Devil Riders 1 Herz im Sturm
genannt? Der eheliche Bastard. Und Harry war der uneheliche Bastard. Ihr hieltet euch damals für so schlau.“
„Ich war damals elf, Gabriel, und Marcus war dreizehn. Wir haben beide nur wiederholt, wie unser Vater euch genannt hat -was dumm und grausam war, wie ich zugeben muss. Dafür habe ich mich schon früher entschuldigt, und ich werde es so lange weitertun, bis du mir verzeihst, denn ich bereue das alles von ganzem Herzen. Hätte Vater dich jemals gesehen, hätte er gewusst, dass du wirklich unser Bruder bist.“
„Und Harry?“
„Ich erkenne ihn als meinen unehelichen Halbbruder an“, erwiderte Nash vorsichtig.
Gabriel schnaubte. „Wie großmütig von dir. Ich nenne ihn meinen Bruder, etwas anderes kommt für mich nicht infrage. Er ist ebenso ein Opfer der Torheit meines Vaters wie ich. Harry gehört zu der einzigen Familie, die ich je gehabt habe - Harry, Großtante Gertie und in den letzten Schuljahren Tante Gosforth. Harry ist mein Bruder, mein Schulfreund, mein Kriegskamerad. Du und dein Bruder, ihr seid Fremde für mich.“
„Sag das nicht so, ,dein Bruder". Marcus ist auch dein Bruder.“ Gabriel verschränkte die Arme und wechselte das Thema. „Du hast vom Kronprinzen von Zindaria gesprochen. Du wirst ihn nicht ausliefern. Das lasse ich nicht zu.“
Nash lehnte sich mit nachdenklicher Miene zurück. „Ich gebe nicht auf, was dich betrifft, Gabriel. Aber ja, um zum Thema zurückzukehren - wenn der Graf dem Kronprinzen tatsächlich etwas antun will, muss der Junge beschützt werden, da stimme ich dir zu. Nur wie?“
„Verbanne den Bastard aus England.“
Nash warf Gabriel einen Blick zu, der besagte, er könne mit dem Wort „Bastard“ so oft um sich werfen, wie er wollte, er, Nash, würde nicht darauf eingehen. „Leider kann die Regierung das nicht. Zindaria mag zwar klein und unbedeutend sein, aber es ist ein Verbündeter Österreichs, und einen internationalen Konflikt können wir uns nicht leisten.“ Er legte die Fingerspitzen aneinander und betrachtete sie grübelnd. „Was wir brauchen, ist eine Komplikation. Etwas, womit sich das Außenministerium länger beschäftigen muss; etwas, das eine Verzögerung der Sache zur Folge hätte. Verzögerungen können für eine Regierung die nützlichste Waffe sein.“ Gabriel schnaubte. Verzögerungen hatten ihm beim Militär viele Probleme eingebracht. Verzögerungen bei der Bereitstellung von Mitteln, Verzögerungen bei der Beschaffung von Vorräten. Er hatte keine Geduld mit Verzögerungstaktiken der Regierung. Er sah Nash an. Außer vielleicht in diesem Fall. Er beugte sich vor, als die Idee in ihm zu reifen begann. „Wenn die Prinzessin mit einem Engländer verheiratet wäre, würde das etwas ändern?“
„Ja, das würde die Lage richtig schön kompliziert machen, aber sie ist es leider nicht.“
„Sie könnte es sein. Mit mir.“
Nash starrte ihn an. „Bist du von Sinnen? Du kennst sie doch kaum!“
„Das spielt keine Rolle. Worauf es ankommt - sie wäre nicht nur mit einem Engländer verheiratet, sondern auch noch mit einem, dessen Familie ausgezeichnete Verbindungen hat. Eine Tante, die eine Ikone der Gesellschaft ist; ein Bruder, der Einfluss auf Regierungsentscheidungen hat...“
„Und ein weiterer Bruder, der im Oberhaus sitzt und der einen gewaltigen Aufstand machen würde, wenn jemand versuchte, seiner Schwägerin den Sohn wegzunehmen! Und abgesehen davon bist du ein Kriegsheld.“ Nash lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah seinen Bruder anerkennend an. „Brillant. Das würde unseren Zwecken ausgezeichnet dienen - aber bist du sicher, dass du das wirklich tun willst?“
Gabriel nickte. „Ganz sicher.“
„Verführerisch, die Kleine, wie?“
Gabriel durchbohrte seinen Bruder fast mit seinem Blick, „Nein.“ Das Wort klang wie ein Peitschenhieb.
„Nicht verführerisch?“
„Nicht deine Angelegenheit, Bruder.“ Gabriel war selbst entsetzt über die Heftigkeit seiner Reaktion. Allein der Gedanke, dass , sein Bruder Callie als „verführerische Kleine“ bezeichnete, weckte in ihm das Verlangen, Nash zu schlagen. Sein Bruder hatte sie ja noch nicht einmal kennengelernt.
Nash betrachtete ihn kühl. „Schon verstanden. Immerhin wird sie meine Schwägerin sein. Es wird jedoch viel Gerede geben.“ „Darauf zähle ich sogar“, erwiderte Gabriel. „Je mehr Leute von der Hochzeit wissen, desto schwieriger wird es, ihren Sohn außer Landes bringen zu lassen.“ So ist es richtig, sagte er sich.
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