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Dexter

Dexter

Titel: Dexter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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sich um und folgte ihrem Blick. »Die Garage?«, fragte sie dann an das Dienstmädchen gewandt. »Er ist in der Garage?«
    Endlich nickte die Frau.
»El garaje«,
bestätigte sie leise und äußerst rasch, als hätte sie Angst, gehört zu werden.
»Bobby vive en el piso segundo.«
    Deborah sah mich an. »In der Garage. Er wohnt darüber«, übersetzte ich. Obwohl in Miami geboren und aufgewachsen, hatte Deborah in der Schule aus unerfindlichen Gründen Französisch gewählt.
    »Ist er jetzt dort?«, fragte Deborah das Dienstmädchen.
    Sie nickte ruckartig.
»Creo que si.«
Wieder befeuchtete sie sich die Lippen, um dann unvermittelt, in einer Art spastischem Krampf, die Haustür zuzudrücken, ohne sie wirklich zuzuknallen.
    Deborah betrachtete einen Moment die geschlossene Tür, dann schüttelte sie den Kopf. »Wovor hat sie solche Angst?«
    »Ausweisung?«, bot ich an.
    Sie schnaubte. »Joe Acosta würde niemals eine Illegale einstellen. Er kann doch jederzeit eine Green Card besorgen.«
    »Vielleicht hat sie Angst, ihre Stelle zu verlieren«, sagte ich.
    Deborah drehte sich um und musterte die Garage. »Mhm«, murmelte sie. »Aber vielleicht hat sie auch Angst vor Bobby Acosta.«
    »Tja«, begann ich, aber Deborah setzte sich in Bewegung und lief um die Hausecke, ehe ich fortfahren konnte. Auf der Einfahrt holte ich sie ein. »Sie wird Bobby sagen, dass wir hier sind«, warnte ich.
    Deborah zuckte die Achseln. »Das ist ihr Job.« Sie blieb vor dem übergroßen Garagentor stehen. »Es muss einen anderen Eingang geben, vielleicht eine Treppe.«
    »Auf der anderen Seite?«, schlug ich vor. Ich hatte erst zwei Schritte getan, als ich ein Dröhnen hörte und das Garagentor nach oben zu rollen begann. Ich drehte mich um und sah zu. Von innen drang ein gedämpftes Schnurren, das immer lauter wurde, je weiter das Tor nach oben rollte, und als es so weit oben war, dass man hineinsehen konnte, erkannte ich, dass das Geräusch von einem Motorrad stammte. Darauf saß ein dünner Bursche von ungefähr zwanzig Jahren, der den Motor aufheulen ließ, während er zu uns hinausstarrte.
    »Robert Acosta?«, rief Deborah. Sie trat einen Schritt vor und griff nach ihrer Marke, um sich auszuweisen.
    »Scheißbullen«, fluchte der Mann, jagte den Motor hoch und gab Gas, wobei er absichtlich direkt auf Deborah zuhielt. Das Motorrad machte einen Satz, und Deborah schaffte es mit knapper Not, sich zur Seite zu werfen. Dann war er auf der Straße und raste davon. Bis Deborah sich aufgerappelt hatte, war das Motorrad verschwunden.

[home]
    13
    I m Lauf meiner Arbeit für die Miami Dade Police hatte ich den Terminus »shitstorm« bei etlichen Gelegenheiten vernommen, aber um der Wahrheit die Ehre zu geben, muss ich gestehen, dass ich das eigentliche meteorologische Ereignis nie tatsächlich erlebt hatte, bis Debs die Fahndung nach dem einzigen Sohn eines mächtigen Stadtrats einleitete. Innerhalb von fünf Minuten parkten drei Streifen- und der Übertragungswagen eines Fernsehsenders vor dem Haus neben Debs’ Auto, und in Minute sechzehn hatte Debs Captain Matthews am Telefon. Im Verlauf des zweiminütigen Gesprächs hörte man von ihr im Wesentlichen nur »Ja, Sir. Ja, Sir. Nein, Sir«, und als sie endlich das Handy zuklappte, war ihr Kiefer so verkrampft, dass ich mich fragte, ob sie wohl jemals wieder feste Nahrung zu sich nehmen konnte.
    »Scheiße«, zischte sie durch die fest zusammengebissenen Zähne. »Matthews hat den Fahndungsbefehl kassiert.«
    »Wir wussten, was auf uns zukommt.«
    Debs nickte. »Es ist schon da«, meinte sie und fügte mit einem Blick über meine Schulter hinzu: »Aua, Scheiße.«
    Ich drehte mich um und folgte ihrem Blick. Deke entstieg seinem Wagen, zog seine Hosen hoch und bedachte die Frau, die sich vor dem Übertragungswagen Haare bürstend auf die Aufnahme vorbereitete, mit einem breiten Lächeln. Sie stellte das Bürsten tatsächlich vorübergehend ein und starrte ihn mit offenem Mund an, worauf er ihr zunickte und zu uns herüberschlenderte. Sie sah ihm hinterher, leckte sich die Lippen und wandte sich dann mit neuem Elan ihren Haaren zu.
    »Streng genommen ist er dein Partner«, mahnte ich.
    »Streng genommen ist er ein hirntotes Arschloch«, erwiderte sie.
    »Hi.« Deke hatte uns erreicht. »Der Captain sagt, ich soll dich im Auge behalten, mich darum kümmern, dass du nicht noch mehr Mist baust.«
    »Wie zum Teufel willst ausgerechnet
du
feststellen, ob ich Mist baue?«, schnauzte Deborah ihn

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