Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
bei uns!«
    Querholz seufzte. Die erste Runde hatte er verloren.
    Der Schützenpanzerwagen kam zurück; Querholz stieg ein und deponierte sich deutlich sichtbar neben dem Fahrer. Der Polizist, der Kampinsky darstellen sollte, stand auf der hinteren Plattform. Nur sein wilder Haarschopf ragte über die Panzerbrüstung.
    Das nächste wird sein, daß sie statt des Schützenwagens einen verglasten Passagierbus anfordern! dachte Querholz. Dann können wir einpacken! Hatte er vorher nicht an diese Möglichkeit gedacht? Natürlich hatte er! Aber er war nicht allmächtig! Sein Aktionsradius war durch die aktuelle Situation beengt und ohnehin schon zum Zerreißen gedehnt. Aus drei Backsteinen ließ sich kein Schloß bauen!
    Langsam fuhr der erste Wagen wieder an. Der hessische Innenminister war froh, nicht mit von der Partie sein zu müssen.
    »Hier bin ich!« sprach der Polizeipräsident wohlgemut ins Walkie-talkie. Der Wagen holperte übers Gras.
    »Wir sehen dich!« hörte er eine zweite Stimme. »Ab jetzt möchten wir nicht mehr durch irgendein Fernglas angeglotzt werden. Sonst knallt's!«
    Diese Stimme klang radikaler und verzichtete auf jeden Anflug von Höflichkeit, selbst in ironisch-hämischer Form. Zu spät erkannte Querholz, daß er ohne Fernglas wie ein Blinder war – unfähig, konkret den Einsatz zu leiten. Auch die zweite Runde ging an die Terroristen!
    »Wir bringen zweieinhalb und Kampinsky! Wir wünschen dafür: die Flugzeugskizze mit dem Bombenversteck – oder eine eindeutige, unmißverständliche Angabe! Sofort!«
    Drüben schwieg man sich aus. Querholz beging nicht den Fehler, ungeduldig nachzuhaken. Im Gegenteil, während der Funkstille schob sich der Wagen dichter an die Gruppe heran. Jeder Meter war Gold wert!
    Jetzt, in der Stille des Abends, hörte er die Hubschrauber, die hinter der Platzgrenze und den Pappeln warmdrehten. Sie konnten unmöglich Verdacht erregen: Bis vor einer halben Stunde waren die Amerikaner um den Platz gekurvt. Die Zusammenarbeit mit ihnen hatte ausgezeichnet geklappt.
    Die Pappelgardine war kaum noch zu erkennen. Leichte Nebelschlieren zogen über den Platz; der Himmel blutete wie aus tausend Wunden. Er war überzogen mit den Kondensstreifen der wartenden Flugzeuge, die Schleife um Schleife auf der Westseite des Rheins zogen. In der FDZ mußte Ulla ein halbes Dutzend Extrameldungen wegen der Verspätungen entgegennehmen, notieren und ohne Kommentar bestätigen.
    »Stopp!«
    Der Schützenpanzerwagenfahrer bremste so plötzlich, daß Querholz mit dem Kopf gegen die dicke Scheibe prallte. Er blickte den Präsidenten erwartungsvoll an.
    »Das war nicht ich! Das waren die drüben!« schimpfte Querholz.
    »Keinen Meter weiter!« Die gleiche harte Stimme. »Wir möchten Kampinsky sehen!«
    »Okay!« Querholz wuchs jetzt über sich selber hinaus, sofern das möglich war. Seine große Stunde war gekommen. Ein Star vor dem Bühnenauftritt, der das Auditorium zu Boden wirft! »Ihr könnt Kampinsky sehen! Wir sehen den Plan, auf dem das Versteck eingezeichnet ist! Vertrauen gegen Vertrauen!«
    Wieder Funkstille. Dann eine weibliche Stimme. Ira.
    »Okay, Alter! Zeig Kampinsky! Hier ist die Skizze!«
    »Darf ich mit dem Fernglas kontrollieren?« schlug Querholz zu.
    »Natürlich! Wir haben nichts zu verbergen!«
    Schlechte Gruppenkoordination! dachte es in Querholz. Erst darf ich nicht; jetzt darf ich! Großartig! Er hatte das Glas schon an den Augen, winkte flüchtig zurück zum Beamten, der Kampinsky darstellen sollte. Seine Blicke registrierten: alle fünf mit einer Waffe im Anschlag. Zwei M-16, zwei MP, eine … war das eine Art Panzerfaust? Die Frau unter ihnen war am wenigsten einsatzbereit. Sie hatte die MP umgehängt, das Papier in der Hand. Kein Zweifel!
    »Hier ist Kampinsky!«
    Kampinsky II beugte sich vor; Querholz bemühte sich mit auffälliger Unauffälligkeit, ihn möglichst durch seine eigene Kontur den Fernglasblicken der Terroristen zu entziehen.
    Der Wagen war noch immer rund 250 Meter entfernt. Und plötzlich pries sich Querholz glücklich, nicht dichter am Funkhaus zu sein. Der Betrug wäre dann offensichtlicher gewesen. An diese Möglichkeit freilich hatte er nicht gedacht. Endlich eine Runde, die an ihn ging.
    »Laß unseren alten Max mal ein paar Worte durchs Mikrofon sprechen!«
    Querholz' Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Kampinsky war vor über zwei Jahren in Untersuchungshaft genommen worden. Mit einem Dutzend Tricks am äußersten Rande der Legalität war es

Weitere Kostenlose Bücher