.
Wir hätten aber lieber mit einer kleinen Neutronenbombe kommen sollen: Es gibt nämlich keinen Zentimeter freien Strand, um das Ding aufzustellen!
Nur neben der Dusche ganz hinten bei den Klos finde ich noch eine freie Stelle. Aber dort muss ich mir ständig die Nase zuhalten und werde alle paar Sekunden nass gespritzt.
»Osman, schau nicht die ganze Zeit aufs Wasser!«, knurrt meine Frau.
»Eminanim, herzlichen Glückwunsch, heute übertriffst du dich selbst. Ich bin gerade mal zwei Meter vom Wasser entfernt, aber darf mir das schöne Meer nicht anschauen! Auf so eine gemeine Folter sind sicherlich nicht mal die brutalsten Diktatoren gekommen! Klasse! Hieß dein Vater Idi Amin, Adolf oder Mugabe?«
»Du sollst nicht ständig die ganzen nackten Weiber anstarren, du Gaffer! Ist ja wirklich peinlich mit dir!«
»Dir dürfte doch wohl nicht entgangen sein, dass wir hier ganz schön zusammengepfercht sind. Ich bin doch gezwungen, das Meer vor mir anzustarren. Und diese 17 Damen hüpfen nun mal da rum. Kann ich was dafür? Wenn ich die nicht sehen soll, dann versteck sie doch im Wasser.«
»Siehst du? Du weißt sogar deren genaue Anzahl. Weißt du mittlerweile auch, welche Körbchengröße diese 17 Frauen jeweils haben?«
»Kann ich nicht genau sagen. Seitdem es diese Mogelpackung namens Pusch-ab gibt, liege ich mit meinen Vermutungen oft daneben! Auuuaaa, warum trittst du mir denn in die Weichteile?«
»Das war ich doch gar nicht, das war der Mais-Verkäufer Rıdvan, der über deinen dicken Bauch springen musste.«
»Es ist echt gefährlich hier. Vor ein paar Minuten hat mir dieser Börek-Verkäufer Yunus mein linkes Knie zertrümmert und jetzt tritt mich der Mais-Verkäufer Rıdvan in die Kronjuwelen! Ich befürchte, du wirst nie wieder Mutter!«
»Ist ja auch ganz schön schwierig mit so viel Gepäck über deinen Bauch zu kommen.«
Um weder von meiner Frau noch von den rücksichtslosen Verkäufern weiterhin traktiert zu werden, hüpfe ich schnell ins Wasser …
Es ist lauwarm!
Um mich in etwas tieferem Wasser ein klein bisschen zu erfrischen, springe ich als Letzter wie ein Kauboy auf den Rücken einer großen Plastikbanane. Diese Fahrt dauert in der Regel nicht lange und der Abschleppdienst lässt die Passagiere nach ein paar Minuten erbarmungslos ins Meer plumpsen. Die nächsten Bekloppten stehen nämlich bereits Schlange, um sich für viel Geld ins Wasser schmeißen zu lassen, obwohl sie vom Steg aus umsonst reinspringen dürfen.
Aber drei mutige und tapfere türkische Kauboys werden eine wilde zickige Banane ja schon zähmen können! Ich jedenfalls werde der Banane zeigen, was eine Harke ist. Mich wird sie nicht so leicht abschütteln können – ich habe genug John-Wayne-Filme gesehen. Zugegeben, er ritt nie auf Plastikbananen und sein Gaul war auch nie quietschgelb, sondern immer pechschwarz. Und er trug riesige schicke Pistolen um die Hüften und keine albernen Rettungsringe mit Micky-Maus-Bildern wie wir. Aber abgesehen davon sind kaum Unterschiede zwischen John Wayne und mir auszumachen.
Meine beiden Mitreiter haben in so einem bewegenden Moment nichts anderes zu tun, als über dämliche Politik zu quatschen. Und zwar über die langweiligen Wahlen in Deutschland!
»Mann, sind die Wahlergebnisse in Alamanya diesmal ein Hammer«, ruft der Kauboy Nummer 1.
»Klar, Alta, Megahammer«, brüllt der Kauboy Nummer 2 zurück.
»Das Einzige, was an den Wahlen in Deutschland
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