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Deutschland schafft sich ab - Wie wir unser Land aufs Spiel setzen

Titel: Deutschland schafft sich ab - Wie wir unser Land aufs Spiel setzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Sarrazin
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die Zusammensetzung der Bevölkerung treten hinzu. Diese Themen stoßen auf ein merkwürdiges Desinteresse bei der demografischen Forschung. Man untersuchte alles Mögliche, nur nicht die Auswirkungen der unterschiedlichen Fruchtbarkeit nach Herkunft und sozialer Schichtung. 30 Dabei ist diese Frage viel wichtiger als irgendwelche Feinheiten bei der Entwicklung der zusammengefassten Geburtenziffer.
    In Deutschland ist zu beobachten, dass die Nettoreproduktionsrate der bildungsferneren Schichten beziehungsweise der Unterschicht über dem nationalen Durchschnitt, die Nettoreproduktions-rate der bildungsnahen Schichten beziehungsweise der Mittel- und Oberschicht dagegen darunter liegt. Deutlich über dem Durchschnitt liegt auch die Nettoreproduktionsrate der muslimischen Migranten. Diese gehören in Deutschland zum überwiegenden Teil zur bildungsfernen Schicht beziehungsweise zur Unterschicht.

    Tabelle 8.7 Modellrechnung zur Verteilung der Geburten nach Bildungsstand

    Im Mikrozensus 2008 hat das Statistische Bundesamt die Kinderzahl der Frauen nach Geburtsjahrgängen und Bildungsstand erhoben. 31 Für die Jahrgänge, deren fruchtbare Phase abgeschlossen ist, kann man aus den Daten die Geburtenrate über die Lebenszeit und damit auch die Nettoreproduktionsrate abhängig vom Bildungsstand ermitteln. Für die Jahrgangsgruppe 1964 bis 1968 lasssen sich aus den Daten folgende endgültige Zahlen ermitteln: 32
    niedriger Bildungsstand
1,86 Kinder pro Frau
mittlerer Bildungsstand
1,45 Kinder pro Frau
hoher Bildungsstand
1,26 Kinder pro Frau
    Unterstellt man Stabilität im Geburtenverhalten über einige Generationen hinweg, so entwickeln sich die Anteile an der Gesamtzahl der Geburten wie in Tabelle 8.7 dargestellt: In nur drei Generationen hat sich der Bevölkerungsanteil der unteren Gruppe verdoppelt und in vier Generationen der Anteil der oberen halbiert. Abweichungen in den Geburtenraten führen also sehr schnell zu Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur. Diese Mechanik wirkt immer dann, wenn die Nettoreproduktionsraten unterschiedlich sind, und zwar nach Größe des Unterschieds in unterschiedlichem Ausmaß.
    Man kann diese Daten zusätzlich mit dem IQ der verschiedenen Gruppen normieren: Wenn man unterstellt, dass in der Ausgangslage der durchschnittliche IQ aller Gruppen bei 100 und derjenige
für die Gruppe mit dem hohen Bildungsstand bei 120 liegt, dann ergibt sich für die Gruppe mit dem mittleren Bildungsstand ein IQ von gut 96 und für die mit dem niedrigen Bildungsstand ein IQ von 85. Die Verschiebung der Bevölkerungsanteile zwischen den Gruppen bewirkt nun, dass der Durchschnitts-IQ der Bevölkerung in jeder Generation um gut einen Punkt sinkt und nach vier Generationen noch bei 95 liegt. Nach demselben Prinzip, nur in die andere Richtung, hat sich über Jahrhunderte hinweg der Anstieg des IQ bei den osteuropäischen Juden ergeben. An dieser Entwicklung ändert sich auch nichts, wenn man einen Austausch zwischen den Gruppen unterstellt, wie er auch tatsächlich ständig vorkommt: Den Intelligenteren und Tüchtigeren gelingt der Aufstieg aus dem niedrigen Schicht- und Bildungsstatus, andere steigen dafür ab. Vielmehr trägt diese Tatsache zusätzlich dazu bei, dass sich tendenziell der Mangel an Begabung unten und die Begabung oben konzentriert.
    Die Problematik liegt in der schichtspezifisch unterschiedlichen Nettoreproduktionsrate. Diese führt zwingend dazu, dass sich der Anteil der weniger Tüchtigen und weniger Intelligenten von Generation zu Generation erhöht, solange die Gruppen je nach sozialer Stellung eine unterschiedliche Fruchtbarkeit haben. Eine andere Analyse könnte sich nur ergeben, wenn man davon ausgeht, dass es überhaupt keinen Zusammenhang zwischen den vererblichen Fähigkeiten einerseits, dem Bildungsstand und der sozialen Stellung andererseits gibt. Das wird aber wohl niemand behaupten wollen. Selbst wenn der Zusammenhang nur gering ausgeprägt ist, wirkt er in Verbindung mit schichtspezifisch unterschiedlichen Fruchtbarkeiten selektiv.
    In der Unterteilung des Statistischen Bundesamtes bedeutet »hoher« Bildungsstand einen akademischen Abschluss, Fachschulabschluss oder Abschluss als Meister/Techniker. Die Problematik verschärft sich noch, wenn man allein den Hochschul- und Universitätsabschluss betrachtet. Hier liegt der Anteil der kinderlosen Frauen in der Jahrgangskohorte 40 bis 45 Jahre mittlerweile bei über 40 Prozent. 33 In dieser Gruppe ist in den letzten Jahrzehnten

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