Deutschland allein zu Haus
anzulügen«, entschuldigt er sich. »Sie wollte auch unbedingt hierherkommen, damit ich mich in Bremen nicht mit jungen, blonden Helgas amüsiere. Da konnte ich dochnatürlich nicht sagen, wir kommen selber bald in die Türkei, weil unser Osman unbedingt dicke Titten haben möchte. Deshalb fiel mir diese lustige Lüge mit den Nazis ein, weil du ja andauernd über sie redest!«
Jetzt bin ich mir nicht sicher, wen mein Onkel Ömer veräppelt hat – meine Tante Ülkü oder mich?
Trotzdem fallen mir alle möglichen Pyramiden vom Herzen!
Apropos Lüge und apropos Nazis! Ich flitze sofort in Mehmets Zimmer und hämmere auf die arme wehrlose Tastatur:
www.hautdieglatzenbissieplatzen.de
Die neueste Folge unserer Vorzeigefamilie der NEP, ›Die Herrmanns‹, ist natürlich noch nicht da, aber dafür hat Mehmet viele andere lustige Sachen draufgestellt, wie zum Beispiel:
»Ein toter Türke wird in einem Waldstück mit 23 Schusswunden aufgefunden. Sagt der eine Polizist: ›Mensch, diese Türken sind echt übel drauf, hast du schon mal so einen brutalen Selbstmord gesehen?‹«
Eine sehr gute Kritik an die Adresse von rassistischen Polizisten, muss ich sagen.
Im nächsten Witz ist auch eine tolle Gesellschaftskritik versteckt:
»Kommt ein Türke aufs Arbeitsamt, sagt: ›Ich will Arbeit.‹ Sagt der Mann hinter dem Schalter: ›Du kannst eine Villa haben, einen Ferrari und eine geile Blondine noch dazu!‹ Der Türke: ›Willst du mich verarschen, ey?‹ ›Wer hat denn hier angefangen mit Verarschen, ey?‹«
Gleich darunter noch mehr:
»In Berlin gibt es ein Geschäft, an dessen Schaufenster steht mit ganz dicken Buchstaben: ›Wir bedienen lieber1000 Türken als einen einzigen Deutschen!‹ Es ist ein Bestattungsunternehmen.«
»Warum tragen Türkinnen Kopftücher? Damit man sie von ihren Männern unterscheiden kann!«
Dann macht er sich auch noch über die armen Spermien lustig:
»Was haben Spermien und Türken gemeinsam? Nur einer von 2 Millionen arbeitet!«
»Vater, Mehmets Internetseite wurde gehackt und da sind ganz viele hässliche Witze gepoustet!«, kommt völlig aufgeregt meine Tochter Nermin angelaufen. »Total türkenfeindlich!«
»Ich dachte eher, die wären arbeitsamt- und spermienfeindlich.«
»Arbeitsamtspermien??«
»Ich werde auch seit heute Morgen mit Imäils bombardiert, dass wir aus Deutschland abhauen sollen!«, kommt auch Zeynep reingestürmt.
»An Imäil-Bomben stirbt man nicht, solange sie keine echten Bomben durchs Fenster werfen«, tröste ich sie.
»Lies doch, was sie jetzt gerade auf Mehmets Seite gepoustet haben!«
›Dieses Aufnahmelager in Friedland, in dem früher die russischen und polnischen Übersiedler aufgenommen wurden, ist jetzt zu einem hochmodernen Abschiebelager umfunktioniert worden. Früher durfte jeder Russe, der kein Wort Deutsch kann, aber dessen Uroma einen deutschstämmigen Pudel besaß, sich in Deutschland breitmachen und unsere Sozialkassen ausplündern! Heute schicken wir sie wieder dahin zurück, wo sie hingehören: in die kasachische Wüste …‹
»Lass uns sofort zu diesem Abschiebelager hinfahren und schauen, ob Mehmet dort ist«, schlage ich vor.
»Bist du denn lebensmüde? Das ist doch kein FKK-Cämp, wo du rumglotzen kannst!«
»Ich bin mir fast sicher, dass Mehmet dort eingesperrt ist. Sonst wäre er längst aufgetaucht! Wir haben doch inzwischen alle Krankenhäuser, sämtliche Gefängnisse und Polizeiwachen und alle seine Verflossenen abgeklappert – der Junge ist nirgendwo zu finden! Selbst nach dem heftigsten Komasaufen ist er immer wieder aufgewacht. Also die Adresse von diesem Lager ist eine richtig heiße Spur, ich fahre sofort dahin.«
»Wir müssen sofort hier raus!«, hören wir plötzlich Eminanim von draußen rufen.
Ein riesengroßes T ist mit roter Farbe an unsere Wohnungstür geschmiert worden.
»Das ist das i-Tüpfelchen«, schimpft Nermin völlig erbost.
»T wie Türke!«, meint Zeynep.
»Vielleicht ist das ja ein F wie ›Freie Wohnung‹. Unser Hausmeister möchte doch unsere Wohnung vermieten«, versuche ich, die Familie zu beruhigen.
»Osman, hast du Tomaten auf den Augen? Das ist doch eindeutig ein T für Türke«, zischt Eminanim.
»Vielleicht ist es ja T wie Tür!«
»Das wiederum bedeutet so viel wie ›zum Abschuss frei gegeben‹«, ergänzt unsere vorlaute Tochter. »Wir müssen sofort hier raus!«
»Wir hatten doch abgemacht, ohne Mehmet nirgendwohin zu gehen«, lege ich mein Veto ein. »Von mir aus
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