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Deutschland schafft sich ab - Wie wir unser Land aufs Spiel setzen

Titel: Deutschland schafft sich ab - Wie wir unser Land aufs Spiel setzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Sarrazin
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Niveaus«. 23
    Darwin zeigt die Gefahren der Zivilisation auf, bemerkt aber hoffnungsvoll: »Nichtsdestoweniger werden im Laufe der Zeit innerhalb derselben Gemeinschaft die intelligenteren Glieder erfolgreicher sein als die minderbegabten und eine höhere Nachkommenschaft hinterlassen, und dies ist eine Form der natürlichen Zuchtwahl.« 24 In seinem späteren Leben äußert er sich allerdings pessimistischer. Alfred Russel Wallace, der die Theorie der Evolution unabhängig von Darwin parallel entwickelt hatte, berichtete über eines seiner letzten Gespräche mit diesem: Darwin »expressed himself very gloomily on the future of humanity, on the ground that in our modern civilization natural selection had no play... It is notorious that our population is more largely renewed in each generation from the lower than from the middle and upper classes.« 25
    Die Frage, ob demografische Effekte zu dysgenischen Wirkungen
führen können, wurde im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts intensiv erforscht und diskutiert. Der britische Biologe Julian Huxley integrierte Darwins Theorie in die Mendelsche Genetik 26 und analysierte die dysgenischen Folgen einer unterdurchschnittlichen Fruchtbarkeit der gebildeten Schichten. 27 In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es immer mehr Angriffe auf die Fragestellung. Diese Attacken waren letztlich Ausdruck von Wertungen, die gewisse Fragen als unzulässig verwarfen. Aber sie waren nicht empirisch begründet. Die empirische Evidenz, dass Intelligenz - ebenso wie viele andere menschliche Eigenschaften - eine starke Erbkomponente hat, ist heute in der Sache unstreitig. 28 Damit kann auch die Möglichkeit, dass Verschiebungen in der Bevölkerungsstruktur dysgenische Wirkungen haben, nicht grundsätzlich geleugnet werden.
    In Gesellschaften mit besonders hoher Geburtenarmut der gebildeten Schichten - wie in Deutschland - hat der dysgenische Wirkungszusammenhang eine besonders hohe praktische Relevanz. Hier ist Darwins Mahnung zu beherzigen: »Wir müssen bedenken, dass der Fortschritt kein unabänderliches Gesetz ist.« Die qualitativen Verschiebungen in der Geburtenentwicklung Deutschlands und deren langfristige Folgen, nämlich
    • relative Zunahme bildungsferner autochthoner Schichten
    • Zunahme des Anteils bildungsferner Migranten
    • starke Abnahme der Nachfahren bildungsnaher Schichten
    • homogame Partnerwahl der bildungsnahen Schichten
bewirken, dass der Anteil wie auch die Anzahl der intelligenteren Glieder in der deutschen Gesellschaft abnehmen wird, während der Anteil der nach heutigen Maßstäben unterdurchschnittlich Intelligenten wächst.
    Das Muster des generativen Verhaltens in Deutschland seit Mitte der sechziger Jahre ist nicht nur keine Darwinsche natürliche Zuchtwahl im Sinne von »survival of the fittest«, sondern eine kulturell bedingte, vom Menschen selbst gesteuerte negative Selektion, die den einzigen nachwachsenden Rohstoff, den Deutschland hat, nämlich Intelligenz, relativ und absolut in hohem Tempo vermindert.
Seltene Erden und Metalle, wie man sie beispielsweise für die moderne Batterietechnik braucht, gibt es ja nicht mehr in Deutschland und Europa. Die einzige Währung, mit der wir dafür an den Weltmärkten zahlen könnten, sind die Produkte unserer Intelligenz.
    Leo Apotheker, der ehemalige Vorstandssprecher des Softwarekonzerns SAP, bemerkte 2009 zu den Aussichten Deutschlands:
    »Es fehlen Ingenieure..., alle jagen den paar deutschen Ingenieuren nach... Wenn das so bleibt, bekommen wir hier ein Problem. In Indien und China dagegen verlassen jedes Jahr ca. 700 000 Ingenieure die Universitäten... Talente zu finden, wird nach der Wirtschaftskrise die größte Herausforderung... Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Ingenieure die am besten ausgebildeten der Welt sind und unsere Infrastruktur exzellent ist... Die anderen holen auf. Wir müssen also immer besser werden, eine Alternative dazu gibt es nicht.« 29
    Das wird nicht möglich sein ohne eine Umkehr in der demografischen Entwicklung.
     
    Soziale Schicht
    Bevölkerungsentwicklung ist nicht einfach Wachstum oder Schrumpfung beziehungsweise Älterwerden oder Verjüngung. Vielmehr ändert sich die Zusammensetzung der Bevölkerung, und es ändern sich die kulturell überlieferten sowie die genetischen Eigenschaften, wenn sich unterschiedliche Teile der Bevölkerung mit unterschiedlicher Intensität fortpflanzen. Die Wirkungen der Migration auf

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