Deutschland schafft sich ab - Wie wir unser Land aufs Spiel setzen
2008 Revision. Data on line.
Die UNO hat in ihrer Projektion das Niveau der zuletzt beobachteten Wanderungssalden der Industrieländer bis 2050 fortgeschrieben. Das relative Gewicht der Zuwanderung ergibt sich, wenn man sie zu den Geburtenzahlen desselben Zeitraums in Beziehung setzt: In Deutschland soll demnach die Immigration in den nächsten 40 Jahren knapp 18 Prozent der für denselben Zeitraum unterstellten Geburten betragen, in Italien sind es 31 Prozent, in den USA 24 und in Kanada sogar 50 Prozent.
Tabelle 8.3 Wanderungssalden in den entwickelten Industriegesellschafte n gemäß UNO-Projektion bis 2050 (in 1000)
Quelle: Population Division of the Department of Economic and Social Affairs of the United Nations Secretariat: World Population Prospects: The 2008 Revision. Data online.
In den USA und in Kanada ist eine Zuwanderung in den Sozialstaat ausgeschlossen, weil es die - im Vergleich zu europäischen Verhältnissen sowieso deutlich magereren - Transferleistungen für Migranten entweder gar nicht oder erst nach einer langen Übergangszeit gibt. Migranten müssen also, um im Gastland zu überleben, von Anfang an und dauerhaft produktive Beiträge leisten. Das kanadische Auswahlsystem gewährleistet zudem, dass die Qualifikationsprofile und Fähigkeiten der Einwanderer jenen der Einheimischen zumindest gleichwertig, wenn nicht überlegen sind. In den USA gibt es zwar viele illegale hispanische Einwanderer für einfache und ungelernte Tätigkeiten, daneben aber üben die Vereinigten Staaten eine große Anziehungskraft aus auf die geistige und technische Elite aus Indien, China und anderen fernöstlichen Staaten. Das hat mittlerweile dazu geführt, dass Japaner, Koreaner und Chinesen, die nicht einmal vier Prozent der amerikanischen Bevölkerung ausmachen, fast 30 Prozent aller Software-Ingenieure stellen. 7 Überdies trifft die Einwanderung in den USA und Kanada mit einer einheimischen Bevölkerung zusammen, die nicht oder kaum schrumpft. Die Einwanderung in diese klassischen Einwanderungsländer ist also ganz anders
zu bewerten als der Zuzug zumeist völlig ungebildeter Armutsmigranten aus Afrika sowie Nah- und Mittelost in die europäischen Staaten mit ihren umfassenden Transfersystemen.
Viele halten es für einen Akt christlicher Barmherzigkeit, Armutsmigration in die reichen Länder zuzulassen. Wer so denkt, sollte sich die Zahlen genau ansehen: Nach der UNO-Prognose werden in den nächsten 40 Jahren 5 Milliarden Menschen geboren, davon knapp 500 Millionen in Europa und Nordamerika, 1,2 Milliarden in den am wenigsten entwickelten Ländern und 3,3 Milliarden im Rest der Welt. Gleichzeitig werden jährlich 900 000 Menschen in Europa und knapp 1,3 Millionen in Nordamerika zuwandern, in der Summe 87 Millionen in 80 Jahren. Bei einer Menschenflut von 4,5 Milliarden Geburten im selben Zeitraum außerhalb von Europa und Nordamerika ist die demografische Entlastungswirkung für die Auswanderungsländer zu vernachlässigen. Den Einwanderungsländern steht daher alles Recht der Welt zu, die Einwanderung ausschließlich aus der Perspektive des eigenen Vorteils zu betrachten.
Der demografische Trend in Deutschland
In Deutschland zeigt die Kurve der Geburtenrate, also der durchschnittlichen Kinderzahl pro Frau, einen recht steilen Abfall von über fünf Kindern pro Frau um das Jahr 1890 auf 2,1 Kinder pro Frau Mitte der 1920er Jahre. Die Wirtschaftskrise und die Folgen des Zweiten Weltkriegs bis Anfang der fünfziger Jahre führten zu einem weiteren Rückgang auf 1,9 Kinder pro Frau. Das Wirtschaftswunder und der den Aufschwung begleitende Babyboom bewirkten dann aber bis Mitte der sechziger Jahre einen erneuten Anstieg auf 2,2 Kinder. 8 Seitdem gab es zunächst einen steilen, dann verlangsamten aber kontinuierlichen Rückgang auf zuletzt 1,31 Kinder pro Frau. Diese Rate entspricht der aktuellen Nettoreproduktionsrate (Töchter pro Frau) von 0,64. Der Beitritt der neuen Bundesländer änderte an dieser Entwicklung grundsätzlich nichts. Die familienpolitisch bedingt etwas höheren Geburtenzahlen in der DDR sackten infolge des ökonomischen Schocks der Einheit zunächst stark ab, stiegen dann aber wieder leicht an. Sie liegen jetzt auf dem Niveau der alten Bundesländer.
Schaubild 8.1 Die langfristige Entwicklung der Geburtenrate in Deutschland von 1890 bis 2010
Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich in allen Industriestaaten, doch ein langanhaltender Absturz bis unter das Bestandserhaltungsniveau, wie
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