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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich wieder! Keine Sorge, wir holen euch raus!«
    »Thomas? Ich habe eine Bitte.«
    »Ja?«
    »Glaubst du, es wäre möglich, unsere Kinder ans Telefon zu holen?«
    Stille. Dann:
    »Ich werde es versuchen. Ja, ich glaube, das könnte klappen! Bleib am Apparat!«
    »Jetzt kriegen wir es aber dick, was, Tom?«
    »Keine Bange; wir kriegen das hin, bleib dran!«
    Ulla, die alles aus dem verräterischen Lautsprecher mitverfolgt hatte, war schon am Telefon:
    »AVI-Vermittlung? Geben Sie mir Königstein 3386! Ein bißchen dalli, bitte!«
    »Ein bißchen was?«
    »Hör zu, Kindchen: Entweder du hast mich jetzt in null Komma drei Sekunden auf Königstein gestöpselt, oder du kannst morgen deine Zentrale von außen begutachten!«
    »Okay, okay! Heute drehn ja wohl alle durch, bloß wegen so 'n bißchen Krimi, was?«
    Aber dann war Königstein schon da: 3386.
    »Hier bei Gundolf, Frau Krieschker!«
    »Frau Krieschker? Moment, hier ist Herr Gundolf!«
    »Augenblick noch, Margot! Ich habe gerade Frau Krieschker auf der Nebenleitung!«
    »Meinst du, das klappt wirklich? Eine Telefongespräch auf eine drahtlose UKW-Frequenz legen?«
    »Natürlich, ich mach' das schon!« Thomas wechselte sein Sprechgerät. »Frau Krieschker?«
    »Ja, Herr Gundolf? Mir hawwe des Wohnzimmer fertich. Schee gemietlich isses wieder!«
    »Fein! Könnten Sie die Kinder an den Apparat holen?«
    »Die spiele uff de Landstraß, Herr Gundolf!«
    »Holen Sie sie so rasch wie möglich, ja?«
    »Ei joah!«
    »Margot? Sie kommen!«
    »Augenblick!« Im Cockpit hatte Bloch auf UKW 2 geschaltet: Hamburg Radar wollte seine Position bestätigt haben. Mahlberg bestätigte sie; und dann sagte Margot wieder:
    »Tom? Wenn das mit den Kindern nicht klappt – sag ihnen, daß ich bald wieder bei ihnen bin, ja?«
    »›Avitour 2000‹«, sagte Hamburg Radar. »Was war das?«
    »Jetzt haben Sie auf UKW 2 mit Hamburg gesprochen!« informierte Bloch seine Purserette. »Hamburg? Vergessen Sie das! Unser Fehler!«
    »Hallo AVI 2000 … Hier AVI Frankfurt! Was ist los?«
    Gundolf brach der Schweiß aus. An Ulla gewandt:
    »Die antworten nicht! Was ist da los?«
    »Ganz ruhig!« sagte Ulla. »Ich glaube, die müssen ihre Position durchgeben. Ah … hier kommen Ihre Kinder!«
    »Papa? Hier Michael! Kannst du mich hören?«
    Er hatte sich von Ulla den Hörer geben lassen; aber jetzt meldete sich die Vermittlung:
    »Wird da noch gesprochen auf 3386?«
    Ulla, die vom Nebenapparat mithörte, reagierte scharf.
    »Natürlich wird da noch gesprochen! Gehen Sie aus der Leitung!«
    »Wie soll ich wissen, daß da noch gesprochen wird!« sagte die Vermittlung weinerlich. »Ich darf ja nicht mithören!«
    »Michael? Wie geht es dir?«
    »Papa? Mir geht es, warte mal, wir haben uns aus alten Autoreifen eine Burg gebaut, gut geht es mir!«
    »Ist Beatrix bei dir? Wollt ihr mal mit Mutti sprechen?«
    »Mutti? Beatrix? ja …«
    Gundolf hielt jetzt das Mikrofon seines ›Selcal‹- Geräts ganz dicht an den Telefonhörer und versuchte, seine Lippen noch dazwischen zu bekommen.
    »Margot? Sprich mal.«
    Und sie sprach mit ihren Kindern. Während die ›Steppenadler‹ Hamburg überflog, die Schwarzen Berge, die zersiedelten Heidelandschaften um Harburg vorbeiglitten, die Wälder des Rosengartens und Diebesgrunds, während sie, von der Erde isoliert, neben einer Bombe saß, trugen die Hochfrequenzwellen auf 131.55 kHz die Stimmen von Michael und Beatrix ins Cockpit, die im schräg abfallenden Hanggarten voller Flieder und Blaukissen ihr Spiel unterbrochen hatten.
    »Bringst du mir eine lote Laterne mit?« sagte die fünfjährige Beatrix, die die unternehmungslustigen muschelgrauen Augen ihrer Mutter hatte. Sie sagte ›lot‹, seitdem sie vor einem halben Jahr in Thailand gewesen war, wo ihr ein freundlicher Souvenirladenhändler einen chinesischen Lampion geschenkt hatte.
    Plötzlich war die Verbindung mit Königstein unterbrochen.
    »Sorry!« schaltete sich die Vermittlung ein. »Ich habe sie gleich wieder. Bleiben Sie dran …« Und auf einem anderen Apparat: »Gehen Sie verdammt noch mal aus der Leitung, wer immer sich dazwischengeschaltet hat!«
    »Jetzt mischt sich doch tatsächlich eine Telefonistin in unsere Cockpitangelegenheiten ein!« Das war die Stimme Blochs aus dem Lautsprecher.
    Ulla hatte bereits auf einem Nebenapparat wieder Königstein herangeholt. Thomas jonglierte geschickt mit Tasten, Mikrofonen, Telefonhörern, derartige elektromagnetische Konfusionen vermochten niemanden auf

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