Deutschland schafft sich ab - Wie wir unser Land aufs Spiel setzen
Generation um die Hälfte größer als die vorhergehende. Für Europa lag diese Kennziffer Anfang der fünfziger Jahre bei 1,17, für Deutschland - bedingt durch die Kriegsfolgen - allerdings nur bei 0,85.
Das westliche Asien, auch als der Nahe und Mittlere Osten bezeichnet, hatte Anfang der fünfziger Jahre eine Nettoreproduktionsrate von 2,17. Im Jahr 1950 lebten dort 51,5 Millionen Menschen, also weitaus weniger als in Deutschland, das damals 68,4 Millionen Einwohner hatte. Heute leben im westlichen Asien 233 Millionen Menschen, 2050 werden es 372 Millionen sein.
Ähnlich ist die Entwicklung in Afrika, das Anfang der fünfziger Jahre eine Nettoreproduktionsrate von 1,92 hatte, die bis heute nur unwesentlich auf 1,78 gesunken ist. Die afrikanische Bevölkerung wuchs von 227 Millionen Menschen im Jahr 1950 auf heute 1,033 Milliarden, hat sich also in 60 Jahren knapp verfünffacht. Die UNO geht von einer weiteren Verdoppelung in den nächsten 40 Jahren auf knapp 2 Milliarden Menschen aus.
Weitgehend parallel zu Afrika verläuft der Trend in den am wenigsten entwickelten Ländern. In der UNO-Abgrenzung ist das die Gruppe der wirtschaftlich besonders erfolglosen Entwicklungsländer.
Der größte Teil dieser Länder liegt in Afrika. Diese Gruppe hatte Anfang der fünfziger Jahre eine Nettoreproduktionsrate von 1,81 und hat jetzt immer noch eine von 1,73. Die Bevölkerungszahl stieg dort von 200 Millionen im Jahr 1950 auf heute 856 Millionen; sie wird sich nach der UNO-Prognose bis 2050 auf 1,67 Milliarden verdoppeln. Wirtschaftliche Erfolglosigkeit und soziale Rückständigkeit sind wesentliche Antriebe für hohe Geburtenraten. Wir sehen in China, mittlerweile auch in Indien und zahlreichen anderen Entwicklungsländern, dass wachsender Wohlstand die Nettoreproduktionsrate sinken lässt. Ohne die großen Entwicklungserfolge in weiten Teilen der Welt wäre die mittlerweile zu beobachtende Verlangsamung des Wachstums der Weltbevölkerung nicht eingetreten.
Die Bevölkerungsentwicklung in Afrika sowie im Nahen und Mittleren Osten ist für Europa besonders bedeutsam, weil inzwischen 90 Prozent aller Einwanderer nach Europa aus diesen Gebieten kommen. Doch wie hoch diese Migrationsraten auch immer sein mögen, sie können niemals hoch genug sein, um eine wirkliche Entlastung in den Herkunftsländern zu bewirken: 2010 stehen den 7,7 Millionen Geburten in ganz Europa und den 650 000 Geburten in Deutschland über 40 Millionen Geburten in Afrika und dem westlichen Asien gegenüber. Wenn sich nach der Prognose der UNO die Bevölkerung dort in den nächsten 40 Jahren »nur« verdoppelt, dann deshalb, weil die UNO in diesen Ländern eine positive wirtschaftliche Entwicklung und damit einen starken Rückgang der Nettoreproduktionsrate auf 0,95 im westlichen Asien und auf 1,08 in Afrika unterstellt.
Die aktuelle UNO-Prognose ergibt, dass die Nettoreproduktionsrate der Weltbevölkerung bis 2050 auf 0,95 fallen wird und somit das Wachstum einige Jahrzehnte später ausläuft. 5 Über die Hälfte des bis 2050 noch zu erwartenden Bevölkerungswachstums entfällt auf Afrika und das westliche Asien und betrifft Europa damit viel unmittelbarer als etwa das Bevölkerungswachstum in Fernost und Südamerika.
In den letzten 60 Jahren ist die Weltbevölkerung von 2,5 auf 6,9 Milliarden Menschen gewachsen, bis 2050 wird sie um weitere 2,2 Milliarden auf 9,1 Milliarden zunehmen. In diesem Wachstumsprozess verschieben sich die Gewichte gewaltig: Noch 1950 hatte Europa einen Anteil von 22 Prozent an der Weltbevölkerung, jetzt sind es noch 11,6 Prozent, und 2050 werden es 7,5 Prozent sein. Der Geburtenanteil Europas ist auf 5,7 Prozent gefallen, der Anteil Afrikas auf 25,8 gestiegen. Der Geburtenanteil des westlichen Asiens hat in den letzten 60 Jahren von 2,6 auf 3,9 Prozent zugenommen.
Tabelle 8.1 Die Welt, Europa und Deutschland im demografischen Vergleich
Quelle: Population Division of the Department of Economic and Social Affairs of the United Nations Secretariat: World Population Prospects: The 2008 Revision. Data online.
Bevölkerung ist auch nicht gleich Bevölkerung: Das mittlere Lebensalter
liegt heute in Europa bei 40,2 Jahren (in Deutschland sind es 44,3 Jahre) gegenüber 25 Jahren im westlichen Asien und 19,7 Jahren in Afrika. Bis 2050 wird das mittlere Alter in Europa auf knapp 47 Jahre gestiegen sein und in Deutschland sogar knapp 52 Jahre betragen. Der durchschnittliche Afrikaner wird es dann immer noch nur auf 28 Jahre
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