Deutschland misshandelt seine Kinder (German Edition)
und seine Kollegen in den Jugendämtern so gut wie nie zu hören.
Die Mehrzahl der Familienhelfer kommt, wie gesagt, frisch von der Hochschule und verfügt bei weitem nicht über das nötige Standing, um chronisch überlastete Jugendamtsmitarbeiter zu einer angemessenen Reaktion zu bewegen. Überdies wurde in Berlin die Betreuungsfrequenz bei Langfristfällen immer weiter reduziert – mit der Folge, dass die Helfer diese Familien oftmals nur noch zwei- oder dreimal im Monat besuchen können. So könnten selbst erfahrene und engagierte Sozialarbeiter in vielen Fällen gar nicht mehr erkennen, was tatsächlich in den Familien vorgeht.
Wie lässt sich dieses Problem lösen? Vielleicht, indem man noch mehr Geld in das Kinder- und Jugendschutzsystem pumpt? Weitere Milliarden an Steuergeldern, um mehr Stellen in den Jugendämtern zu schaffen oder zu besetzen und noch mehr Helfer über noch längere Zeiträume zu »überforderten« Eltern zu schicken?
Wir sind ganz entschieden
nicht
der Meinung, dass sich der beschriebene Systemfehler durch weitere Finanzspritzen beheben lässt. Wenn eine Maschine permanent Öl verliert, hilft es wenig, nur immer wieder den teuren Schmierstoff nachzufüllen. Vordringlich müssen vielmehr die Lecks geschlossen werden, durch die der Motor Öl verliert. Im deutschen Kinder- und Jugendschutzsystem entsprechen diesen »Lecks« die unzähligen »Langfristfälle«: bundesweit buchstäblich Hunderttausende von Familien, die über Jahre »beobachtet« und »betreut« werden, ressourcenverschlingend und doch mehr oder weniger wirkungslos.
Komplizen der Misshandler
Das deutsche Kinder- und Jugendschutzsystem ähnelt einer gigantischen Unfallklinik, in deren Notaufnahme unablässig Patienten eingeliefert werden. In den Operationssälen der Chirurgie finden aber fast durchweg nur halbherzige Vorbereitungsmaßnahmen statt: Die Patienten werden erstversorgt, »beobachtet«, »stabilisiert« – doch die Operationen, durch die allein sie wieder gesund werden könnten, finden nur selten statt. Kein Wunder, dass die Kosten einer solchen Einrichtung Jahr für Jahr weiter wachsen – und die Erfolgsquote gleichwohl auf jämmerlichem Niveau verharrt.
Die heilsamen »Operationen«, vor denen die Sachbearbeiter in den Jugendämtern fast immer zurückschrecken, werden im Grundgesetz klar benannt: Wenn
»die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen«,
sollen die betroffenen Kinder
»von der Familie getrennt werden«
(Grundgesetz, Artikel 6 , Abs. 3 ).
Eine längerfristige Fremdunterbringung misshandelter Kinder können die Jugendamtsmitarbeiter natürlich nicht eigenmächtig verfügen. Aber ihre Aufgabe als »Wächter des Kindeswohls« wäre es, das zuständige Familiengericht anzurufen, damit das Misshandlungsopfer bei Pflegeeltern ungefährdet und angemessen gefördert aufwachsen kann (§ 8 a SGB , 8 . Buch, 3 . Absatz).
Stattdessen sorgen die Sachbearbeiter in den Jugendämtern dafür, dass Hunderttausende elterlicher Misshandler zu Hause »unterstützt« und »betreut« werden – über Monate und Jahre, durch meist unerfahrene Helfer, die als Kinderschützer völlig überfordert sind und die Misshandlung ihrer vermeintlichen Schützlinge oftmals nicht einmal bemerken.
Wir brauchen also keineswegs nur mehr Geld im Kinderschutzsystem. Vielmehr benötigen wir Jugendamtsmitarbeiter, die endlich ihre gesetzliche Pflicht erfüllen – als Wächter des Kindeswohls und nicht als Komplizen der elterlichen Misshandler.
Goldene Tipps für Sadisten
Beispiel
Felix Lemmer
– ein Fall wie aus dem Horrorkabinett und doch nahezu Alltag in deutschen Jugendämtern. Der dreijährige Junge wird von der Lebensgefährtin seines Vaters verbrüht. Der Vater glaubt zunächst ihrer Beteuerung, dass es sich um einen Unfall gehandelt habe. Doch dann entdeckt er ihr Tagebuch: Darin beschreibt sie mit sadistischer Lust alle erdenklichen Arten von Kindesmisshandlung.
Der erschrockene Vater vertraut sich dem zuständigen Jugendamtsmitarbeiter an. Und wie reagiert der beamtete Kinderschützer? Bestimmt setzt er doch alles daran, den kleinen Jungen und dessen Geschwister vor ihrer geisteskranken Peinigerin in Sicherheit zu bringen? Leider weit gefehlt. Er rät der Lebensgefährtin, sich in psychiatrische Behandlung zu begeben, so könne sie mit einer milden Strafe rechnen. Dem Vater empfiehlt er, das verräterische Tagebuch verschwinden zu lassen.
Ein krasser Fall
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