Devil Riders 1 Herz im Sturm
ignorieren meine ausdrücklichen Wünsche und gehen rücksichtslos über meine Entscheidungen hinweg. Das kann und will ich nicht zulassen.“
Gabriel war erschrocken. „Aber so ist es doch gar nicht.“ „Doch. Wenn ich einen Einwand erhebe, necken Sie mich, führen verführerische Spielchen auf und tun so, als hätte ich gar nichts gesagt. Genau wie eben auch. Ich habe ernsthafte Sorgen - ich habe Ihnen mehrfach versichert, noch bevor dieses Thema jetzt zur Sprache kam, dass ich nicht die Absicht habe, erneut zu heiraten -, und Sie erzählen mir irgendetwas von einer Salbe! Nennen mich eine wunderschöne Fliege! Als wären meine Sorgen nur lächerlicher, typisch weiblicher Unsinn. Nun, in Zindaria haben Männer mir erklärt, meine Sorge, jemand wolle meinen Sohn töten, sei nichts weiter als lächerlicher, typisch weiblicher Unsinn. Doch die haben sich geirrt, ich hatte recht, und ich werde mich nicht mehr wie ein Dummchen behandeln lassen!“ Sie stürzte ans Fenster und kehrte ihm den Rücken zu. Sie atmete schwer und ihre Haltung war stocksteif.
Er sah, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen. Zu Recht. Prompt bekam er ein schlechtes Gewissen. Er hatte sie nicht herabwürdigen, sondern nur etwas aufheitern wollen. War er wirklich so ein anmaßender Besserwisser gewesen? Das hatte er nicht beabsichtigt. Er hat nur das getan, was er für das Richtige hielt. Dennoch konnte er nachvollziehen, wie es auf sie gewirkt haben musste.
„Das kommt davon, jahrelang Offizier gewesen zu sein“, bekannte er reuig. „Beim Militär wird erwartet, dass man selbst entscheidet, was für jeden unter seinem Kommando das Beste ist. Es wird zur Gewohnheit.“ Er schluckte. „Und was das Necken betrifft - ich wollte Sie keinesfalls herabwürdigen. Das ist einfach so meine Art. Großtante Gertie nannte das immer meine, beklagenswerte, deplatzierte Neigung zu Leichtfertigkeit. Das scheint mit der Zeit schlimmer geworden zu sein.“ Er holte tief Luft und fuhr entschlossen fort: „Aber ich bin gewillt, mich zu ändern. Ich weiß nicht, ob es mir gelingt“, gab er zu, „doch wenn Sie mich heiraten, verspreche ich ihnen, es wirklich zu versuchen.“
Callie sagte lange Zeit nichts. „Manchmal mag ich Ihre Leichtfertigkeit sogar recht gern“, meinte sie schließlich. „Sie bringen mich zum Lachen, und ich weiß, ich bin viel zu ernst. Ich glaube aber, dass Sie diese Leichtfertigkeit bisweilen benutzen, um etwas anderes, tiefer gehendes dahinter zu verbergen.“ Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn an. „Das ist eine Möglichkeit, mit den dunkleren Seiten des Lebens fertigzuwerden, nicht wahr? Man zeigt Heiterkeit im Angesicht der Dunkelheit; man betrachtet nur die Oberfläche, anstatt in den Abgrund zu blicken.“
Er schluckte und fühlte sich wie ein aufgespießter Schmetterling. Am Rande eines Abgrunds. „Vielleicht. Manchmal. Manchmal ist es aber auch nur ... Ich komme nicht dagegen an. Es tut mir leid, wenn Sie das ärgert.“
Sie sah ihn prüfend an und lächelte dann zaghaft. „Manchmal würde ich Sie gern dafür ohrfeigen.“
„Dann ohrfeigen Sie mich“, erwiderte er prompt. „Ich habe einen ziemlich harten Schädel und ...“ Er verstummte. „Da, ich habe es schon wieder getan, nicht wahr?“, sagte er schuldbewusst Dieses Mal lächelte sie richtig. „Ja, aber das macht mir nichts aus. Es ist mir gleich, wie leichtfertig Sie sich geben, solange Sie mir zuhören. Und Sie hören mir zu, oder?“
„Ja.“ Großer Gott, ja, er hörte ihr in der Tat zu.
Sie durchquerte das Zimmer, setzte sich wieder und verschränkte ihre Hände auf dem Schoß. „Sie waren ehrlich zu mir, also werde ich jetzt versuchen, Ihnen meine Lage zu erklären“, begann sie „Ich weiß, ich habe nicht immer kluge Entscheidungen getroffen, doch frei für mich selbst zu entscheiden ist eine neue Erfahrung für mich - eine ganz neue und kostbare Erfahrung.
Mein Leben lang hat Papa bestimmt; was ich tun sollte, was für Kleider ich trug, was ich lernte, was ich aß, mit wem ich Umgang hatte - und das zu jeder Tageszeit. Dann, als ich gerade sechzehn war, heiratete ich Prinz Rupert von Zindaria, der noch rigider über mein Leben bestimmte als Papa.
Schließlich starben beide innerhalb von nur zwei Monaten, und ich blieb ein ganzes Jahr lang in diesem straff geordneten Leben gefangen, bis das Leben meines Sohns bedroht wurde und ich nicht mehr wusste, wem ich noch vertrauen konnte. Also musste ich selbst entscheiden, was zu tun
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